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Donnerstag, November 30, 2023
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Brandenburger Maulkorb

Maul halten! Oder so. Aber über so eine Behördenposse kann man nicht still sein. Eine des Landes. In Blankenfelde-Mahlow wohnt eine allein stehende Rentnerin. Ihre Familie sind zwei Hunde. Laut Gemeindeverwaltung zu bissigen Hunden erklärt und die Halterin zum Tragen von Maulkörben und zum Angeleintsein ihrer zwei Fiffis verdonnert. „Vorsicht! Bissiger Hund!“ Sind sie zwar nicht, aber auf zwei offiziellen Schilder vom Ordnungsamt am Gartenzaun steht es so und damit werden Passanten gewarnt. Der eine der Vierbeiner ist Pippi, eine Promenaden­mischung, der andere Thommy, ein kleiner Foxterrier. Beide sind hundealt, können kaum noch laufen, geschweige denn beißen. Aber sie wurden vom Ordnungsamt der Gemeinde nun mal als bissig eingestuft. Weil sie vor fast sechs Jahren mal eine Katze gejagt haben sollen. Obwohl sie sonst nie auffällig wurden. Aber die brandenburgische Hundehalterverordnung schreibt es vor. Ein einziger angezeigter Vorfall reicht in Brandenburg schon, um auf die Bissig-Liste zu kommen. Seitdem gelten Pippi und Thommy als „Kampfhunde“. Wegen des hohen Alters der Tiere geht keine unmittelbare Gefahr mehr von den Hundeoldies aus. Bissig zu sein – das gilt für alle Hunde , die auf der sogenannten „Kampfhundeliste“ stehen. Die Gemeindeverwaltung muss sich daran halten und die alte Dame die Hundchen an der Leine und mit Maulkorb halten. Die brandenburgische Hundehalterverordnung kennt da keine Gnade und gibt noch nicht mal die Chance, einen Hund wieder freizusprechen von seiner Bissgefährlichkeit. Laut Verordnung sind sie nun mal bissig. Brandenburger Ordnungsämter drängen schon seit Jahren auf eine Novellierung, denn die Hundehalterverordnung führt dazu, dass ganze Rassen diskriminiert oder verboten werden. Schoßhündchen mutieren so zu Kampfhunden. Jedes Bundesland kocht sein eigenes Hundehalter-Süppchen. Berliner z.B. ziehen deshalb nach Brandenburg und bringen Hunde mit, die hier gar nicht gehalten werden dürfen. Die Haltung wird durch Ummeldung des Hundes bei Berliner Freunden verschleiert. Es gibt zahllose Eingaben, Halter appellieren an die Landesregierung, Abhilfe zu schaffen. Das Innenministerium ist auf dem Ohr wahrscheinlich taub. Oder gebissen worden. Es sieht zwar Handlungsbedarf und nimmt laut eigener Aussage die Hinweise und Anregungen der örtlichen Ordnungsbehörden, aber auch von Vereinen und Kammern in Bezug auf die Änderung und Anpassung der Hundehalterverordnung „sehr ernst“. Allerdings sei der Meinungsbildungs­prozess, was bissig ist, „noch nicht abgeschlossen.“ Wuff. Und überhaupt.

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