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Dahmeufer Nord in Wildau: Ein falsches Spiel

LDS-Fachbehörde hat Konzept der Altlasten-Sanierung zugestimmt 
Wann lädt die Stadt Wildau zur von der SVV beschlossenen Bürgerversammlung ein?

Wildau schmückt sich in diesen Tagen vor der Bundestagswahl gern mit prominenten Politikerbesuchen in den High-Tech-Firmen, die sich im Ort angesiedelt haben. Gerade war SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bei der Gentechnologiefirma Biomes voll des Lobes über die innovative, hochaktuelle Produktion auf dem Gesundheitssektor und die motivierten, bestens ausgebildeten Fachkräfte. Wohlgemerkt zurecht, denn diese erfolgreiche Firmenausgründung aus der Technischen Hochschule Wildau zeigt, dass sowohl Studenten als auch Zugewanderte eine attraktive berufliche Perspektive in Wildau sehen, was letztlich auch dem Steuersäckel der Kommune gut tut.

Umso erstaunlicher ist, dass sich die von der gleichen Partei geführte Gemeindeverwaltung beharrlich der Antwort auf die Frage verweigert, ob die zumeist jungen Arbeitskräfte und deren Familien auch als Bürger dieser Stadt willkommen sind. Immerhin gilt in der Stadt seit Dezember 2020 ein „Moratorium für die Schaffung von neuem Baurecht, in dessen Folge weiterer Zuzug entsteht“. Dies gelte solange, „bis eine umfassenden Auswertung der Studie zur weiteren Entwicklung – Untersuchung und Bewertung der Stadtentwicklung und notwendigen Infrastruktur – und einer sich daraus ergebende Beschlussfassung durch die Stadtverordnetenversammlung“ vorliegt. Angaben darüber, wann dies erfolgt, gibt es nicht.

Und so liegt auch das über viele Jahre entwickelte Bebauungskonzept für das brach liegende Dahmeufer Nord, das neben neuen Wohnungen auch private Investitionen in die Infrastruktur vorsieht, seit mehr als einem Jahr auf Eis. Insgesamt werde von SPD sowie CDU/FDP hinsichtlich dieses Vorhabens ein falsches Spiel gespielt, sagt der Fraktionsvorsitzende der Linken in der SVV Wildau Heinz Hillebrand. „Seit Frau Homuth Bürgermeisterin ist, werden Beschlüsse gefasst, die in der Auswirkung die Infrastruktur für ein solches Projekt von vornherein verhindern – zu kleine Kita, zu geringe Schulerweiterung, Verhinderung der Unterführung am Westkorso, dessen Finanzierung die Gemeinde Zeuthen übernommen hätte.“

DT | KaWe-Kurier online Der Boden muss für eine spätere Nutzung aufwendig saniert werden. Entsprechend dem, was dort geschieht – Fakt ist, es muss etwas geschehen – belaufen sich die Kosten. Eine Parklösung mit den geringsten Versiegelungsflächen wäre die mit Abstand teuerste Lösung. Foto: V.Elbe

Das Wildauer-Baurechts-Moratorium hat übrigens auch dazu geführt, dass mit der Stadt kein Einvernehmen über den Altlasten-Sanierungsplan für das einstige Industriegelände erzielt wurde. Der wurde von der Firma GKU in Bezug auf das Vorhaben der Berliner Bauwert AG erstellt sowie vom LDS-Umweltamt geprüft und befürwortet. Auch andere Behörden wie der Forst oder Naturschutzverbände gaben ihr Ok. „Wir haben dort eine Belastung des Bodens mit Halb- und Schwermetallen, die sich auf die für uns relevanten Kriterien der Beziehungen zwischen Boden und Mensch, Boden und Nutzpflanze sowie Boden und Grundwasser auswirkt“, sagt Robert Krowas, Sachgebietsleiter untere Abfallwirtschafts- und Bodenschutzbehörde beim LDS-Umweltamt. „Das heißt, auch das Grundwasser ist betroffen.“ Bei fehlender Sicherung und Sanierung gehe von der Fläche bei entsprechend sensibler Nachnutzung eine Gesundheitsgefahr aus. „Ich sehe keine aktuelle unmittelbare Gefahr durch Wet­tereignisse wie in Westdeutschland“, sagt er, „aber da es eine fortwährende Belastung des Grundwassers gibt, kann das Material nicht auf unbegrenzte Zeit dort verbleiben.“ Ein Bodenaustausch sei unabdingbar. Für die Bauwert-Planung würden die Kosten irgendwo zwischen 9 und 15 Millionen Euro liegen, schätzt Robert Krowas ein. „Wie gesagt – jede Planung braucht ihr eigenes Sanierungskonzept. Wer dort einen Park errichten will, muss aufgrund der wesentlich geringeren Flächenversiegelung mit weitaus höheren Kosten rechnen.“

Die Bauwert AG hat für ihre Pläne zugesagt, auch einen erheblichen Teil der Kosten für die Altlasten-Sanierung zu übernehmen. Man müsse den Plänen der Gesellschaft zumindest eine Chance geben, dass sie im Ort diskutiert werden können, betont denn auch Heinz Hillebrand. Die Position der Linken zum Vorhaben am Dahmeufer Nord, wo nach derzeitiger Planung Wohnungen für rund 1500 bis 1800 Menschen entstehen könnten, beschreibt er wie folgt: „Die vorhandene Infrastruktur der Stadt reicht dafür nicht aus, das ist klar“, erklärt er. „Aber wie mit der Bauwert AG nach Jahren der Zusammenarbeit umgegangen wird, ist unredlich.“ Die Linken und auch Bürger für Wildau/Die Grünen fordern seit langem eine öffentliche Bürgerversammlung, auf der die Bauwert AG das Projekt detailliert vorstellen kann. „Und auf der auch die Gemeinde Wildau ihre Position endlich mal klarstellt“, so der Linken-Politiker weiter. „Natürlich müssen dann alle Fragen der Infrastruktur und der Ortsverträglichkeit eines solchen Projektes mit auf den Tisch. Dazu gehört auch die Frage, woher die Gemeinde die rund 15 Millionen Euro für die Altlastensanierung nehmen will, wenn dort ein Park und keine Wohnsiedlung entstehen soll. Mit Verlaub, dieser Vorschlag ist absurd“, betont Heinz Hillebrand. „Wir sagen, am Ende sollen die Bürger über das Vorhaben entscheiden. Wir verstehen nicht, warum es ein solches Diskussionsforum, dass die SVV vor einem Jahr beschlossen hat, immer noch nicht gibt.“

TM

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