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Äpfel mit Birnen verglichen

Realitätsferner Fokus des Magazins „Focus“ für LDS beim Landkreisranking

Der Landkreis Dahme-Spreewald (LDS)  ist in den neuen Bundesländern nicht mehr Spitze!  Und im Deutschlandvergleich nur noch auf Platz 223! So jedenfalls sagt es das Ergebnis des letzten Landkreis-Rankings des Münchner Magazins „Focus-Money“. Das Ranking gibt es jedes Jahr. Und in jedem Jahr – so auch in diesem – gab es ein mediales Sommerloch. Um das zu füllen, da muss irgendwas Spektakuläres her. Zum Beispiel Statistiken. Doch damit ist das so eine Sache: Je nachdem, wer wofür sie braucht, der biegt sie sich entsprechend zurecht. Wofür das letzte Landkreisranking vom Focus herhalten soll, ist nicht so recht ersichtlich.

Das Magazin vergleicht seit inzwischen 15 Jahren einmal jährlich die 381 Landkreise und kreisfreien Städte in punkto Wirtschaftskraft, Arbeitslosenquote, Investitionen in der verarbeitenden Industrie und verfügbarem Einkommen je Einwohner miteinander. Sieger 2018: Böblingen aus Baden-Württemberg. Die zehn vorn Liegenden kommen ausschließlich von dort und aus Bayern. In den neuen Bundesländern sieht das Magazin unseren Nachbarkreis Teltow-Fläming (TF) auf Platz 1 und auf dem Gesamtplatz 45.

Mit den Rankings wird – volkstümlich gesagt – „immer eine neue Sau durchs Dorf gejagt“. Das sah auch Landrat Stephan Loge im Gespräch mit dem KaWe-Kurier so. Dahme-Spreewald, das in den letzten Jahren immer ganz vorn an der Spitze lag, belegt diesmal nur einen Rang im unteren Mittelfeld – hinter Potsdam-Mittelmark, Oberhavel und Barnim. Platz 223 spiegelt nach Expertenmeinung nicht das reale Bild wider. Die „Focus-Money“-Redaktion verglich vor allem Veränderungen. „Focus“ ist weniger auf die tatsächlich vorhandene Wirtschaftskraft fokussiert als vielmehr auf deren Wachstum oder Rückgang. Teltow-Fläming hat den Vorteil, mehrere große Industrieunternehmen zu haben. Dazu zahlreiche Logistikzentren, Mercedes und den Turbinenprüfstand und das Entwicklerzentrum bei Rolls-Royce in Ludwigsfelde, die Investition in die Gasturbinenforschung bei Siemens oder auch die stetige Erweiterung im Baruther Industriegebiet. Hinzu kommt, dass die Ranking-Wichtung auf dem produzierenden Gewerbe liegt. Aber auch ein relativ hohes Bruttoinlandsprodukt und ein starker Anstieg der Beschäftigtenzahlen, die Dynamik insgesamt, lassen TF punkten.

Der insgesamt starke Landkreis Dahme-Spreewald dagegen ist stark auf Dienstleistungen ausgerichtet. Hier gibt es traditionell eher wenig produzierendes Gewerbe, wodurch er schon bei „Focus-Money“ in München nicht nur aus der dortigen Sicht ziemlich fern ist, sondern von dort oft „unter ferner liefen“ bewertet wird. LDS mit TF in diesem Ranking zu vergleichen, ist somit dasselbe, wie Äpfel und Birnen gegenüber zu stellen. Ein guter Mittelplatz für LDS, so auch der Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft von Dahme-Spreewald (WFG), Gerhard Janßen, im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland entspräche der Realität. Aber in dem Vergleich scheint es fälschlicherweise so, als ob Wirtschafts-Welten zwischen Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald liegen. Auch er zweifelt an der Seriosität des Rankings und erkennt zahlreiche Ungereimtheiten darin. So liegt Dahme-Spreewald noch hinter der Uckermark, die strukturschwach ist und eine hohe Arbeitslosenquote hat – die aber bei Focus dennoch noch vor der Landeshauptstadt Potsdam rangiert.

Diese Rankings scheinen insgesamt ein einziges Kuddelmuddel zu sein. Im November 2016 hatte „Focus“ LDS als wirtschaftlich stärksten Landkreis in Ostdeutschland gesehen. Im Mai 2016 wähnte das Wirtschaftsforschungsinstitut „Prognos“ Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald etwa gleich stark, was ihre Zukunftschancen angeht. Das Institut der Deutschen Wirtschaft erhob Dahme-Spreewald im April 2016 zum wirtschaftlich stärksten Landkreis im Osten, im Bundesvergleich stufte es den Landkreis sogar auf Platz 27 von 401.

Und was „Focus“ als „aktuelle Daten“ verkauft, ist eigentlich Schnee von gestern: Es sind Daten aus den Jahren bis 2015! Nicht eingeflossen in das Ranking ist zum Beispiel, dass die Zahl der Beschäftigten im LDS von 2016 auf 2017 so stark gestiegen ist wie nirgends sonst in Ostdeutschland. Und auch die Arbeitslosenquote ist so gering, dass der Landkreis im positiven Sinn mit an der Spitze in Ostdeutschland steht. Wie LDS auch sonst mit an der Spitze steht.

Das werden wir aber von einem „aktuellen“ Ranking erst in zwei oder drei Jahren erfahren. Wenn überhaupt. UR

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