Gedenken an die Opfer des KZ-Außenlagers Lieberose
und des Internierungslagers Jamlitz
Zum 30. Mal hat die Initiativgruppe Internierungslager Jamlitz an das Leiden und den Tod der im sowjetischen Speziallager Nr. 6 von 1945 bis 1947 inhaftierten Frauen, Männer und Jugendlichen im Südosten des Landkreises Dahme-Spreewald erinnert. Zur jährlichen Gedenkveranstaltung auf dem Jamlitzer Waldfriedhof ist zudem der Häftlinge und Toten des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose gedacht worden. Unter den rund 200 Teilnehmenden befanden sich noch zehn ehemalige Häftlinge in Begleitung ihrer Angehörigen. Auch Dahme-Spreewalds Landrat Stephan Loge nahm anlässlich des 74. Jahrestages der Errichtung des sowjetischen Speziallagers Nr. 6 in Jamlitz an der Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer teil. „Die Gedenkorte Jamlitz und Lieberose mahnen uns mit ihren unheilvollen Geschichtskapiteln, wie fundamental der Erhalt von Freiheit, Menschenrechten und Demokratie in einer Gesellschaft ist“, sagte der Landrat. „Sie bleiben somit für unsere Erinnerungskultur weit über die Grenzen des Landkreises hinaus hochbedeutsam“.
Während des Gedenkens wurde oft das Engagement der Initiativgruppe Internierungslager Jamlitz gewürdigt. Gleichzeitig erinnerte Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch daran, dass die Geschichtsvermittlung mit zunehmenden Abstand zu den Geschehnissen vor neuen Herausforderungen stehe. „Wir müssen Wege und Formen haben, wie wir auch künftigen Generationen das Geschehen hier in Jamlitz vermitteln und das Bewusstsein für den hohen Wert von Menschenwürde und Demokratie immer wieder neu erlebbar machen können“, sagte sie. „Das ist keine Selbstverständlichkeit.“
Der sowjetische Geheimdienst NKWD errichtete ab Mai 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone zehn Speziallager, in denen überwiegend deutsche Zivilisten festgesetzt wurden. Das Speziallager Nr. 6 befand sich seit Mai 1945 zunächst in Frankfurt (Oder) und wurde im September 1945 auf das Gelände des früheren nationalsozialistischen KZ-Außenlagers Lieberose verlegt. Zu den Inhaftierten gehörten neben unbelasteten deutschen Zivilisten, sowjetischen und polnischen Staatsbürgern auch zahlreiche Funktionsträger der NSDAP und anderer NS-Organisationen. Bis zu seiner Auflösung im April 1947 wurden dort mehr als 10000 Personen inhaftiert. Rund 3400 von ihnen starben an den katastrophalen Haftbedingungen sowie an Krankheit, Hunger, psychischer und physischer Entkräftung. Bei der Auflösung des Lagers wurden 1.000 Häftlinge in die Sowjetunion deportiert und 4400 auf die Speziallager Mühlberg und Buchenwald verteilt. Nach der Auflösung des Lagers wurden die Baracken abgerissen und das Gelände teilweise mit Wohnhäusern überbaut.
Im Jahr 1973 wurde ein antifaschistisches Mahnmal eingeweiht. 1982 wurde unweit des Mahnmals das Museum der KZ-Gedenkstätte Lieberose eröffnet. Nach 1990 entstanden kleinere Gedenkorte an den bekannten Orten der Massengräber des Speziallagers. Im Juni 2003 wurden Freiluftausstellungen zum Speziallager Nr. 6 Jamlitz sowie zum KZ-Außenlager Lieberose eröffnet, die über die zweifache Geschichte des Lagers informieren. Im Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen mussten zwischen 1943 und 1945 bis zu 10000 Häftlinge, darunter überwiegend Juden, unter mörderischen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, Tausende wurden ermordet und bei der Auflösung des Lagers Anfang Februar 1945 von der SS erschossen. Die Dokumentations- und Gedenkstätte Jamlitz-Lieberose wird derzeit mit Unterstützung des Kulturministeriums erweitert.
RED/ PI LDS