
Die Königs Wusterhausener Unternehmen BEV Ingenieure GmbH und Tiefgang GmbH sind Vorreiter für die Nutzung erneuerbarer Energien / Kommunen und Firmen verschenken noch viel Potential
Durch die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands hat die Diskussion über den Weg zur Erreichung der Klimaziele einen neuen Schub erhalten. Die Grünen haben unlängst vor der Kulisse eines Brandenburger Moors ein neues Klimaschutzministerium mit einem Vetorecht zu Beschlüssen aller anderen Bundesministerien gefordert. Der Kohleausstieg müsse weiter vorgezogen, die erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne massiv gefördert und ausgebaut sowie innovative Ressourcen schonende Energiesysteme in den Bereichen Bau und Verkehr entwickelt werden.
Seit Jahren setzen die beiden Königs Wusterhausener Unternehmen BEV Ingenieure GmbH und Tiefgang GmbH auf diese Karten und können damit getrost als Vorreiter für klimaneutrale technische Lösungen in der Region bezeichnet werden. Seit diesem Sommer ist zum Beispiel die erste von der Tiefgang GmbH geplante Wärmerückgewinnungsanlage in der Gesamtschule im Zossener Ortsteil Dabendorf in Betrieb. Sie stellt für den Schulneubau, in dem rund 1200 Mädchen und Jungen lernen, bis zu 70 Prozent der benötigten Wärme aus dem Schmutzwasserstrom der Schmutzwasserdruckleitung Groß Machnow-Dabendorf des Zweckverbandes KMS Zossen bereit. Die nächsten Planungen in diesem Bereich sind bereits in Stahnsdorf in Arbeit. Ein weiteres Großprojekt der BEV Ingenieure war die erste Schlammfaulung im Betriebsgebiet der DNWAB auf dem Gelände der Kläranlage in Zossen, die mit rund 3 Millionen Euro von der ILB gefördert wurde. Ab Oktober 2021 wird ein großer Anteil der benötigten elektrischen Energie durch das Blockheizkraftwerk selbst erzeugt. Die Beantragung und komplette Betreuung bis zur Auszahlung und Abrechnung der Fördermittel erfolgt, wie bei allen anderen Projekten, durch die Partnerfirma Tiefgang GmbH. Durch die Erfahrungen und die Kontakte der insgesamt 26 Mitarbeiter beider Unternehmen ist eine erfolgreiche Abwicklung gesichert.
Auch im Bereich Photovoltaik ging es 2020 mit 3 Projekten erfolgreich zur Sache. Im Wasserwerk Lindenbrück des Zweckverbandes Komplexsanierung Mittlerer Süden ist eine Anlage mit einer Spitzenleistung von 70 kWp seit November 2020 in Betrieb. Sie ersetzt so Teile der benötigten Energie für den Betrieb der Wasseraufbereitung und der Wasserverteilung im Trinkwassernetz des Zweckverbandes KMS Zossen. Die größte Photovoltaikanlage, geplant als Freiflächenanlage mit einer Leistung von 180 kWp sowie einem Speicher für den Trink – und Abwasserzweckverband Liebenwalde, wurde im November fertig gestellt. Leider konnte die Anlage durch die schleppende Bearbeitung beim Netzbetreiber E.DIS erst 6 Monate nach Fertigstellung den Betrieb aufnehmen.
Ebenso konnte die Photovoltaikanlage im Wasserwerk Eichwalde des Märkischen Abwasser- und Wasserzweckverband mit einer Gesamtleistung von 180 kWp im November fertig gestellt werden. Sie liefert seit Ende Januar dieses Jahres wertvolle Energie für den Eigenverbrauch des größten Wasserwerkes des Märkischen Abwasser- und Wasserzweckverbandes. Durch die Lage sowohl auf dem Dach der Wasseraufbereitung als auch auf dem Reinwasserspeicher verteilt sich die erzeugte Energie optimal über die Tageszeit.
