
Auf dem Funkerberg ging ein weiteres modernes Heizkraftwerk der WKW in Betrieb Abwärme des Biomasse-Kraftwerks im Hafen wird künftig genutzt / Wildau möchte „grüne Wärme“
Es ist weit mehr als ein weiteres modernes Heizkraftwerk (HKW), dass die Wärmeversorgungsgesellschaft Königs Wusterhausen (WKW) am vergangenen Donnerstag auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen feierlich eröffnet hat. Getreu dem langjährigen Firmenmotto „Grüne Energie für unsere Stadt“ ist es zugleich ein zukunftsweisendes nachhaltiges Projekt, mit dem der Erdgaseinsatz innerhalb der nächsten drei Jahre halbiert werden soll.
Denn in den nagelneuen Anlagen des Heizkraftwerkes sind alle technischen Voraussetzungen geschaffen worden, um die bislang ungenutzte Abwärme aus dem Biomasse-Kraftwerk der MVV Umwelt Asset GmbH im Hafen Königs Wusterhausen in das HKW im Technologiepark Funkerberg einzuspeisen und von dort in die angeschlossenen Haushalte zu verteilen. Damit schlägt Königs Wusterhausen einen Weg ein, der im deutschlandweiten Vergleich für eine 40000-Einwohnerstadt Modellcharakter hat. Hinzu kommt, dass auch die Stadt Wildau gewillt ist, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich mittels einer neuen Fernwärmeleitung vom Funkerberg in Richtung des Ortes ans Kraftwerk anzukoppeln und somit drängende Fragen der eigenen kommunalen Energie- und Wärmeversorgung zu lösen.
So ist es nur allzu berechtigt, dass der Geschäftsführer der WKW Martin Kleindl vor den vielen Gästen zur Eröffnung davon sprach, dass die Investition von insgesamt knapp 4 Millionen Euro in das neue Gebäude und seine Anlagen die konsequente Fortsetzung einer zukunftsorientierten und ökologischen Fernwärmeversorgung in Königs Wusterhausen ist. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1993 wurden die zwei alten Kohlekraftwerke abgelöst und kontinuierlich an der Erweiterung des Fernwärmenetzes gearbeitet. Bereits heute erhalten schon knapp 7.000 Haushalte und Firmen Wärme und Strom von der WKW.
Mit dem Heizkraftwerk Funkerberg – es ist der nunmehr dritte Erzeugerstandort neben denen in der Schillerstraße und in der Schenkendorfer Flur – werden die Kapazitäten erneut vergrößert. Zudem hat die WKW in gut zwei Jahren Bauzeit den Grundstein für ein künftiges Energiedrehkreuz im Technologiepark gelegt. Nachdem 2020 der Bauauftrag an die Märkische Projektbau GmbH Wildau erteilt worden war, konnte der Baukörper, der gut eine Millionen Euro gekostet hat, Ende 2021 von der Firma schlüsselfertig übergeben werden. Anschließend installierte die Firma SES Energiesysteme GmbH aus Berlin die Anlagentechnik, für die weitere rund 2,9 Millionen Euro investiert wurden. Im Oktober 2022 begann der Probebetrieb, bei dem Schritt für Schritt alle Erzeuger-Komponenten eingefahren und erfolgreich getestet wurden.
Somit steht ab sofort eine Gesamt-Erzeugerleistung von rund 8 Megawatt Wärme und rund 2 Megawatt Strom zur Verfügung. Damit können die Wärmeversorgung von weiteren 3.000 Haushalten und die Grundlast-Stromversorgung von etwa 5.000 Haushalten aus dem HKW Funkerberg sichergestellt werden, womit auch Kapazitäten für künftige neue Wohngebiete wie zum Beispiel den Königspark oder auch für Abnehmer jenseits der Stadtgrenzen wie zum Beispiel die Stadt Wildau geschaffen wurden.
Im Nachbarort, so bestätigt es Wildaus Bürgermeister Frank Nerlich, der bei der Eröffnung dabei war, dem KaWe-Kurier, gibt es die feste Absicht, die Stadt erstmals an eine Fernwärmeversorgung anzuschließen. „Dazu laufen die Gespräche mit der WKW, aktuell hat die Stadtverordnetenversammlung einstimmig einen Prüfauftrag beschlossen“, informiert er. Die Lage des neuen Heizkraftwerkes auf dem Funkerberg zwischen Königs Wusterhausen und Wildau spreche für ein solches Projekt. Frank Nerlich betont, dass zwar noch keine Verträge unterzeichnet seien, er sich aber dafür einsetze, zunächst kommunale Einrichtungen wie das Freizeitzentrum Wildorado, die Grundschule oder auch Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WiWo beispielsweise am Hückelhovener Ring auf diesem Weg zu erschließen. Dafür müsste eine rund drei Kilometer lange Leitung vom Funkerberg unter der Autobahn A10 hinweg in Richtung des Ortes verlegt werden.

Fest steht bereits, dass eine Verbindungstrasse vom HKW Funkerberg zum Hafen von Königs Wusterhausen gebaut wird. Sie soll bis zum Jahr 2025 das Biomasse-Kraftwerk der MVV Umwelt Asset GmbH mit dem Fernwärmenetz verbinden. In ihrem gemeinsamen Modell-Projekt wollen WKW und MVV die industrielle Abwärme der Verstromung der Biomasse für die kommunale Wärmeversorgung nutzbar machen. Der Geschäftsführer der MVV Umwelt Dr. Johannes Günther betonte bei der Eröffnung des Heizkraftwerkes, dass dieses ambitionierte Projekt ein wichtiger Schritt sei, um auch künftig die Arbeitsplätze im Biomasse-Kraftwerk sowie bei den Zulieferern in der Region zu sichern. Für technische Detailfragen sollen dabei auch die wissenschaftlichen Kompetenzen der Brandenburgischen technischen Universität BTU Cottbus-Senftenberg und der Technischen Hochschule Wildau genutzt werden. Im Endausbau ist die Auskopplung von mindestens 30.000.000 kWh CO2-neutraler Wärme pro Jahr geplant. Gleichzeitig wird der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid um rund 10.000 Tonnen pro Jahr reduziert. Damit leistet Königs Wusterhausen einen wesentlichen Beitrag zur vorfristigen Erreichung der nationalen Klimaziele 2030.
Darüber hinaus wirkt die WKW der stetig steigenden gesetzlichen Besteuerung der Treibhausemission entgegen und kann das Preisniveau für ihre Kunden durch einen künftigen Anteil von über 70 Prozent an erneuerbarer Energie attraktiv halten. Es ist eben tatsächlich mehr als „nur“ die Inbetriebnahme eines neuen Heizkraftwerkes, die da in der vergangenen Woche vom Funkerberg aus verkündet und gestartet wurde. Es ist ein Vorgriff auf die Zukunft, der eine starke kommunale Antwort im Interesse des Klimas und der Bürger auf die aktuelle Energiekrise gibt. TM
