Die SPD kokettierte ja früher mal damit, die Sprache des Volkes zu sprechen. Glaubt sie auch heute noch zu tun. Zumindest ihre momentane Vorsitzende Andrea Nahles. In ihrem prolligen Jargon, gegen den der der Kreuzberger Straßenkids feinste Literaturhochsprache ist, verhieß sie im letzten Jahr der CDU: „Ab morgen kriegen sie in die Fresse.“ Inzwischen nun die SPD selbst. Die Spezialdemokraten sind das Ersatzrad am schlingernden Wagen von Frau Merkel. Immer in der Gefahr, dass es ganz abfällt.
Um wieder Steuerrad zu werden, haben sie jetzt ein Debattencamp veranstaltet. Mit lautstark verkündeten Einzelmaßnahmen versuchen sich die panischen Sozialdemokraten vor dem Partei-Schlussverkauf zu retten. Ihr wirres Angebots-Sortiment: Diskussion von Visionen wollen sie. Aber ihr Vordenker Willy Brandt hat ja schon früher gesagt, wer Visionen hat, solle zum Arzt gehen. Am Ende blökte Andrea Nahles in gewohnter Manier wie bekloppt: „Arsch hoch, Zähne auseinander!“ Also alles beim Alten bzw. bei der Sozi-Alten. Bei Anne Will wurde der SPD bescheinigt, dass eine „suizidal gesinnte Funktionärsschicht“ sich zwar engagiert für die Betäubung bei der Ferkelkastration einsetze, sich allerdings kaum um die Lebenswelten ihrer Klientel kümmere. An der Basis herrschen deshalb Frust und Enttäuschung. Auch wenn Nahles schwadroniert: Generalsanierung des Sozialstaates, also Beamte und Selbstständige zahlen in die Rentenversicherung, die privaten Krankenkassen werden abgeschafft, Hartz IV ebenfalls. Glaubt die SPD ihren Illusionen selbst? Da lachen ja die Hühner. Mit wem denn soll das werden? Für ihre bloßen Versprechungen kriegen die Sozen – sorry – nun selbst in die Fresse. Die SPD habe ihre Glaubwürdigkeit als einstige gesellschaftliche Avantgarde verloren, sagen viele Genossen und laufen davon. Schuld daran sei auch das Spitzenpersonal. Worüber es schwafelt, würde nicht umgesetzt.
Wer steht denn noch geschlossen hinter der SPD? Nur der BER. Und ihr bleibt aber auch gar nichts erspart: Jetzt kommt ihr auch noch ihr Lieblingsfeind abhanden: Hotte Seehofer hat seinen Rückzug als CSU-Chef angekündigt, auch wenn er alle mal wieder verarscht und weiter an seinem BuInMi-Posten klebt. Aber vielleicht sollte es die blassrote Nahles wie Angela Merkel und vielleicht auch bald Seehofer halten: Rücktritt, um die Partei zu retten. Doch ist die noch zu retten?
Und überhaupt.