Erfinderteam der TH Wildau will ein neues Hebegurtsystem für Großtiere in die Praxis überführen
„Pferde und andere Großsäugetiere, die krank, verletzt, nach einem operativen Eingriff oder präventiv auf den Beinen gehalten oder aufgestellt werden müssen, werden typischerweise über ein Gurtsystem angehoben und somit aufgerichtet“, sagt Prof. Christian Dreyer über die Hintergründe zur Erfindung. Die bisherigen Systeme seien jedoch aufwendig anzubringen, insbesondere, wenn das Tier bereits liegt, oft unangenehm für das Tier und nicht für einen längeren oder permanenten Trageeinsatz konzipiert.
„Ausgehend von einer 30 jährigen Stute, die aufgrund von Verkalkungen des Bänder- und Sehnenapparates der Hinterbeine Aufstehschwierigkeiten hatte, haben wir ein Gurtsystem entwickelt, das dauerhaft vom Tier getragen werden kann. Mithilfe dieser Erfindung kann das Pferd aus jeglicher Liegeposition mit geringem Aufwand, in kürzester Zeit, mit wenig Stress für Tier und Mensch und mit geringem Personalaufwand wieder aufgerichtet werden“, erklärt Prof. Dreyer das System. „Wir haben das Tier mit nur einer Person mehrfach in weniger als einer Minute wieder auf die Beine gestellt.“
Mithilfe von 21 verstellbaren Schnallen und verschiedenen Polstern kann das Gurtzeug, das kaum mehr als eine Winterdecke für Pferde wiegt, optimal an die Anatomie des Pferdes angepasst werden. Das Tier hat dabei kaum Beeinträchtigungen durch das Tragen des Gurtes und kann sich ungehindert frei bewegen, was über einen Tragezeitraum von mehr als 20 Monaten nachgewiesen wurde. Mögliche Anwendungen für das neue System sind Präventivmaßnahmen vor Operationen, die Unterstützung bei akuten und chronischen Bewegungseinschränkungen, bei tierärztlichen Behandlungen oder beim Hufschmied
Die Erfindung stammt ursprünglich aus einer Projektarbeit von Prof. Christian Dreyer und seinen Studierenden, deren Resultate von der TH Wildau 2022 zum Patent angemeldet wurden. Anfang 2023 haben Prof. Dreyer und Miterfinder Benjamin Jankowski ein KickStart@FH-Stipendium zur Herstellung eines verbesserten Prototyps erhalten. Das Erfinderteam hat das Hebegurtsystem bereits mehrfach verbessert, so auch in der Masterarbeit des Miterfinders Stefan Helmrich. Nach einer patentanwaltlichen Begutachtung meldete die TH Wildau im August 2022 die Erfindung des mittlerweile siebenköpfigen Teams – zu ihm gehören auch Christoph Kalinke, Tarek El Ghayed, Martin Stehr und Peter Wothke – beim deutschen Patent- und Markenamt zum Patent an.
Anschließend erörterte der Patentservice, ein Transferscout und die Erfinder Prof. Dreyer und Benjamin Jankowski mögliche Verwertungswege und identifizierten die Gründung eines Startups als Transferweg. Durch die Beratung des Startup Centers der TH Wildau wurde das KickStart@FH-Stipendium als nächster Verwertungsschritt angegangen. Derzeit laufen Arbeiten zur Optimierung, die mit dem Stuipendium finanziert werden. Weitere Informationen finden sich auf der aus der Webseite der Forschungsgruppe Faserverbund-Materialtechnologien: https://www.th-wildau.de/forschung-transfer/faserverbund-materialtechnologien. RED / PI TH Wildau.