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Freitag, Dezember 8, 2023
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Der Adventskalender zwischen Kommerz und Tugend

Schöne Bescherung: Echte Überraschung hinterm letzten Türchen von Königs Wusterhausen

„Dreimal werden wir noch wach …“. Es ist immer eine aufreibende, voll gepackte Zeit, diese vorweihnachtliche Annäherung ans Fest der Feste. Anstatt Tag für Tag, Kalenderblatt für Kalenderblatt mehr Ruhe und Besinnlichkeit einziehen, geht das Jahr mit hektischem Getriebe zu Ende. Auf der Arbeit muss plötzlich noch so viel erledigt und geschafft werden. Die Firma, der Verein, die Nachbarn laden zur Weihnachtsfeier. Das künstlerische Vorspiel der Kinder in Kita, Schule oder Kirche steht an. Wenigstens einmal Weihnachtsmarkt und Glühwein müssen schon sein. Und die Familie gerät in hektisches Planen. Wer reist wo wann an? Und dann noch die Frage aller Fragen – sind alle Geschenke beisammen? Ist auch wirklich an jeden gedacht? Denn auf die wohlfeile Abmachung „Wir schenken uns dieses Jahr mal nichts“ kann man sich ja sowieso nicht verlassen!

Des Erwachsenen Hektik ist des Kindleins Qual des Wartens – wann ist denn nun endlich Weihnachten? Was für eine großartige Idee ist da doch der gute, alte Adventskalender, der mit seinen Bildern und Geschichten, mit seinen kleinen Aufmerksamkeiten, Ratschlägen und Überraschungen die Getriebenen zum Innehalten ermuntert und den Wartenden die Zeit verkürzt. Seit beinahe 200 Jahren macht er das schon. Laut Wikipedia stammt der erste selbstgebastelte Adventskalender vermutlich aus dem Jahr 1851. Familien hängten bis zu 24 Bilder an die Wand. Eine ganz einfache Variante waren 24 Kreidestriche, die Tag für Tag, Strich für Strich weg gewischt wurden. Mit den Daten der Tage markierte Kerzen, Weihnachtsuhren und schließlich ein gedruckter Bastelbogen mit 24 verschiedenen Motiven führten zu der Variante, wonach sich hinter jedem nummerierten Türchen von 1 bis 24 eine kleine Nettigkeit versteckte. Schon in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kam der eigentliche Erfinder des gedruckten Weihnachtskalenders, der Münchner Verleger Gerhard Lang, auf die Idee, mit einer Schokoladenfirma zusammen zu arbeiten und kleine süße Stückchen in den Karton zu packen. Was damals zwar schon eine geschäftstüchtige, aber durchaus noch liebevolle Bescherung war, hat der Kommerz mittlerweile ja längst mit so mancher Narretei auf die Spitze getrieben.

Aber auch der individuelle, gebastelte, kreative, christlich motivierte, lehrreiche Kalender behauptet sich glücklicher­weise in mannigfacher Form. Ein ganz besonderes Exemplar, das all diese Tugenden vereint, ist der lebendige Adventskalender, den seit geraumer Zeit ganze Kommunen gemeinsam gestalten. Menschen öffnen die Türen und Fenster ihrer privaten Häuser oder von öffentlichen Einrichtungen, um einander einzuladen und sich bei Kerzenschein, Musik und Gebäck zu begegnen. In diesem Jahr haben nach dem durch Corona aufgezwungenen, ganz und gar unchristlichen Kontaktverbot unter anderem Königs Wusterhausen und Senzig dieses Spazieren von Haus zu Haus wieder aufleben lassen. So wird es insbesondere auch in der Tee- und Wärmestube in Königs Wusterhausen direkt an Heiligabend bestimmt ein ganz besonderes emotionales Miteinander geben. Immerhin kommt passend zum Weihnachtsfest die Nachricht, dass die Begegnungsstätte im nächsten Jahr weiter für die Bedürftigen der Stadt offen steht – lesen Sie dazu auch den Beitrag auf Seite 3 dieser Ausgabe. Diese Überraschung hinterm letzten Kalendertürchen passt doch mal richtig zu der Botschaft der Weihnachtsgeschichte, die in der Begegnunsstätte am Abend des 24. Dezember vor den Besuchern gelesen wird. TM

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