Land und Kommunen wollen bei Umfeldentwicklung Schritt halten mit dem Aufbau der Emobil-Fabrik in Grünheide
Das „Tesla-Tempo“ ist zu einem neuen Zeitbegriff in der Brandenburger Politik geworden. Der Terminus hat es sogar in die Analyse der zu erwartenden Umfeldentwicklung des Landes Brandenburg geschafft. Der Tenor der Ergebnisse einer zehnmonatigen Untersuchung, die in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, ist, dass die Geschwindigkeit, mit der die E-Auto-Fabrik in Grünheide aus dem Boden wächst, eine Herausforderung an Land und Kommunen im östlichen Bandenburg darstellt, um bei den Entwicklungen der sozialen Infrastruktur wenigstens einigermaßen Schritt zu halten.
Auch wenn man die Tesla-Geschwindigkeit hinsichtlich der ermittelten Bedarfe an neuen Wohnungen für bis zu 36000 Zuzügler und die damit verbundenen sozialen Einrichtungen wie Kitas und Schulen wohl kaum errreichen könne, so räumt der Landrat von Oder-Spree Rolf Lindemann stellvertretend für die Kommunen im Tesla-Umfeld ein, so seien von der Steuerungsgruppe mit Vertretern aus Brandenburg und Berlin jetzt klare lokale Potentiale erkannt und Erfordernisse formuliert. „Wir haben den Skeptikern versprochen, wir lösen die mit Tesla zweifellos kommenden Aufgaben. Jetzt müssen wir das auch zusammen tun“, so der Landrat.
Insgesamt wurden im Tesla-Entwicklungsraum zwischen Treptow-Köpenick und Frankfurt/Oder mehr als 3270 Flächen für den Wohnungbau und 286 größere, unzerschnittene Areale für Gewereansiedlungen ermittelt. Betrachtet wurde zum einen der gesamte Bereich der Orte entlang der Bahnstrecke nach Frankfurt/Oder und zum anderen ein Umkreis um die Fabrik, der in 15 Fahrtminuten zu erreichen ist. Da in diesem Radius auch Ortsteile von Königs Wusterhausen und Heidesee liegen, wurden die Stadt und die Gemeinde aus LDS zum Bestandteil der Steuerungsgruppe.
In Königs Wusterhausen sieht man vor allem das bereits in Bau befindliche neue Quartier „Wohnen am See“ in Zernsdorf , das in den Startlöchern stehende Projekt „Wohnen am Nottekanal“ oder das geplante neue Hafenquartier als konkrete Angebote für mit Tesla verbundene Entwicklungen. Gleiches gilt für künftiges Wohnen und Gewerbe auf dem ehemaligen Kasernengelände in Niederlehme, für dessen Vermarktung es jetzt grünes Licht gibt. Außerdem will die Wohnungsbaugesellschaft mit einem gezielten Programm zum Dachgeschossausbau bis 2024 40 neuen Wohnungen schaffen. Und schließlich soll Tesla die Hafenerweiterung entscheidend vorantreiben. Die Autofabik könnte über den Hafen KW als moderner leistungsfähiger Containerumschlagplatz einen großen Teil ihrer Zulieferung abwickeln.
Auch für Heidesse sieht Bürgermeister Björn Langner dank Tesla große Entwicklungspotentiale. Die Gemeinde böte mit ihren 11 Ortsteilen gute Bedingungen für Wohnen und neue Kitaplätze. Er setzt vor allem auch auf Effekte für die Daseinsvorsorge wie zum Beispiel die örtlichen Feuerwehren, die bei Einsätzen, bei denen auch E-Autos involviert sind, noch nicht über das entsprechende Know how verfügen. „In den Unterlagen zur Tesla Gigafactory ist von einer Werksfeuerwehr die Rede“, sagt er. „Zur Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit werde ich mich dafür einsetzen, dass die freiwilligen Kräfte in den Landkreisen Oder-Spree, Dahme-Spreewald und Märkisch-Oderland die Möglichkeit erhalten, mit oder durch die Werksfeuerwehr ausgebildet zu werden.“
Bislang wird davon ausgegangen, dass die Tesla-Gigafactory ihre Produktion am 1. Juli dieses Jahres startet. Bis zum Jahresende sollen dort bereits um die 7000 Menschen arbeiten. Das nachfolgende Gewerbe eingerechnet, geht die Bedarfsanalyse des Umfeldes von bis zu 11600 zuziehenden Menschen zwischen Berlin und der Grenze zu Polen in der ersten Tesla-Bauphase aus. Nach Fertigstellung aller vier Bauabschnitte in 2026 werden bis zu 40000 Beschäftigte erwartet. Ob dies zum Fluch oder Segen für die Region wird, darüber entscheidet auch, inwieweit die Brandenburger Amtsstuben tatsächlich im Tesla-Tempo ihre Hausaufgaben machen. TM