Mich stört das jedes Mal: Wenn man durch Bestensee fährt, steht dort ein Schild: „Altenheim“. Das stimmt zwar, aber ich finde das Wort unschön. Da wohnen die Alten. Früher hieß es sogar Alten- und Siechenheim. Würde nicht Seniorenheim freundlicher klingen? Es wird doch auch vieles in den Reden von Politikern und Wirtschaftsbossen aufgehübscht, damit sie nicht zu doof dastehen. Entlassungen werden zu Betriebsoptimierungen und Personalstandsbereinigungen, Stillstand wird zu Nullwachstum, eine Preiserhöhung ist eine Beitragsanpassung. Eine Mitwirkungspflicht ist ein Eingesperrtsein, bedeutet, dass Asylwerber das Erstaufnahmezentrum nicht verlassen dürfen, bis geklärt ist, ob ihr Antrag überhaupt berücksichtigt wird. Und Außerlandesbringung heißt Abschiebung. Kollateralschaden beschönigt eine Nebenwirkung, durch die Schaden entsteht, beispielsweise der Tod von Zivilpersonen oder die Zerstörung von Gebäuden, welcher durch einen militärischen Angriff entsteht. Smarte Politiker heißt, sie sind aalglatt. Sie werden auch immer sagen: Keine Ahnung, habe ich nicht gewusst. Wussten Sie, dass die meisten Menschen, die sagen, dass sie keine Ahnung haben, nicht wissen, dass sie keine Ahnung haben? Sie verpacken es nur in ein verschleierndes Sprachblabla. Es gibt die Idee, bestimmte Worte und Phrasen oder Begriffe aufzuhübschen. Bei Hundebissen reden wir ja auch schon von „negativen Begegnungen“, die Berliner Mauer war im DDR-Sprachgebrauch ein „antifaschistischer Schutzwall“ und ein KWer Ex-Bürgermeister sieht sich als Meister aller Bürger ohne Fehl und Tadel. Deshalb liegen seine Wahlplakate auch noch immer abgerissen an einigen Straßenrändern wie in Zeesen herum. Unsere Politikersprache ist eine geschönte. Warum bei der Umbenennung von Worten stehen bleiben? Warum bestimmte Nichtgefallens-Worte nicht verbieten? Schon der türkische Sultan Abdulhamid II ließ nicht nur die Verwendung der Begriffe „Gerechtigkeit“ und „Freiheit“ verbieten, sondern auch das Wort „Nase“– denn seine war ziemlich groß. Sein Nachfolger Recep Erdogan hat die Zahl 128 verboten. Warum gerade die? 128 Milliarden Dollar verschwanden auf mirakulöse Weise aus den Reserven der türkischen Zentralbank. Mir fallen noch ein paar Worte ein, die etwas verschleiern würden. Beispielsweise beim Tanken. Das Wort Tankwart z. B. könnte eine Bezeichnung bekommen, das gleich sichtlich macht, wes Benzins Kunde man ist. Zum Beispiel bei Aral wären Tankwarte Aralisten. Bei Shell: die Shellisten, bei Total die Totalisten. Aber wie die Mitarbeiter von BP nennen … Dass ich meine Stirnglatze sprachlich als hohe Stirn verschönern sollte – geschenkt! Dann schon lieber Denkerstirn. Und überhaupt.