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Die Chancen für den wichtigsten Sieg der Vereinsgeschichte stehen gut

Der Schreck war groß, als Mitte April bekannt wurde, dass für die Betreibergesellschaft des Volleyball-Bundesligisten Energiequelle Netzhoppers KW Bestensee ein Insolvenzantrag eingereicht wurde. Seitdem kämpft der Verein um den Erhalt der Lizenz für die 1. Bundesliga. Vereins-Ikone Dirk Westphal legt sich dafür als Projektleiter Neustart Netzhoppers besonders ins Zeug. Im Interview mit dem KaWe-Kurier zeigt er sich optimistisch, dass auch in der kommenden Saison Bundesliga-Volleyball in der Region gespielt wird.

KaWe-Kurier: Wie ist der aktuelle Stand – wird es weiter Bundesliga-Volleyball mit den Netzhoppers geben?

Dirk Westphal: Ich gehe fest davon aus. Wir haben zum Stichtag 31. Mai die bis dahin geforderten, weiteren Unterlagen für die 1. Bundesliga eingereicht. Wichtigster Punkt: Wir mussten eine Deckung von 80 Prozent unseres geplanten Etats nachweisen. Diese Hürde haben wir nach meinen Rechnungen sehr gut übersprungen. Insgesamt planen wir mit einem Etat von rund 500000 Euro für die neue Saison. Noch in dieser Woche führen wir die nächsten Gespräche mit den Verantwortlichen der Liga, die für die wirtschaftliche Lizenzierung zuständig sind.

Woher kommt das Geld?

Wir haben uns den gesamten Mai intensiv mit unseren Bestandssponsoren und auch neuen potenziellen Unterstützern ausgetauscht. Alle, die bislang dabei waren, bleiben uns treu und verringern auch nicht ihre Beträge. Das gilt auch für unseren Hauptsponsor und Namensgeber Energiequelle. Dafür sind wir sehr dankbar. Und wir konnten über unseren Anfang Mai gegründeten Partners Club auch neue Firmen gewinnen. Mit dem Partners Club haben wir ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen, um gegen einen Mitgliedsbeitrag von mindestens 5000 Euro einen exklusiven und direkten Zugang zu Verein und Mannschaft zu ermöglichen.

Der Rückhalt in der Region ist also da?

Ja, das ist so – auch in der Politik. Wir haben sehr gute Gespräche mit der Stadt Königs Wusterhausen, mit den Stadtverordneten, dem Landkreis und dem Kreissportbund geführt. Dabei ging es auch um mittelfristige Entwicklungsperspektiven, die zum Beispiel mit dem hochinteressanten Projekt der Multi-Event-Arena im Königspark von Königs Wuster­hausen verbunden sind. Wir würden dort gern eine Heimstatt haben und die Region sowie der private Eigentümer wollen das auch. Ich muss sagen, ich bin in den letzten Wochen sogar optimistischer geworden, dass unser neues Konzept, das wir natürlich erst einmal selbst zu erarbeiten hatten, aufgeht.

Was sind die Kernpunkte der „neuen“ Netzhoppers?

Das sind drei Säulen: Erstens – wir legen den Fokus viel stärker auf das Management, da wurde in letzter Zeit zu wenig investiert, das ging auch auf die Gesundheit der Mitarbeiter. Wir brauchen ein leistungsfähiges Team um das Team. Zweitens – das bedeutet, dass die finanziellen Spielräume für die Mannschaft geringer sind. Wir setzen also auf junge, lokale Spieler. Davon gibt es rund um Berlin durchaus ein großes Reservoir. Drittens – wir wollen möglichst schon zur kommenden Spielzeit in unsere Heimatstadt KW zurückkehren.

Aber Bestensee war doch kein schlechtes Pflaster für die Netzhoppers?

Absolut nicht! Wir sind dankbar für die Unterstützung der Gemeinde und der Fans. Und wir zählen weiter auf sie. Aber da die Auflagen für die Spielhalle nicht mehr so streng sind und es eine Chance gibt, in der Paul-Dinter-Halle Bundesliga-Volleyball zu spielen, wollen wir dort weitere Zuschauergruppen erreichen. In Bestensee hatten wir zuletzt im Schnitt um die 450 Zuschauer. In KW passen 800 bis 1000 Leute rein. Es ist unser Ziel, die Halle ab und an wieder ausverkauft zu bekommen. Mit einem Schnitt von 600 Zuschauern wären wir absolut zufrieden. Wir wollen in KW insgesamt noch nahbarer, greifbarer für die Fans werden. Aber es gibt noch viele Hausaufgaben zu machen – was sagt der Brandschutz, wie steht es um die TV-Tauglichkeit der Halle? Es gibt noch keine endgültige Entscheidung zum Umzug nach KW.

DT | KaWe-Kurier online Dirk Westphal setzt sich mit einem neuen Team für den Bundesliga-Start der Netzhoppers in der kommenden Saison ein. Foto: privat

Was ist mit dem aktuellen Kader? Ist der bereits in alle Winde zerstoben?

Ja, das ist im Prinzip schon so. Als der Insolvenzantrag öffentlich wurde, haben wir alle Spieler und Trainer entbunden, ihnen gesagt: Wartet nicht auf uns, guckt, daß ihr Alternativen findet. Das gebot die Fairness. Vielleicht gelingt es uns jetzt noch, ein bis zwei Spieler aus der letzten Saison zu halten – aber wie gesagt zu geringeren Bezügen. Trotzdem halten wir es für absolut realistisch, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammen zu stellen, deren Ziel es ist, auf Platz 7 bis 10 zu kommen. Da die 1. Bundesliga in der kommenden Saison ein Aufsteigerprogramm mit gleich vier Neulingen aus der 2. Liga umsetzt, sind wir zuversichtlich, dass wir uns in diesem Leistungskreis bewegen und auch Spiele gewinnen können.

Wird der Trainer weiter machen?

Das wäre schön. Aber da wir auch keine Wohnungen mehr anbieten können, ist das wohl für ihn kaum eine Option.

Auf dem Feld waren Sie ein Aushängeschild der Netzhoppers. Jetzt übernehmen Sie in dieser schwierigen Situation diese große Veranwortung. Warum?

Weil ich mich dem Verein sehr verbunden fühle und etwas zurückgeben möchte. Bei mir lief es in den letzten beiden Jahren sportlich ja nicht mehr so perfekt, und trotzdem hat der Verein und haben die Fans zu mir gehalten. So etwas vergisst man nicht! Und die Netzhoppers haben Potential, davon bin ich überzeugt. Es wäre das absolut falsche Signal, wenn dieser Tradtionsverein verschwindet. Hier ist jetzt wirklich sehr viel kaputt gegangen, aber das eröffnet auch den Spielraum, was Neues aufzubauen. Ich finde, das Fernziel Bundesliga-Volleyball mit den Netzhoppers im Königspark lohnt sich. Dafür stellen wir jetzt die Weichen. Deshalb gibt es auch ehrlich gesagt jetzt keinen Plan B mehr.

Die Fragen stellte Torsten Müller

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