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Freitag, Dezember 8, 2023
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Abenteuer Spreewald

Abenteuer Spreewald</p> <p>

Mit einem Aktionsplan an kurz- und langfristigen Arbeiten und Millionensummen soll die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft erhalten werden

Wenn Daniel Uhlig sein Kajak durch die Fließe des Unterspreewalds zwischen Lübben und Schlepzig steuert, dann ist es ganz ruhig auf dem Wasser. Und das, obwohl ihm eine Schar von eigentlich ganz zappeligen Kindern oder anderen abenteuerlustigen Gruppen in weiteren Booten folgt. Der Chef der Outdoor Vagabunden von Königs Wusterhausen animiert auf seinen geführten Touren dazu, in diese einzigartige Naturlandschaft wirklich hinein zu lauschen und zu sehen. „Ich will den Leuten erlebbar machen, was da kreucht und fleucht“, sagt der Egsdorfer. Gerade auch im Sommer geht er gern mit Familien und anderen Gruppen auf Mehrtagestouren zwischen Spreewald und Dahme-Seen, um dem erwachenden Morgen, dem kühlen Luftzug im Mittagsschatten und den Geräuschen der Nacht ganz nah sein zu können. „Die Fließe, die Wiesen, die Wälder sind voller Leben, voller Überraschungen“, sagt Daniel Uhlig, der seit über zehn Jahren auf den Wasserpfaden unterwegs ist und immer noch Neues entdeckt. „Dafür muss man aber auch alle Sinne beisammen haben und mit Respekt in diesen Lebensraum eintauchen.“

Es klingt auch ein bisschen wie ein Appell, den Spreewald der Nachwelt als intaktes System zu übergeben, in dem – so wie seit Jahrhunderten – Mensch und Natur miteinander auskommen. Nicht nur der zunehmende Tourismus, sondern auch die Verockerung der Fließe besonders im Oberspreewald durch den Tagebau in der Lausitz, der Zustand der historischen Schleusen und Wehre, intensivere Landwirtschaft auf der einen Seite und andererseits die Aufgabe der Bewirtschaftung vieler kleiner Feuchtwiesen, die für das Ökosystem so wichtig sind, setzen der geschützten Kulturlandschaft zu. Seit Jahren arbeiten die verschiedensten Akteure auf Landes- und kommunaler Ebene sozusagen an einem Masterplan, der das Biosphärenreservat in seiner Ganzheit betrachtet und mit koordinierten Maßnahmen gegensteuert.

Das wird Millionen kosten. So steht es schwarz auf weiß in dem Entwurf des „Aktionsplans Spreewald“, den Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger in der vergangenen Woche erstmals öffentlich auf der 11. Spreewaldkonferenz in Lübbenau vorstellte. „Wir sehen den Bedarf, einerseits die Kräfte zu bündeln und andererseits die große Aufgabe, den Erhalt dieser einmaligen Kulturlandschaft, die so sehr vom Wasserangebot abhängt, auf möglichst vielen Schultern zu verteilen“, sagte er dort und traf dabei durchaus auf Zustimmung. Der Plan sieht drei Phasen zur Gewässerunterhaltung – insbesondere der Entschlammung von Spreearmen und -fließen –, zur Wartung und Rekonstruktion der technischen Anlagen, zur Landschaftspflege und Landnutzung sowie zur weiteren Entwicklung eines verträglichen Spreewaldtourismus vor.

Es sind kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele für einen Zeitraum der nächsten acht Jahre formuliert. Allein für die Kurzfristmaßnahmen bis 2020 wurde ein Bedarf von 20,5 Millionen Euro veranschlagt, der bereits durch EU-, Bundes- und Landesmitteln gedeckt ist. Die Finanzierung und Umsetzung dieser Maßnahmen ist vom Umweltministerium abgesichert. Phase zwei von 2021 bis 2025 steht mit 102,3 Millionen Eure zu Buche. Für die langfristige Phase drei ab 2026 werden jährlich 14,9 Millionen Euro benötigt. Außerdem sind einmalig 3,2 Millionen Euro für die Sanierung von Brücken erforderlich, mit denen wichtige Wegebeziehungen innerhalb des Spreewalds gesichert werden. Das Geld muss jeweils noch in die Haushalte eingestellt werden. Eine bereits bestehende Steuerungsgruppe aus Vertretern der Landesregierung, Kommunen und Interessengruppen soll den Umsetzungsprozess begleiten.

Wie vielschichtig die Bemühungen um den Erhalt der Kulturlandschaft, die so gern in romantischen Filmen inszeniert wird, sein müssen, zeigt sich auch an dem gerade neu aufgelegten Wettbewerb zur Wahrung des baukulturellen Erbes im ­Spreewald. Hausbesitzer, Vereine, Architekten, die sich mit ihren Projekten dem Erhalt typischer Gebäude oder Siedlungsstrukturen verschreiben, können sich beteiligen. Der Wettbewerb, der über die Verwaltung des Biospärenreservats in Lübbenau koordiniert wird, will die für die Region so typische Verflechtung von Mensch und Natur besonders würdigen. Gleiches gilt für das geförderte Spreewaldwiesenprogramm, bei dem die Mahd oder die Beweidung von kleinen Flächen bis zu drei Hektar bezuschusst wird. Der für den Spreewald so typische Heuschober, der gern von Touristen bei einer Kahn– oder Kajakfahrt fotografiert wird, wäre ohne solche speziellen Initiativen womöglich schon aus dem Landschaftsbild verschwunden. Auch das lernt man zum Beispiel beim so stillen und doch so spannenden Ausflugsabenteuer mit dem Outdoor-Vagabunden Daniel Uhlig.

TM

5000 Tier- und Pflanzenarten

Der Spreewald erstreckt sich über eine Fläche von 475 Quadratkilometern auf Teile der Landkreise Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße. 5000 Tier- und Pflanzenarten sind heimisch in der Region, die 1991 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt wurde. Neben dem Tourismus sind Land- und Fischwirtschaft wichtige Lebensgrundlagen. Mehr als die Hälfte des Biosphärenreservats ist Anbaufläche, der ökologische Landbau erreicht dabei einen Spitzenwert von rund 69 Prozent. Die Fließe der Spree kommen auf eine Gesamtlänge von 1575 Kilometern. Kähne sind noch immer ein wichtiges Verkehrs- und Transportmittel. Auf ihnen werden Waren jeglicher Art, Heu und auch die Post befördert. Und natürlich die Touristen. Im vergangen Jahr besuchten fast 2,5 Millionen Tagesgäste den Spreewald. Fast 2 Millionen Übernachtungen wurden registriert. Infos über aktuelle Angebote zur Ein- und Mehrtagestouren der Königs Wusterhausener Outdoor-Vagabunden gibt es zum Beispiel unter www.outdoorvagabunden.de. TM

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