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Dienstag, Oktober 3, 2023
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Das Tabakshäuschen taucht aus dem Nebel der Geschichte

Eine Initiative von historischen Spurenlesern will dem Festjahr von Königs Wusterhausen einen Baustein hinzufügen

Königs Wusterhausen feiert im kommenden Jahr aufgrund der zahlreichen Jubiläen seine Stadtgeschichte in vielen Facetten. Nun hat sich eine „Initiative Tabakshäuschen“ gebildet, die dem prall gefüllten Festjahr noch einen Akzent mit besonders würziger Note geben möchte. Sie setzt sich dafür ein, dass die Stadt des Soldatenkönigs und des legendären Tabakskollegiums einem kleinen, aber doch bemerkenswerten Baustein ihrer Geschichte neue Beachtung schenkt.

Immer wieder tauchte bei den Stadtführungen von Kerstin Preuß und Claus Judeich, die die beiden Königs Wusterhausener seit geraumer Zeit anbieten, die Frage auf, wo stand denn eigentlich das Tabakshäuschen? Jeder hat schon mal von dieser geheimnisvollen „Kemenate“ des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. gehört, aber nichts Genaues weiß man nicht. Es gibt öffentlich keinerlei Hinweis auf das Gebäude – sei es auch nur eine Tafel oder ein Gedenkstein.

Die beiden Stadtführer aber begannen zu recherchieren und erhielten schnell Unterstützung von Heimatforscher Rainer Kugel und Archivarin Ivonne Martzok im Stadtarchiv Königs Wusterhausen. Gemeinsam fanden sie historische Postkarten, Zeitungsanzeigen und weitere Dokumente. Archivarin Ivonne Martzok stieß sogar tatsächlich auf zwei Bebauungspläne von 1904 und 1912, auf denen das Tabakshäuschen genau eingezeichnet ist. Danach befand es sich nahe der Notte zwischen heutiger Goethe- und Schillerstraße. „Die Stelle befindet sich auf dem Campus der Finanzhochschule, da wo heute wieder ein kleines Häuschen zwischen Eichen steht“, sagt Claus Judeich.

Nachdem der historische Standpunkt lokalisiert war, kam den Spurensuchern die Idee, eine „Initiative Tabakshäuschen“ ins Leben zu rufen. Ziel ist es, am Standort eine Erinnerungstafel aufzustellen. Denn mittlerweile sind zahlreiche weitere Details zusammengetragen worden. „Das Tabakshäuschen war zwar klein und einfach, aber es hat doch einige Momente in der Geschichte von Königs Wusterhausen und Preußens beeinflusst“, fasst Claus Judeich zusammen. Der Soldatenkönig war Bauherr des spartanischen Fachwerkbaus mit den bescheidenen Maßen von 3,5 mal 4 Meter. Er hatte es mitten im sumpfigen Gebiet der Notte errichten lassen, nachdem zuvor extra ein Berg aufgeschüttet wurde. Das Tabakshäuschen wurde für ihn zu einem Rückzugsort, wo er Entscheidungen sorgsam abwägte. Nur seine engsten Freunde, wie der alte Dessauer, durften überhaupt diesen Ort betreten. Vor genau 100 Jahren, im Juli 1919, nahm das Tabakshäuschen des Soldatenkönigs ein trauriges Ende. Es war marode und baufällig und wurde daher abgerissen. Das Holz wurde meistbietend verkauft.

Die „Initiative Tabakhäuschen“ hat mittlerweile auch das Interesse der Fachhochschule geweckt. Die Direktorin Bettina Westphal bekundete schon die Bereitschaft, eine Erinnerungstafel auf dem Campus aufzustellen. Sie kann sich sogar vorstellen, eine Art modernes Tabakskollegium wieder zu beleben. „Auf der anderen Seite des Zauns steht eine Bank direkt am Uferweg des Nottekanals. Denkbar wäre es, auch dort eine Hinweistafel zu platzieren“ meint Claus Judeich. Nun hofft die Initiative auf weitere Hilfe. Die Initiatoren ermuntern alle Interessierten, sich an der schon jetzt überaus erfolgreichen und spannenden Spurensuche in der Stadtgeschichte zu beteiligen. „Wir sind kein Verein. Aber trotzdem kann natürlich jeder mitmachen“, sagt Claus Judeich. Es werden Leute gesucht, die Geschichten zum Tabakhäuschen kennen oder sogar Bilder davon haben. Außerdem hofft die Initiative noch Fachleute wie zum Beispiel Kartografen oder Historiker zu finden, die die Recherchen ehrenamtlich überprüfen und bestätigen können. Interessenten können sich unter der Rufnummer 03375/9214590 melden. „Es würde doch gut zum Festjahr 2020 passen, wenn wir da in einem kleinen feierlichen Akt ein interessantes Kapitel der 700jährigen Stadtgeschichte öffentlich sichtbar machen“, sagt Claus Judeich. TM

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