Es ist ja offensichtlich: Corona ist nicht nur eine Lungenkrankheit. Sie macht was aus den Menschen. Auch aggressiv. Gegenüber der Gesellschaft und den Mitbürgern. In den asozialen Netzwerken werden Mitbürger zur Sau gemacht, bei den Corona-Leugneraufmärschen Polizisten angegriffen. Immer mit dem Argument der Freiheit des Einzelnen. Klar doch, aber nicht, wenn es um Abstand, um Maskenpflicht und Hygiene geht. Und wenn der allgemeine Anstand leidet. Gerade im Alltag. Ich war dieser Tage in einem Baumarkt in KW und lud etwas Sperriges ins Auto. Dazu musste ich den nebenliegenden Parkplatz mitnutzen. Hinter mir hupte mich mehrmals ein anderer Autofahrer an und gestikulierte wie ein Bekloppter, er wolle in diese Parklücke. 50 Meter weiter waren mehrere Plätze frei, aber der von ihm begehrte lag eben näher am Eingang des Marktes. Am Kreisel in Zeesen gibt es einen Fußgängerüberweg. Wie oft schon ist es mir passiert, dass ein anhaltepflichtiger Radfahrer angeschossen kommt und über den Überweg macht – ohne anzuhalten. Wie letzte Woche wieder. Weil ich nicht gleich für den sich in Vorfahrt wähnenden Radrambo stehengeblieben war, zeigte er mir wüst schimpfend den gestreckten Mittelfinger. Im Tonsee in Körbiskrug stand neulich ein Mann bauchtief im Wasser, guckte etwas sinnierend, verdrehte dann selig-entspannt mit Stöhnen die Augen. Na, Sie wissen schon. Darauf angesprochen, ein Badesee ist kein Klo, wurde er ausfällig. Er habe ja nicht auf den Strand gepinkelt. Coronazeit – auch Freundschaften können zerbrechen, alte Freunde sich überwerfen. Ein Dialog mit Verschwörungstheoretikern mit ihrem kruden Glauben geriet zunehmend daneben. Ein alter Freund, mit dem mich über lange Jahre viel verband, auch in den politischen Ansichten, versucht mir jetzt wieder und wieder seine Anticoronathesen missionarisch-eifernd überzuhelfen. Weil ich die nicht teile, bin ich für ihn nun ein „Meinungs-Untertan der Regierenden“. Was in 30 Jahren meines kritischem „Angemarkt“ noch niemand meinte. Im Gegenteil. Nun ja. Ich habe gemerkt, man ändert die Starr-Meinung der Leugner und Verschwörungstheoretiker nicht. Doch in Pandemieezeit nach den eigenen unverbesserlichen Regeln zu leben, Regelverstöße zu propagieren, ist keine Option. Das Virus und seine mitunter tödlichen Folgen lassen keinen Platz für Kompromisse, für Grautöne, Nachsicht und individuelle Auslegungen der Pandemie.
Corona macht was aus den Menschen. Auch im Kopf. Und überhaupt.