
Fast drei Viertel der beteiligten Wähler stimmten beim Bürgerentscheid gegen die bisherige Amtsinhaberin Angela Homuth / Suche nach „BürgermeisterIn des Vertrauens“ hat begonnen
Wildau bekommt eine(n) neue(n) BürgermeisterIn. Das ist seit letztem Sonntag klar. Namen von Personen, die zumindest als Kandidaten für die Nachfolge der beim Bürgerentscheid klar abgwählten Amtsinhaberin Angela Homuth in Frage kommen könnten, stehen im Raum.
Einige sagen klar, dass sie nicht zur Verfügung stehen wie zum Beispiel der ehemalige Geschäftsführer der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft Frank Kerber. Ein anderer wie Prof. Dr. Lázló Ungvari schließt es immerhin nicht aus. „Es stimmt nicht, dass ich meine Kandidatur schon erklärt habe“, betont er zwar gegenüber dem KaWe-Kurier, „aber ich bespreche mich gerade in meinem Umfeld und meiner Familie, ob ich das tun sollte.“ Dabei gebe es keineswegs 100 Prozent Zustimmung. „Und ich weiß, es gibt in Wildau Menschen, die das Amt ebenso gut ausfüllen können“, sagt der ehemalige Präsident der TH Wildau. „Wofür ich klar plädiere ist, dass in Wildau eine Person BürgermneisterIn wird, die nicht Kandidat einer Partei ist. Sondern sie sollte wirklich aus dem Volk bestimmt werden. Das wäre nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid ein zweiter Qualitätssprung für die Stadt.“
Das ist auch das Anliegen der Bürgerinitiaitive für Demokratie und Transparenz in Wildau, die den Bürgerentscheid auf den Weg brachte und das Ergebnis vom Sonntag als einen „haushohen Sieg“ feiert. „Seit November hat die Bürgerinitiative als breites demokratisches Bündnis in einem großen Bürgerdialog während des Bürgerbegehrens und des Bürgerentscheids hunderte Gespräche mit den Menschen in Wildau geführt“, sagt Sprecherin Christine Stüber-Errath. In den Diskussionen vor Ort sei der Name Prof. Dr. László Ungvari als erhoffter Kandidat für einen “Bürgermeister des Vertrauens“ am häufigsten genannt worden. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass Herr Ungvari seine Bereitschaft erklärt hat, über eine Kandidatur nachzudenken“, so Christine Stüber-Errath im Gespräch mit dieser Zeitung. „Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt würden ihn – nach unserem Eindruck – sehr gern unterstützen.“
Für die Bürgerinitiative ist der Bürgerentscheid schon jetzt ein Stück Demokratie-Geschichte, an der die Wildauerinnen und Wildauer mitgeschrieben hätten. Am Ende war es so klar und eindeutig, dass selbst die Befürworter der Abwahl der Wildauer Bürgermeisterin Angela Homuth überrascht waren. 72,4 Prozent der abgegebenen Stimmen haben Angela Homuth das Vetrauen entzogen. Laut des vorläufigen Endergebnisses – das amtliche wurde nach Redaktionsschluss dieser Zeitung bekannt gegeben – haben somit 2956 Wildauer für einen personellen und inhaltlichen Neuanfang im Ort plädiert. 2221 Ja-Stimmen und die einfache Mehrheit waren mindestens notwendig. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,2 Prozent.
Die Reaktionen bei den Unterstützern des Bürgerentscheids reichen von Tränen der Erleichterung bis sachliches Vorausschauen auf die weiter anstehenden großen Herausforderungen, vor denen der Ort und ein(e) neue(r) BürgermeisterIn stehen. „Ja, ich hatte wirklich Tränen in den Augen über den Ausgang der Abstimmung und vor allem die Deutlichkeit“, sagt Frank Kerber gegenüber dem KaWe-Kurier. „Ich bin tief bewegt und beeindruckt, dass diese Art von Politik des Zerstörens und auch Wehtuns, die Frau Homuth zunehmend praktizierte, bei den Bürgern nicht verfangen hat.“ Der langjährige Geschäftsführer der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft war von der Bürgermeisterin gekündigt worden, weil er sich gegen die von der Stadt vorgesehenen Modalitäten des umstrittenen Grundstücksdeals rund um die Friedrich-Engels-Straße 56/57 gestellt hatte. Dieses umstrittene und schließlich auch nicht zustande gekommene Geschäft führte auch zu dem Korruptionsverfahren gegen die ehemalige Bürgermeisterin, das gegen eine Zahlung von 5500 Euro eingestellt wurde.
Für den Fraktionsvorsitzenden der Linken Heinz Hillebrand ist das Ergebnis des Entscheids nicht nur das klare Bekenntnis der Wildauer für einen personellen Neuanfang an der Rathausspitze, sondern auch eine Mahnung an die Abgeordneten-Mehrheit in der Wildauer SVV, zu einer echten Kooperation in der politischen Arbeit zurückzukehren. Inwieweit die Partei einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin für die Bürgermeister-Neuwahl aufstelle oder nicht, darüber würden nun intensive Gespräche geführt. Die Linke werde auf jeden Fall einen Kandidaten unterstützen, der sich für die Überwindung der Polarisierung in der Stadt einsetze, die Interessen aller Wildauer im Blick habe und auf Ausgleich setze.
Ähnlich sieht es Frank Vulpius von der Fraktion Grüne/BIW. Er hofft auf eine sofortige Konsequenz . „Die nun vorübergehend amtierende Verwaltungsspitze sollte den vielen Menschen, die uns über ihre Angst bei der Arbeit im Rathaus berichteten, sehr schnell vermitteln, dass ihre Kompetenz geschätzt und ihre Meinung gebraucht wird, also wieder ein Klima der Kollegialität ins Volkshaus einzieht.“ Neben all den Streitpunkten der vergangenen zwei Jahre, die es abzuarbeiten gelte, legt seine Fraktion auch Wert darauf, dass die fachlichen Fragen der kommunalen Kinder- und Jugendbeteiliung oder des Klimamanagements nun endlich den ihnen gebührenden Stellenwert bekommen.
Bis zur Neuwahl eines Bürgermeisters bzw. einer Bürgermeisterin sind nun ungefähr 5 Monate Zeit. Bis dahin leitet der stellvertretende Bürgermeister Marc Anders, der schon einmal während der Krankheit des Vorgänger-Bürgermeisters Dr. Uwe Malich eingesprungen war, die Amtsgeschäfte.
TM
