Die Spree-Oder-Wasserstraße wird digitales Testfeld für automatisierte und autonome Binnenschifffahrt
Die Projekte zur automatisierten und autonomen Binnenschifffahrt in Berlin-Brandenburg gewinnen weiter an Fahrt. Ende Juni 2021 startete das Forschungsprojekt DigitalSOW – Digitales Testfeld für automatisierte und autonome Binnenschifffahrt auf der Spree-Oder-Wasserstraße (SOW).
In den letzten Jahren sind in unmittelbarer Nachbarschaft des Berliner Autobahnrings (A10) zahlreiche Logistikzentren zur Versorgung der Metropolregion Berlin entstanden. Von diesen Zentren aus werden die Waren größtenteils über die Straße in die Hauptstadt befördert. Durch den prognostizierten Zuwachs des Online-Handels ist zukünftig mit einer weiteren Steigerung des Lieferverkehrsaufkommens zu rechnen. Um einerseits die gesamtwirtschaftlichen und gesundheitlichen Schäden durch unproduktive Wartezeiten in Staus und Beeinträchtigungen durch Emissionen zu reduzieren und andererseits die Ver- und Entsorgung der Metropole Berlin sicherzustellen, wird intensiv an neuen Konzepten für den Warentransport in Metropolregionen gearbeitet.
Im Rahmen des Verbundvorhabens wird nun ein digitales Testfeld auf der SOW errichtet und betrieben, um Konzepte, Algorithmen und Technologien für das automatisierte und vernetzte Fahren zu untersuchen, zu entwickeln und zu erproben. Im Fokus steht dabei die effiziente Einbindung der Wasserstraße in ein Citylogistikkonzept zur Ver- und Entsorgung der Hauptstadtregion. Unter der Ausnutzung von Haupt- und Nebenwasserstraßen sollen kleine, emissionsarme und automatisiert fahrende Schiffseinheiten zu einer stärkeren Auslastung der Wasserstraße und damit zur Entlastung des Warentransports auf der Straße führen.
Zur Echtzeiterfassung der Verkehrslage und des Wasserstraßenzustands sowie zur Unterstützung der Schiffspositionierung soll dazu ein Teilabschnitt der Spree-Oder-Wasserstraße, zu dem auch der Hafen Königs Wusterhausen und die Dahme gehören, mit digitaler Sensor-Technik ausgestattet werden. Moderne Kommunikationstechniken sollen installiert und betrieben werden, um eine lückenlose Datenübertragung zwischen der Leitzentrale, der Testfeldinfrastruktur und den Versuchsträgern zu gewährleisten. Für die Erprobung des automatisierten und vernetzten Fahrens werden neue Schiffseinheiten entwickelt und gebaut sowie vorhandene Schiffseinheiten der Projektpartner eingesetzt. Ziel ist es, auch interessierte Nutzer des Testfeldes mit Kommunikations- und Positionierungstechnik auszustatten. Parallel zum Aufbau einer digitalen Infrastruktur entlang der Wasserstraße müssen die Transporteinheiten und die Transportprozesslogistik auf die neuen Anforderungen der Citylogistik angepasst werden. Digitale Transportdokumente, die präzise Schiffslage- und Umfelderfassung, automatisiertes und autonomes Fahren und eine geeignete Kommunikationsinfrastruktur zur Vernetzung der Fahrzeuge mit einer Leitzentrale sind wichtige Herausforderungen in diesem Themenkomplex.
Das Projektkonsortium wird von der Alberding GmbH in Wildau geleitet. Kooperationspartner sind das Institut für Kommunikation und Navigation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, die Schiffbau-Versuchsanstalt Potsdam GmbH, das Fachgebiet Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme der Technischen Universität Berlin, das Institut für Automatisierungstechnik der Universität Rostock und der Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.. Unterstützt wird das Projekt durch die BEHALA – Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH, die LUTRA GmbH – Hafen Königs Wusterhausen, die Reederei Edline sowie die Wirtschaftsförderung und das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg.
Das Projekt DigitalSOW wird im Rahmen der Förderrichtlinie für Investitionen zur Entwicklung von Digitalen Testfeldern an Bundeswasserstraßen mit insgesamt 4,2 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Die Forschungsergebnisse sollen bis Herbst 2023 zur Verfügung stehen. Die Verbundpartner bereiten eine offizielle Auftaktveranstaltung zum Projektstart vor. Am 28. September 2021 besteht die Möglichkeit, einen kompakten Überblick über die Motivation und Ziele des neuen Forschungsvorhabens sowie die Synergien mit anderen Forschungsprojekten an der Spree-Oder-Wasserstraße zu erhalten. Eizelheiten zu Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben. Weitere Informationen finden sich unter www.digitalsow.de.
RED / PI Alberding GmbH