Der Landkreis macht Ernst mit seiner „Innovationsinitiative mobile Vekehrssysteme“
Autonom fahrende Autos; Busse und Straßenbahnen, die sich selbst organisieren und mit den Fahrgästen kommunizieren; Güterbahnhöfe, in denen Schienenfahrzeuge wie auf einer großen Spielzeugplatte eigenständig manövrieren; ja selbst unbemannte Flugtaxis und Paketdrohnen, die Mensch und Material von A nach B bringen – das alles klingt noch so futuristisch und ist doch längst keine Science Fiction Vision mehr. Es liegt auf der Hand, dass das wasserreiche Brandenburg, das auf all diesen Zukunftsfeldern der modernen Mobilität längst mitmischt, auch das Schiff, Fluss und Kanal und zu einem „denkenden“, hocheffizienten und obendrein auch noch ökologischen Verkehrssystem entwickeln will.
„In 10 bis 15 Jahren, davon bin ich überzeugt, fahren hier vor unserer Haustür autonome Binnenschiffe, die die Metropole Berlin vom Rande aus mit Gütern und Waren versorgen“, sagt Michael Fiedler, der Geschäftsführer der LUTRA GmbH, die den Hafen Königs Wusterhausen betreibt. Brandenburgs größter Binnenhafen, der nach dem Wegfall des Kohleumschlags vor knapp zwei Jahren einen beeindruckenden, erfolgreichen Strukturwandel vollzogen hat, wird Ausgangs- und Endpunkt eines Testfeldes zwischen Königs Wusterhausen und Eisenhüttenstadt sein, mit dem ein digitalisierter, vollautomatischer und schließlich auch autonomer Schiffsverkehr erprobt und in die Praxis überführt werden soll.
Bund und Land fördern das Projekt „Autonom SOW“ – autonome Spree-Oder-Wasserstraße – mit Millionensummen. Es ist Bestandteil der „Innovationsinitiative mobile Verkehrssysteme“, die der Landkreis LDS mit seiner Wirtschaftsfördergesellschaft koordiniert. Im landkreiseigenen Wildauer Zentrum für Luft- und Raumfahrt, wo sich bereits zahlreiche Firmen mit hochkomplexer Steuerungs- und Positionierungs- Hard- und Software für Anwendungen in der Landwirtschaft, im Tagebau, in der Vermessung oder auch im Baustellenmanagement beschäftigen, laufen die Fäden von Politik, Wissenschaft und Forschung sowie der praktischen Anwendung zusammen. Im Zentrum ansässige Entwicklungsbetriebe wie die Titus Research GmbH oder die Alberding GmbH werden in den nächsten Monaten europäische Kompetenzen bündeln sowie Technologien für die Landseite, für Häfen und Schleusen entwickeln, mit denen kleinere Schiffseinheiten Schritt für Schritt fürs teilautomatische bis hin zum autonomen Fahren befähigt werden sollen. „Wir haben nicht nur die Forscher und Entwickler, sondern auch die Reedereien und die verladende Wirtschaft mit an Bord“, sagt Michael Fiedler.
Damit wird es nicht bei Computeranimationen bleiben, verspricht auch Jürgen Alberding, der Geschäftsführer der gleichnamigen Wildauer Softwareschmiede. Seine Firma beschäftigt ein Dutzend Ingenieure, die schon über zehn Jahre Entwicklungsarbeit in verschiedene Teilprojekte gesteckt und zahlreiche Lizenzen ins In- und Ausland verkauft hat. Jetzt gehe es darum, die verschiedensten Module land- und wasserseitig zusammen zu führen, damit die Navigation der Schiffe und das digitale Management der Wasserstraße störungsfrei kommunizieren können und auch bei der Begegnung von Schiffen, an Engstellen und Schleusen einen sicheren Verkehr ermöglichen. Ab dem kommenden Jahr soll mit dem Aufbau der Technik zunächst zwischen Königs Wusterhausen und Fürstenwalde begonnen werden. „Spree und Oder östlich von Berlin sind für diese Tests sehr gut geeignet, weil hier der Verkehr noch nicht so stark entwickelt ist und wir im laufenden Betrieb Erfahrungen sammeln können“, sagt Boris Kluge vom Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen, der das Projekt ebenfalls unterstützt.
TM