Es geht sowohl generell um höhere Honorare und bessere Arbeitsbedingungen als auch um eine angemessene und unbürokratische Unterstützung bei der gerade anstehenden Bewältigung von Lieferengpässe von Medikamenten. Die Forderungen sind in einem 10-Punkte-Katalog des Bundesverbandes formuliert, in dem zum Beispiel die Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung enthalten ist. „Die sind 2004 das letzte Mal um drei Prozent erhöht worden, angesichts der Inflation und der gestiegenen Personalkosten ist das längst überfällig“, sagt Knut Sabelus gegenüber den KaWe-Kurier. Er verweist darauf, dass durch die Rabattierung für die Krankenkassen letztendlich sogar nur gute 6 Euro bei den Apotheken verbleiben und sie seit Jahresanfang auch noch einen Solidaritätsbeitrag von 23 Cent pro Packung ins coronagebeutelte Gesundheitssystem geben müssen. „Irgendwann läuft das Fass über, und an diesem Punkt sind wir jetzt“, sagt der Apotheker mit über 30 Jahren Berufserfahrung.
Dafür kämen mehrere Gründe zusammen. „Im Prinzip machen wir längst pro ausgegebener Packung Miese, denn es ist ja nicht damit getan, dass das Medikament einfach mal aus der Schublade gezogen und den Patienten über den Tresen gereicht wird“, sagt Knut Sabelus. Aufgrund der Lieferengpässe für zahlreiche Medikamente – die Großhändler listen mittlerweile rund 400 Arzneien, die zeitweilig oder längerfristig knapp bzw. nicht verfügbar waren oder sind – sei der Aufwand zur Beschaffung enorm gestiegen. „Wir versuchen ja alles, um die Patienten bestmöglich zu versorgen. Alle Kollegen berichten, wie sie sich die Finger wund telefonieren“, so Knut Sabelus. „Ich habe eine Kollegin dafür abgestellt, den ganzen Tag lang Firmen abzufragen, weil der Handel nicht liefern kann. Das kann man nur machen, wenn man mehrere Filialen hat. Die einstmals übliche, klassische Konstellation – ein Apotheker bzw. eine Apothekerin und eine Apotheke – die ist mittlerweile kaum noch überlebensfähig.“ In Ludwigsfelde habe gerade vor drei Wochen eines dieser kleinen Unternehmen geschlossen. Deutschlandweit verabschiedeten sich allein zwischen Januar und März dieses Jahres 129 Apotheken. In Königs Wusterhausen gibt es keine Apotheke mehr, die nicht zu einem Filialverbund gehört.
Ein weiterer Grund, warum den „Apotheken das Wasser bis zum Hals steht“, so Knut Sabelus, sei der enorme und stetig noch wachsende bürokratische Aufwand. Er sieht im Umgang der Krankenkassen mit den Apothekern eine „Geringschätzung unserer Arbeit. Wozu haben wir das studiert, wenn wir für jedes Medikament, das wir anstelle eines nicht lieferbaren ausgeben, eine unendliche Nachweispflicht erbringen müssen?“, fragt er. Worin bestehe der Sinn, wenn Apotheker für Selbstverständliches wie das Ausreichen eines Blutzucker-Teststreifens oder einer Handbandage jeweils eine spezielle Qualifizierung vorzuweisen hätten? „Wozu werden von uns minutiöse Protokolle über Raumtemperaturen und Rezepturen verlangt? Oder wie oft wird die Bezahlung eines bearbeiteten Rezepts von den Kassen aus Gründen vermeintlicher Fehler abgelehnt. Es gibt viel Willkür im System, das muss ein Ende haben“, beschreibt der Apothekeninhaber die aufgeladene Stimmung in der Branche. Die Antwort des Gesundheitsministers auf die Proteste, dass die Kassen nach der Pandemie leider leer seien, wird die wohl kaum besänftigen. TM