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Luther – Ein Mann des Heute

Die meisten kennen von Luther ja nur solche lebensprallen Weisheiten wie die Frage, ob es denn nicht geschmecket haben, weil  man nach dem Essen nicht gerülpset habe. Oder solche sinnenfrohen Liebeserkenntnisse, dass „in der Woche zwie schaden weder di noch mi“. Dass „eine feste Brust unser Gott“ ist, ist allerdings  eine schöne Verballhornung eines lutherischen Kirchenliedes. Doch Luther kannte das Leben. Hatte er eine Vorahnung, was 495 Jahre später in der katholischen Kirche los ist? Morgen haben wir Brandenburger Feiertag. Reformationstag. Die Christen gehen in die Kirche, die anderen in Berlin einkaufen. Feiertag, weil am 31. Oktober 1517, vor 495 Jahren, Martin Luther seine 95 Thesen eigenhändig an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll. Der Thesenanschlag gilt als Anlass für die Reformation – deshalb der Feiertag – in Brandenburg. Die Historizität ist umstritten. Nicht aber, dass die Thesen am 31. Oktober 1517 erstmals in Umlauf gebracht wurden. Darin tritt Luther gegen den geschäftsmäßigen Handel mit Ablassbriefen auf. Mit Einkünften aus dem Ablasshandel hatten damals einige Päpste beträchtliche Geldsummen aus ganz Europa nach Rom gelenkt, die unter anderem für den Bau des Petersdoms verwendet wurden. Den Ablasshandel hat die katholische Kirche später selbst verboten, aber manches aus Luthers Thesen ist heute so aktuell wie damals. Zum Beispiel These Nr. 86: „Warum baut der Papst, der heute reicher ist als der reichste Crassus, nicht wenigstens die eine Kirche St. Peter lieber von seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen?“ Denkt man da nicht sofort an den Limburger Protzbischof mit seiner 40 Millionen Euro teuren Residenz? Oder die schweren BMW-Limousinen des Vatikans, die vielen millionenteuren Insignien weltlicher Macht? Der neue Papst Franziskus hat gleich nach der Wahl auf uralte Selbstverständlichkeiten  – auf Purpur, Goldkreuz, Hermelinbesatz und rote Schuhe –  verzichtet, will den geistigen und moralischen Mief aus dem Vatikan raus haben. Autorität müsse sich speisen aus Glauben und Glaubwürdigkeit, nicht aus Machtsymbolen und Luxeria. Karrieredenken, Eitelkeit und Prunksucht seien wie Lepra. Sie verunstalteten das Gesicht der Kirche bis ins Lächerliche. Nicht nur das der Kirche.
Nichts anderes hat Luther schon vor knapp 500 Jahren gesagt. Ein Mann des Heute.
Mark Brandenburger.

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