Annalena hat einen ziemlichen (Baer-)Bock geschossen. Annalena Baerbock, vorn Sitzende der Grünen und deren Kanzlerkandidatin, ist schon voll im Politikermodus. Sie hat politische Amnesie. Vergesslichkeit. Wie auch andere. Zum Beispiel der einstige Bürgermeister von KW, der vergessen hat, dass und weshalb ihn eine Mehrheit der KWer erst kürzlich krachend abwählte. Und trotzdem nun wieder auf den Amtsstuhl will. Oder die Wildauer Bürgermeisterin, die vergessen hat, dass die Gemeinde einen beschlossenen Flächennutzungsplan hat. Aber sie andere Pläne. Politiker wie die Annalena vergessen, weil sie „so viel um die Ohren“ haben, glatt ihre Nebeneinkünfte anzugeben. Sie vergaß da gleich mal über 25.000 Euro, die sie zusätzlich zu den Diäten als Bundestagsabgeordnete als Parteichefin aus dem Personalbudget der Grünen bekam. Was aber – das sollte man nicht vergessen – auch unsere Steuergelder sind. Als Weihnachtsgeld und als „Prämien für errungene Erfolge“. Anders als bei den Grünen sind Erfolgsprovisionen für gewählte Partei-Vorsitzende bei anderen Parteien nicht üblich. Aber von nur 120.000 Euro Einkünften aus Abgeordneten-Diäten im Jahr zu leben, ist ja auch einer vorn sitzenden Vorzeige-Grünen echt nicht zuzumuten. Sie habe es „nicht auf dem Schirm“ gehabt, die Einkünfte zu melden, verteidigt sich die Baerbock. Aber dann getan. Sie vergisst dabei, dass sie nicht von sich aus darauf kam, sondern erst die Presse. Frau Baerbock hat zwar Twitter-Account, MdB-Büro und Grünen-Pressestelle, aber vergessen, sie zu nutzen und nichts von sich aus mitgeteilt. Vergessen. Sie hatte wohl gehofft, es merke keiner. Und wenn doch, dass es schnell vergessen ist. Ob sie das Geld jetzt spendet? Das vergisst sie doch.
Amnesie – das ist bei den Grünen nicht so schlimm. Daran litten schon andere Politiker. Auch der frühere Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir. Jetzt fiel es ihm wieder ein und wie Schuppen aus dem Haar: Er hatte vergessen, Einkünfte in Höhe von insgesamt 20.580 Euro anzugeben, die er 2014 bis 2017 (!) erhalten hat. Weihnachtsgeld, das die Partei ihm und allen Mitarbeitern der Bundesgeschäftsstelle gezahlt hatte. Özdemir hat solche Erinnerungslücken öfter, er ist deshalb bereits einmal von allen Ämtern zurückgetreten: So 2002, da hatte er einen billigen Kredit von einem PR-Berater angenommen und vergessen, dass er seine auf Dienstflügen erworbenen Bonus-Meilen nicht privat nutzen durfte. Deshalb ist er sauer über die Öffentlichkeit. Doch die Grünen Moralapostel stehen besonders im Licht: Sie wollen anderen den Fleischkonsum verteuern und das Schnellfahren abgewöhnen. Auch bei Flugreisen haben die Grünen eine Doppelmoral: Sie wollen das Fliegen verbieten, sind aber selbst die Vielflieger unter den Parlamentariern. Zwischen Herbst 2017 und Ende 2018 unternahmen sie im Schnitt 1,9 Dienst-Einzelflüge pro Kopf. Unter allen Fraktionen waren es im Schnitt nur 1,2 Einzelflüge pro Person.
Stefan Zweig, der große Literat, wusste schon zu seiner Zeit: „Wahrhaftigkeit und Politik wohnen selten unter einem Dach.“ Was die Grünen und die KanzlerIn werden wollende Baerbock beweisen. Und überhaupt.