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Auf den Knien gestartet

Seit 30 Jahren ist der KaWe-Kurier ein Partner aus der und für die Region

Der Herbst 1990 war bunt. Am 3. Oktober ging die DDR freudenfeuerwerkerisch in der BRD auf. Und am 11. Oktober gab es eine neue Farbe im bisher grauen märkischen Zeitungswald: Der erste KaWe-Kurier steckte in den Briefkästen des Altkreises Königs Wusterhausen. Kostenlos und als Wochenzeitung mit Anzeigen. Das war neu: Bisher hatte eine märkische Tageszeitung das bislang von einer Partei bestimmte Medienmonopol. Ansonsten war hier nur dürr bewachsenes Medienland.

Im Sommer zuvor wurde ich angerufen – ich war bei einem Verlag in Berlin tätig-, ob ich mir vorstellen könne, nach KW zu kommen und mit einem Kollegen von hier etwas ganz Neues aufzubauen. Konnte ich, denn ich war gebürtiger Märker. Mark Brandenburger zu sagen war noch verpönt, denn den Begriff der Mark gab es offiziell erst später wieder. Also machten wir ein Konzept für ein Zeitungsprojekt. Zur Anschubfinanzierung war ein Geschäftsmann aus der Druckbranche von der Ostsee bereit. Er war in den Jahren zuvor schon einige Male hier in der Region und erkannte die Potentiale, die in ihr steckten: KW ist nicht jwd – janz weit draußen, wie die Ost-Berliner immer sagten. Für die West-Berliner war es ein unbekanntes Land. Der Mecklenburger besorgte alles, was an Genehmigungen nötig war. Auch für die Gründung des ELRO-Verlages. Das ging damals in den Wendezeiten schnell und unkompliziert. Papiere hatten wir nun, eine alte Adler-Klapper-Schreibmaschine und viel Enthusiasmus. Ein Vertrieb mit Rentnern und Schülern wurde aufgebaut. Und dann ging´ s los. Ohne Vorschriften durch eine Partei. Mit der Schreibmaschine auf den Knien tippten wir in einer KWer Gaststätte unsere ersten Artikel. Computer gab es damals ja noch nicht. Die Artikel wurde an die Küste geschickt und kamen zurück in die Druckerei in Berlin-Schöneweide. Und so entstand der Kurier – eine der ersten Anzeigenzeitungen in Brandenburg und die zweite überhaupt erst!

Ein Redaktionszimmerchen stellte uns dann das damalige Amt für Tourismus des Landratsamtes in seinen Räumen an der Nottekanalschleuse zur Verfügung. Später fanden wir dann Redaktionsräume in der einstigen Musterungs-Baracke des Wehrkreiskommandos in der Fichtestraße, seit 15 Jahren in der Eichenallee. Die Leser fanden uns, suchten uns, denn es gab viel Mitteilungsbedarf. Von Anfang an stand im Mittelpunkt der Zeitung das Dahmeland – der Name prägte sich erst später heraus. Aber wir wollten mehr. Unter der Maxime „Aus der Region – über die Region – für die Region“ ging es auch um die deutliche Darstellung der Interessen der Menschen und des Gewerbes von hier und deren aktive Vertretung. Dem wurden wir auch in der Redaktion gerecht: Wir waren von Anfang an ein Team von Journalisten und Mitarbeitern von hier, die ihr Handwerk noch richtig gelernt haben, die die Probleme der hiesigen Menschen kennen. Unser Slogan lautet ja: „Der Kurier von HIER“. Der Heimatkurier mit heute einer wöchentlichen Auflage von fast 50 000 Exemplaren berichtet über die wichtigsten politischen, wirtschaftlichen, touristischen und kulturellen Vorhaben im Umfeld der Leser, über das Werden und Wachsen des neuen Landes.

30 Jahre KaWe-Kurier – das sind 1562 Ausgaben, sind auch 1562 „Märkische Schönheiten“ mit dem entsprechenden Sinnspruch, also 1562 mal Kopfzerbrechen, 1562 Witze, 1562 „Übrigens“-Aphorismen.

