Muss ich mir nun ein Büßerhemd anziehen? Weil ich mich über die Gendersprache lustig gemacht habe? Nicht alle haben dafür Verständnis. Katalin K. schrieb mir, sie lese sehr gerne unsere Zeitung. Aber: „Eines stößt mir aber in letzter Zeit immer öfter übel auf und das ist die Kolumne AngeMARKt! Früher habe ich auch diese sehr gerne gelesen, doch die Art und Weise, wie sich inzwischen darin über Geschlechteridentitäten und (insbesondere in Ausgabe 22) genderneutrale Sprache geäußert wird, finde ich absolut rückständig und unwürdig. In meinen Augen diskreditiert es auch alle anderen klugen Gedanken, die der Autor sonst geäußert hat und u.a. aus diesem Grund ist die jüngste Entwicklung meines Erachtens sehr bedauerlich. Zukünftig werde ich diese Beiträge nicht mehr verfolgen, trotzdem ist es mir ein Anliegen klar zu stellen, dass es zumindest eine Leserin gibt, welche die Meinung des Kolumnisten nicht teilt.“
Liebe Frau K., Ihre Meinung sei Ihnen unbenommen. Aber Fakt ist auch: Mit dem Gendern ist das so eine Sache, die einen sehen es so, die anderen so. Wie bei dem alten Witz, nach dem ein Mann angesprochen wird: Du, in unserer Straße wird erzählt, Deine Frau sei eine echt Scharfe… Der Mann: Nuja, die einen sagen so, die anderen so. Und so ist das eben auch mit dem Gendern. Es gibt Leute, die das voll gut finden, aber eine wachsende Mehrheit sagt: Gendern? Nee, danke! Sogar 59 Prozent der Frauen. Die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich z. B. lehnt den Trend zur Gender- Sprache völlig ab. „Ich bin vehement dagegen“, sagt sie. „Ich kann es … nicht leiden, die Sprache so zu verhunzen.“ Sie empfinde Gendersternchen und Co. als grauenhaft. „Ein Künstler sei ein Künstler, egal, ob männlich oder weiblich.“ Die märkische CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig will gar in Behörden, staatlichen Stellen und dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk das Gendern verbieten. Das sehe ich als Quatsch an. Sprache kann man nicht verbieten. Aber Sprache wird durch das Gendern zu einem politischen Kampfmittel umfunktioniert. Eine Gleichstellung funktioniert nicht durch einen elitär-moralischen Zwang, Sprache vorzugeben. Und schon gar nicht durch Sprachverstümmelung. Und das stößt mir auf.
Darf man über das Gendern Witze machen? Na aber! Das liegt doch nahe. Neulich kommt eine Gendersprachakti-
vistin in die Kneipe und sagt: „Eine Radlerin bitte.“ Sagt der Wirt: „Tut mir leid, das Zapfhuhn ist kaputt.“ Liebe Frau K., selbst über das Gendern sollte man lachen können und nicht alles bierernst nehmen.
Und überhaupt.