20.2 C
Königs Wusterhausen
Dienstag, Oktober 3, 2023
Mitarbeiter gesucht
StartFreizeit Kultur & SportFamilie & GesellschaftDeutschland macht Urlaub an den Dahme-Seen

Deutschland macht Urlaub an den Dahme-Seen

Der Tourismus boomt gerade in der Region
Anbieter hoffen auf eine Verlängerung der Saison in den Herbst hinein

Ob man per Rad an der Dahme unterwegs ist, sich am Motzener See ins wohltemperierte Wasser stürzt, per pedes den Welaberg vor den Toren des Spreewaldes erklimmt oder mit dem Kanu den Nottekanal durchpflügt – das „Hallo“ und „Guten Weg“, das sich die Ausflügler zumeist gutgelaunt einander zu werfen, klingen auffällig vielsprachiger als in früheren Jahren. Zumindest was die Nuancen der deutschen Sprache betrifft. Zum betulichen sächsischen und thüringischen Dialekt und zur frischen Berliner Schnauze kommen die südlichen Idiome der bayerischn und württembergischen Geselligkeit. Und auch der hohe Norden grüßt auffällig oft mit einem fröhlichen „Moin“ – egal zu welcher Tageszeit man unterwegs ist.

Deutschland macht Urlaub zu Hause. Und das ist für das Dahme-Seenland gut so. „Jetzt noch für den August ein Feriendomizil bei uns finden zu wollen, ist im Prinzip aussichtslos“, sagt die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Dahme-Seen Juliane Frank. 85 Anbieter hat der die Region vermarktende Interessenverband in der eigenen Vermittlung. „Das sind vor allem die kleineren Pensionen und Vermieter von Ferienwohnungen oder -häusern“, erklärt Juliane Frank. „Die sind voll belegt, wobei es auch mehr Anfragen als sonst bis in den Herbst hinein gibt.“

Noch könne freilich keine Aussage dazu getroffen werden, wie sich die Gesamtbilanz des Jahres angesichts der Corona-Flaute über Ostern und im Mai und der Ungewißheit des weiteren Verlaufs der Pandemie darstellt. Seit Jahren verzeichnete die Region der Dahme-Seen Zuwächse bei den Übernachtungen und Gästen. Im letzten Jahr lagen die Zahlen bei 1,2 Millionen Übernachtungen und 600000 Kurz- und Langzeiturlaubern, die zwischen Schönefeld und Krausnicker Bergen ihr Ferienquartier bezogen. „Ob wir da wieder hinkommen, kann im Moment niemand sagen“, so Juliane Frank, „aber wir sind erstmal sehr froh, dass gerade auch Leute aus anderen Ecken von Deutschand im Moment unsere Region entdecken.“

Die allgemeinen Trends kann der Schweriner Ferienhausvermieter Gerhard Espich weitgehend bestätigen. Seine drei Ferienwohnungen am Zemminer See, die er seit acht Jahren anbietet, sind gut gefragt und gebucht. Neu ist für ihn, dass er es häufiger als sonst mit kurzfristigen Buchungen zu tun hat. „Das ist eine Reaktion auf die Unklarheiten dieses Jahres“, sagt er. Während die Gäste bislang meist aus Sachsen und Sachsen Anhalt anreisten, kommen in diesem Jahr auch kurzentschlossene Berliner zu ihm, die sozusagen vor der eigenen Haustür Urlaub machen. „Ich muss aber sagen, die Sommerferien waren bislang nie das Problem, da sind wir immer ausgebucht“, sagt Gerhard Espich. Er erwartet auch für den Herbst insbesondere weitere kurzfristige Anfragen und hofft so wie die gesamte Branche insgesamt darauf, dass sich die Saison verlängern lässt.

Das wünscht sich auch Marco Kielmann, der seit vier Jahren den Bootsverleih Paddel-Pit am Motzender See betreibt. „Derzeit ist nicht Corona das Problem, sondern eher das etwas unbeständige Wetter“, sagt er. „Die Leute sind da, wahrscheinlich sogar mehr als in vergangenen Jahren. Das sehe ich an den Tagen, wenn die Sonne ­ordentlich scheint. Da sind die Strände voll. Und da ist auch bei mir Hochbetrieb.“ Der Bootsverleiher hat alles im Angebot, was zum Aktiv-Vergnügen auf See gehört – Tret- und Ruderboote, Stand UP-Bords, Kanus und Kajaks. Gerade fürs Wasserwandern hat er von seinem Ausgangspunkt aus mit dem Galluner und dem Nottekanal interessante Verbindungswege in Richtung Königs Wusterhausen oder Mellensee zu bieten. „Das kann man bei entsprechender Kleidung locker bis in den Oktober rein machen“, sagt der Bootsverleiher. Wenn die Leute tatsächlich auch in dieser Zeit mehr als zuvor Urlaub machen, stehe ich bereit.“ Natürlich fehle auch ihm das Frühjahr, dennoch stimme ihn die derzeitige Entwicklung ganz positiv. „Ich habe nicht das Gefühl, dass alles den Bach runtergeht“, sagt Marco Kielmann.

Beim touristischen Platzhirsch der Region, dem Tropical Islands Ressort, ist man trotz der Corona-Beschränkungen für die Auslastung der Halle ebenfalls guten Mutes. Seit Mitte Juni ist die Anlage wieder geöffnet, wobei der Badebetrieb mit halber Kapzität – das sind maximal 3300 Gäste gleichzeitig – gefahren wird. Trotz dieser Einschränkung im Interesse der Gesundheit der Besucher musste bislang kein einziger Mitarbeiter entlassen werden. Von den 550 Beschäftigten befindet sich auch niemand mehr in Kurzarbeit. Vor allem bei den Übernachtungszahlen ist einer der größten Beherbergungsbetriebe Deutschlands weiter auf Wachstumskurs. Im Juli wurden mehr als 59000 Übernachtungen registriert, was einem Plus von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Dabei wirkt sich auch aus, dass in diesem Jahr weitere 79 neue Ferienhäuser – die sogenannen Sunrise Homes – hinzu gekommen sind. Damit stehen zum jetzigen Zeitpunkt 192 Ferienhäuser sowie die Übernachtungsmöglichkeiten im Dome zur Verfügung. Bis Ende August sind alle Betten bis auf wenige Restplätze ausgebucht. Somit können die Übernachtungen bei Tropical Island die gesunkene Zahl von Tagesgästen kompensieren.

Der Großteil der Gäste kommt dabei aus Deutschland, nur 5 Prozent reisen im Moment aus dem Ausland an. Dieser Wert lag in den Jahren zuvor bei ungefähr 20 Prozent. Bis Ende August sollen weitere 56 Ferienhäuser fertig werden und in die Vermietung kommen. Damit sind dann insgesamt 2500 Übernachtungsmöglichkeiten innnerhalb und außerhalb der Halle vorhanden, mit denen das Ressort in die Herbst- und Wintersaison gehen kann. Auch bei Tropical Islands geht man davon aus, dass es für diese Zeit noch viele kurzfristige Buchungen geben wird. Schon jetzt sei aber der Oktober, der traditionell zu den am stärksten nachgefragen Monaten gehört, hinsichtlich der Übernachtungsbuchungen auf Vorjahresniveau.

TM

RELATED ARTICLES

Meist gelesen

Kommentare