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Samstag, September 30, 2023
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Der Segen eines Propangaskochers

Der Prieroser Unternehmer Christian Fuchs hat wie versprochen den nächsten, mit LDS-Spendengeldern finanzierten Hilfstransport in die Ost-Ukraine gebracht

Eine bewegte Woche liegt hinter Christian Fuchs. Am vergangenen Sonntag ist der 40jährige ­Prieroser aus der Ukraine zurück gekehrt. Mit Spendengeldern der LDS-Nordkommunen hatte er zuvor wie angekündigt – der KaWe-Kurier berichtete von der Scheckeübergabe in seiner Ausgabe vom 2. November dieses Jahres – einen Hilfstransport in die ostukrainische Stadt ­Charkiw zusammen gestellt.

Vor knapp zwei Wochen trat er mit einem vollbeladenen Klein-LKW die Fahrt in die 2000 Kilometer entfernte zweitgrößte Stadt des Landes an. An Bord hatte er haltbare Lebensmitteln, Hygieneartikel, Medikamente, aber auch Stromgeneratoren und Gaskocher. „Die Informa­tionen, die ich von den Menschen vor Ort hatte, verdeutlichten, dass es jetzt neben der Versorgung mit einer warmen Mahlzeit für die bedürftigen Leute um Strom, Wärme, Wasser geht“, erzählt er. „Und genauso habe ich das auch vor Ort erlebt. Es ist beängstigend, Großstädte wie Kiew oder auch Lwiw, durch die ich gefahren bin, auf einen Schlag stockdunkel zu erleben. Stromabschaltungen gehören jetzt zm Alltag. Russland zerstört gezielt die Infrastruktur des Landes.“

Schon im Frühjahr und Sommer dieses Jahres hatte der Berliner Lebensmittelimporteur, der vor dem Krieg mehrere Jahre in der Ukraine arbeitete und lebte, mit Unterstützung von Bekannten und Unternehmen Hilftransporte organisiert und selbst ins überfallene Land gebracht. Die Wildauer Firma anecom stellt ihm seitdem ein Lager zur Verfügung, in dem er die Güter sammeln und die Fahrten koordinieren kann. Da allerdings ab dem Sommer nicht mehr so viele Spendengelder eingingen, musste er seine Solidaritätsaktionen einstellen. Die LDS-Gemeinden Zeuthen, Eichwalde, Schulzendorf, Schönefeld, Wildau, Königs Wusterhausen und Mittenwalde, die im April spontan mit dem Landkreis ein Friedenskonzert auf dem Funkerberg veranstaltet und damit Spendengelder eingenommen hatten, erhörten seine Hilferuf und übergaben ihm Ende Oktober 8000 Euro.

„Als ich jetzt nach mehreren Monaten wieder dort am Stadtrand von Charkiw in der zur Notstation umfunktionierten Schule vorfuhr, stand die Schuldirektorin, die jetzt Hilfskoodinatorin ist, mit Tränen am Eingang“, berichtet Christian Fuchs. „Die Frauen und Männer, die dort unter anderem in einer provisorischen Großküche Essen kochen und verteilen, haben mich dringend gebeten, den Menschen, die hier bei uns solidarisch mit ihnen sind, Danke zu sagen.“ Die Versorgung mit den nötigsten Lebensmitteln sei zwar, so berichtet Christian Fuchs, im Gegensatz zum Chaos der ersten Kriegswochen dort in der Region relativ stabil. Aber da nun zunehmend Strom, Gas und Wasser aufgrund der russischen Kriegsstrategie zu einem Mangel werden, seien die Angebote des Versorgungszen­trums für viele Einwohner nach wie vor existentiell. „Ich habe auch Dörfer in Richtung der russischen Grenze gesehen, da steht kein Stein mehr auf dem anderen“, schildert Christian Fuchs. „Dort können Menschen nicht mehr sein, denen muss auch geholfen werden.“

Nach seiner Rückkehr hat Christian Fuchs erst einmal wieder so richtig wahr genommen, was es bedeutet, eine warme Dusche zu haben und einen Topf auf den Herd stellen zu können. Aber seine Gedanken sind weiter bei den ukrainischen Bekannten, für die das bis vor gut neun Monaten auch selbstverständlich war. Für den Dezember plant er eine weitere Tour, bei der er neben den Lebensmitteln vor allem auch technisches Gerät in die Ukraine bringen möchte. Er denkt an Generatoren, Camping- und Gaskocher oder auch an Powerbanks, die solar betrieben werden können, damit auch mobile Kommunikation vor Ort wieder besser möglich wird. Etwas Geld aus der LDS-Spende sei noch vorhanden. „Aber der Winter kommt erst noch. Und der ist lang im Osten der Ukraine. Auf meinem Rückweg gab es dichten Schneefall. Damit den Menschen dort weiter geholfen werden kann, brauchen auch wir einen langen Atem.“

TM

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