„Leider wird die Inbetriebnahme solcher Anlagen durch komplizierte Regelungen der Netzbetreiber selbst bei Eigennutzung der erzeugten Energie immer wieder verzögert“, moniert BEV-Geschäftsführer Matthias Köpke. „Dies ist ein deutliches Hemmnis beim Ausbau der erneuerbaren Energien durch Kommunen und Verbände. Dabei spielt insbesondere der größte Netzbetreiber Brandenburgs, die E.DIS, keine gute Rolle“, berichtet er weiter. „So kann die Anlage in Liebenwalde erst 6 Monate nach Fertigstellung den Betrieb aufnehmen, was für unser Klima keine gute Nachricht ist. Der Zweckverband hat auf Grund der Probleme mit der E.DIS eine weitere Anlage auf Eis gelegt. Hier sollte die Landespolitik und unsere Landtagsabgeordneten aktiv werden und die Interessen der Klimapolitik gegenüber den Netzbetreibern durchsetzen. Leider gab es bisher von beiden keine Reaktion auf meine Intervention“, kritisiert der Chef des Ingenieurbüros. Er könne Überlegungen von Kommunen im Berliner Umland nachvollziehen, das Energienetz in ihrem Gebiet in Eigenregie zu übernehmen und erneuerbare Energien besser zu fördern und zu entwickeln. „Den Rückenwird merken wir bei Projekten in Lübben und Senftenberg mit anderen Betreibern bzw. eigenen Stadtwerken“, so Matthias Köpke.
Insgesamt schaut das Unternehmen recht optimistisch in die zweite Hälfte des Jahres. Es sind noch zahlreiche Solar-Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 2 MW geplant. Die Tiefgang GmbH rechnet zeitnah mit mehreren positiv beschiedenen Projekten, deren Förderung bei der ILB beantragt ist. Bereits 4 Projekte wie die Photovoltaik-Anlage für das Storkower Wasserwerk des WAS Storkow-Scharmützelsee, das Klärwerk Groß Kreuz, das Klärwerk in Lübben und das Wasserwerk Tettau des Wasserverbandes Lausitz sind positiv beschieden, sodass die Planungen im vollen Gange sind. Den Verbänden und Kommunen kommen dabei fallende Herstellungskosten bei immer weiter steigender Effektivität der Komponenten zu Gute.
„Leider liegt der Fokus bei vielen Kommunen noch nicht ausreichend auf der Klimapolitik“, räumt Matthias Köpke ein. „Nur wenige haben den Klimanotstand erklärt, wonach alle neuen Projekte auf den Prüfstand gestellt werden. Das betrifft auch viele Unternehmen der Region. Beim Gang durch die Gewerbegebiete und Siedlungen entdecke ich zahlreiche geeignete Dächer. Außerdem gibt es für viele Kommunen und Verbandsgebiete Potentialstudien für Wärmenutzung aus Abwasser, die bisher ungenutzt in den Schubladen liegen. Dabei ist es heute bereits lukrativ und hoch wirtschaftlich, erneuerbare Energien selbst zu nutzen und dadurch für ein positives Image zu sorgen“, betont der Chef der beiden Königs Wusterhausener Ingenieurbüros.
Das geht übrigens selbst mit gutem Beispiel voran. Nachdem bereits 2018 das erste Hybridfahrzeug als Firmenfahrzeug angeschafft wurde, sind in 2020/21 weitere fünf Hybridfahrzeuge und zwei Elektrofahrzeuge hinzugekommen. Dafür stehen 4 Anschlüsse an firmeneigenen Ladesäulen zur Verfügung. „Das, was die Pioniere vor mehr als 20 Jahren angeschoben haben ist jetzt für die breite Anwendung verfügbar“, sagt Matthias Köpke. „Es kommt darauf an, es zu nutzen. Jeder, ob Kommune, Firma oder Privatperson kann jetzt einen Beitrag zum Klimawandel leisten. Es gibt keine Ausreden mehr, es nicht zu tun.“
RED