Der Zauberbaum bleibt erhalten

Der Künstler Christian Heinze (Bildmitte) mit den KW-Detektiven Claus Judeich, Oliver Nippert, Rainer Kugel und Wolfgang Wick (v.l.n.r.) vor dem Wandmosaik an der ehemaligen Kita Knirpsenstadt. Foto: K. Ohlwein

Der Potsamer Künstler Christian Heinze besuchte das von ihm gefertigte Fliesenmosaik an der ehemaligen Kita Knirpsenstadt in KW

Christian Heinze, der 1973 das Fliesenmosaik für die Kita Knirpsenstadt in Königs Wusterhausen gestaltet hat, hat das Kunstwerk in der vergangenen Woche auf Einladung der KW-Detektive besucht. Die Hobby-Chronisten, die sich mit verschiedenesten geschichtlichen Aspekten der Stadt befassen und dazu auch öffentliche Vorträge halten, hatten zuvor den in Potsdam lebenden Künstler ausfindig gemacht.

Die Kita Knirpsenstadt befand sich ab 1. Mai 2022 in städtischer Trägerschaft und musste jedoch am 30. September 2022 bis auf Weiteres geschlossen werden. Grund dafür waren Baumängel. Die Kinder zogen in einen Neubau um. Am neuen Standort gibt es nicht nur renovierte Räume, sondern auch mehr Kapazitäten. Für die Kita Knirpsenstadt läuft derzeit eine baufachliche Prüfung, ob das Gebäude umgebaut werden kann oder abgerissen werden muss. Im Anschluss erfolgt eine entsprechende Ausschreibung.

Das Fliesenrelief soll aber erhalten bleiben, das betonte die Erste Beigeordnete Sylvia Hirschfeld beim Ortstermin mit dem Künstler und den KW-Detektiven noch einmal eindringlich. „Es ist nicht nur ein fester Bestandteil der Geschichte von Königs Wusterhausen, sondern auch eine beliebte Kindheitserinnerung vieler Bürger und Bürgerinnen“, sagte sie. Das freut auch den mittlerweile über 80jährigen Künstler. „Es ist schön, dass Sie das Kunstwerk retten“, sagte Christian Heinze bei seinem Besuch in Königs Wusterhausen. „Das gibt’s nicht immer. Und diese Wand ist auch wichtig für viele Menschen in der Stadt.“ In den letzten Jahren mussten mehrere Renovierungen an der Wand realisiert werden, da immer wieder der Putz an den Seiten brüchig wurde. Die Fliesen sind aber – anders als die sie umgebende ­Bausubstanz – nach wie vor in einem einwandfreien Zustand und können trotz Schließung der Kita auch jetzt schon weiterhin bestaunt werden.

Christian Heinze wurde 1941 in Dresden geboren. Seine Mutter war Hausfrau und Buchbinderin, sein viel zu früh gestorbener Vater war Autoschlosser und Hobbymaler. Von ihm erbte Heinze nicht nur sein künstlerisches Talent, sondern auch das Gespür für Farben, Papier und Kunstmaterialien. Von 1956 bis 1958 machte ­Christian Heinze eine Lehre zum Betonfacharbeiter an der Arbeiter-und Bauernfakultät. Von dort aus bewarb er sich zum Studium an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden, wo er in den Jahren 1960 bis 1966 Kunst studierte. 1966 zog er nach Potsdam. In seiner neuen Wahlheimat bildete er 1968 eine Art Künstler-Kolonie in der Villa Rumpf am Heiligen See gemeinsam mit den Künstlern Peter Wilde, Manfred Nitsche und Alfred Schmidt sowie dem Regisseur Kurt Tetzlaff.

Im Jahr 1973 erhielt er den Auftrag einer Baufirma zur Errichtung eines Kunstwerkes für die zukünftige Kita Knirpsenstadt in Königs Wusterhausen. Zu dieser Zeit gab es beim Bau von öffentlichen Gebäuden die staatliche Auflage, einen gewissen Teil der Baukosten – meist um die ein Prozent – für Kunstwerke am Bau zu verwenden. Christian Heinze entschied sich für eine Fliesenwand im Mosaikstil. Für sein märchenhaftes Motiv eines großen Baumes und mehrerer Fabelwesen an einem Fluss mit einer Treppe, die zu einer Tür führt, bemalte er vorab insgesamt 72 witterungsbeständige Fliesen. Sie wurden in Meißen in einem speziellen Ofen bei einer Tempereratur von 1000 bis 1200 Grad gebrannt, um zu verhindern, dass die Malereien verwischen. In Königs Wusterhausen wurden sie von einem erfahrenen Fliesenleger verlegt. Der Künstler hatte am Ende etwa ein Jahr mit der Herstellung der Fliesenwand verbracht.Die Kita Knirpsenstadt eröffnete im Jahr 1974 und erfreute Generationen von Kindern mit dem verzaubernden Mosaik. Christian Heinze ist heute noch ein gefragter Maler und Grafiker in Potsdam, wenn es um Radierungen mit Motiven aus und um Potsdam oder um künstlerisch gestaltete Ostseekalender geht.

RED / PI Stadt KW