Das verdorbene Fest

Leider ist vom Bild feiernder Fußballer und feiernder Anhänger am Sonnabend-Abend im Stadion Alte Försterei nicht viel hängen geblieben. Foto: T. Müller

Es war ein Fest. Stimmungsvoll, sangesfreudig, siegestrunken. Diese zwei Sätze stehen ganz bewusst am Anfang der Rückschau auf das Fußball-Bundesliga-Stadtderby zwischen dem 1. FC Union Berlin und Hertha BSC am Sonnabend-Abend. Das Spiel war mindestens schon vor 20 Minuten abgepfiffen worden, da tanzten und hüpften Fans und Spieler noch immer in ausgelassener Eintracht. Selbst auf der Haupttribüne, wo sich sonst die Sitze ganz schnell leeren, war scheinbar noch niemand zu Gläschen und Häppchen aufgebrochen. Die Eisernen feierten friedlich die „Stadtmeisterschaft“ im Berliner Fussball – aber es spricht niemand davon. Durch die Medien rauschen Vokabeln wie Gruselderby, Chaos und Platzsturm.

Das Bild ist verheerend. Es bildet auch nicht ab, was auf Rasen und Rängen über mehr als 100 Minuten wirklich passierte. Der Kick war mau, aber spannend – für die kreativen Momente sorgten die Choreografien auf den Rängen in beiden Blöcken. Aber einige wenige, die weiß Gott nicht den Titel Fan verdient haben, haben es geschafft, das Spiel, die Vereine und – bitter, bitter – die Alte Försterei in Misskredit zu bringen. Ja, auf beiden Seiten wurden Leuchtfeuer gezündet. Warum das verboten ist, zeigte sich, als Raketen aus dem Hertha-Block aufs Spielfeld und in die Ränge geschossen wurden. Es waren Provokationen – unverantwortlich und gefährlich. „Das ist nicht euer Ernst“ rief der Stadionsprecher, begleitet von einem Stöhnen des Entsetzens der Zuschauer. Aber das Stadion reagierte besonnen – auch auf der Waldseite, auf der die Fan-Choreografen durch ihre Megaphone riefen: „Ruhe bewahren!“ Umso mehr ist es – mit Verlaub – zum Kotzen, dass es nach dem Spielschluss Vermummte aus dem Unionblock auf den Rasen schafften. Es war kein Platzsturm, dazu war der Spuk viel zu schnell vorbei – dank des beherzten Eingreifens der Spieler, die gerade zum Feiern auf die Waldseite gekommen waren und wahrscheinlich Schlimmeres verhinderten. Man möchte all denen zurufen, die sich 100 Minuten lang ihre Kehlen für ihre Mannschaft aus dem Leib sangen – lasst diese auf Randale und Eskalation gebürsteten Chaoten doch gar nicht erst in eure Mitte. Denn dieses völlig inakzeptable Vorgehen, das martialische Outfit von gut ein Dutzend Chaoten prägt nun leider für immer das Bild des Festes, was Zehntausende eigentlich gefeiert haben.

TM