Haben Sie es schon gemerkt: Es gibt 30 Jahre nach dem Mauerfall keine politischen Witze mehr! Ansonsten erleben wir hierzulande gerade ein politisches Déjà-vu, also eine Erinnerungstäuschung. Dabei glaubt man, etwas früher schon einmal erlebt zu haben. Nein, es ist keine Täuschung! Es ist wie vor 30 Jahren, kurz bevor die Mauer fiel! Damals im November war die DDR-Regierung am Ende. Jetzt ist es die Bundesregierung, die Groko. Damals wie heute gab und gibt es ein „großes Misstrauensvotum“ und viel Unmut gegenüber den Herrschenden. Damals artikulierte sich das Volk, heute Politiker aus den eigenen Regierungs-Reihen. Wie CDU-Ex-Fraktionschef Friedrich Merz. Dabei steht ganz überwiegend Kanzlerin Angela Merkel (CDU) „mit ihrer Untätigkeit“ im Mittelpunkt seiner Kritik. Merkel lasse eine „politische Führung und klare Aussagen“ vermissen. Und so wie das gesamte Erscheinungsbild der damaligen SED-Regierung – vulgär gesagt – „unter aller Sau“ war, so ist heute das der Bundesregierung einfach „grottenschlecht“, sagte Merz – wenn auch überspitzt. Und genau wie damals: „Wir sind in einer ganz schwierigen Situation“. Das hängt – so Merz – „ vor allem damit zusammen, dass sich seit Jahren über dieses Land die Untätigkeit und die mangelnde Führung legt.“ Wie wir es schon mal erlebt haben. Damals durch Honecker & Co, heute durch die BundeskanzlerIn. Merz: „Das kann so nicht weitergehen.“ Wie es damals in der DDR weiterging, wissen wir inzwischen. Das Volk machte Witze zuhauf über die Nicht-mehr-regieren-Könnenden, es fing an zu dichten, zu spotten, zu pointieren, dass die Schwarte krachte: Wir sind ein Volk! Das dann die Mauer stürmte. Was dann nach dem Mauerfall am 10. November neben der erlösenden Freiheit folgte, mit dem Anschluss an die BRD, ist in vielem das, was vermeidbar gewesen wäre. So auch eine neue bundesdeutsche Parteien-Funktionärskaste, die sich auch nur mit sich selbst, mit ihren Pfründen beschäftigt. Ein Wiedererstarken der Rechten. Später Possen u.a. brandenburgischer Provinzpolitiker, die sich wie einst die DDR-Oberen über Wähler- und Abgeordnetenwillen hinwegsetzen. Grusel-Theater der Schauspieler-Politiker im Bundestag. Nur mit dem Unterschied, im Theater bekommen gute Schauspieler einen schlechten Lohn!
Wir erleben nach 30 Jahren Mauerfall ein vielfaches politisches Déjà-vu. Na, nicht ganz. Denn es gibt im Gegensatz zu damals keine oder kaum Witze über die Regierenden. Man kann noch nicht mal lachen über das, was sie verzapfen, was heute im Lande, in vielen Kommunen, passiert. Auch wenn die GroKo immer tönt, ihr sei die Puste nur deshalb ausgegangen, weil es immer nur bergauf ginge. So empfindet es vor allem die Merkelin. Vielleicht auch deshalb – vielleicht haben Sie es gelesen – weil sie sich jetzt ein paar extraordinäre, also einzigartige Schuhe gekauft hat: Mit Absätzen vorn. So hat sie zumindest das Gefühl, dass es im Lande aufwärts ginge. Und überhaupt.