Von Beginn an mit dem Alleinstellungsmerkmal der ironisch-kritischen „Ange(Mark)t- Beiträge von Mark Brandenburger über Probleme der Region und in der Bundespolitik. Das sorgte für Belustigung und Zustimmung bei den Lesern, vielfach auch für ziemlichen Ärger mit Politikern, die sich (zu Recht) auf den Schlips getreten fühlten.

Wir berichten nicht über allgemeine Dinge wie Fensterbautrends zum Beispiel in Bayern, sondern – um beim Thema zu bleiben – über die Leistungen einer Fenster-Baufirma aus dem Dahmeland. Der Kurier kam gut an – bei den Lesern ebenso wie bei den regionalen Unternehmen, der Politik und den Verwaltungen. Seit Mitte der 90er Jahre erscheinen die offiziellen Nachrichten des Landkreises als „KreisAnzeiger“ im KaWe-Kurier – nicht bei den inzwischen großen Verlagen, die ihre Mitarbeiter aus den alten Bundesländern holen, von namhaften Zeitungsstammhäusern auch finanziell gestützt werden. Das stemmen der KaWe-Kurier und der ELRO-Verlag allein mit Hilfe seiner treuen Kunden aus der Region, mit deren Anzeigen, den Partnern in Städten wie KW und Kommunen wie Wildau, Schönefeld, Bestensee, Heidesee.

Die Standortentscheidung für den neuen Hauptstadt-Airport in Schönefeld war eine nicht nur wirtschaftliche Initialzündung für die gesamte Region. Davon konnte natürlich auch der ELRO-Verlag nicht unberührt bleiben. Lange vor dieser Entscheidung hatte sich der KaWe-Kurier offen für den Bau des neuen Flughafens BER in Schönefeld ausgesprochen. Mit dem Baustart des größten ostdeutschen Infrastrukturprojekts unserer Zeit wurde ein enormer Informationsbedarf vor allem im zukünftigen Flughafenumfeld immer deutlicher. Dem stellte sich der Verlag. Seit 2007 gibt der Verlag in enger Zusammenarbeit mit der Flughafengesellschaft und den Anliegergemeinden monatlich „Nachbarn – wir in der Flughafenregion“ und den Vorgänger „BER aktuell“ heraus, eine eigens für die Problematik des Flughafenbaus und die Auswirkungen auf das Umland entwickelte Publikation.

Aber auch der demografische Wandel der Bevölkerung veranlasste den ELRO-Verlag zu reagieren. Für die Leser 50+ erscheint seit 2005 die Seniorenzeitung im Berliner Stadtbezirk Treptow/Köpenick. Das Projekt entwickelte sich schnell zu einem erfolgreichen Medium, das vor allem die Belange und Probleme der älteren Generation, aber auch die Vielfalt der Angebote zum Thema hat. Inzwischen erscheinen auch in den Kreisen Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald und Oder-Spree Seniorenzeitungen.

Von der alten Schreibmaschine auf den Knien zu einem modernen Medienunternehmen: Neben der Herausgabe von Zeitungen und Magazinen ist der ELRO-Verlag auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel als Online-Dienstleister aktiv. Außerdem gehören Informationsbroschüren, Imageprospekte, Firmengeschichten und Ortschroniken zu den Produkten des Verlages. Dabei können die Leistungen – ganz nach den Wünschen der Kunden – stark variieren: Von der Gestaltung und drucktechnischen Abwicklung bis hin zur Komplettleistung, von der konzeptionellen Idee über Recherche und Redaktion bis zur Gesamtherstellung.

30 Jahre ELRO-Verlag – 30 Jahre KaWe-Kurier: Heute ein Medien-Unternehmen, das aus der Region im Südosten Berlins nicht mehr wegzudenken ist. Er ist unternehmerisch breit aufgestellt und flexibel. So kann er auf aktuelle Entwicklungen schnell reagieren, werden die Leser und Kunden auch in Zukunft in ihm einen starken Partner haben.

Unseren Slogan „KaWe-Kurier gelesen – dabei gewesen“ nehmen wir seit 30 Jahren wörtlich. Auch künftig.

Ulrich Rochow

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