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Die Flammen sind aus

Fast eine Woche lang brannte die Lieberoser Heide auf eine Fläche bis zu 90 Hektar
Das Lagezentrum des Kreises koordinierte rund 1000 Einsatzkräfte

Die Flammen sind aus. Auf diese Meldung hatten die Einsatzkräfte, die seit Montag vergangener Woche gegen den Waldbrand in der Lieberoser Heide kämpften, lange warten müsssen. Am Freitag Mittag, am fünften Einsatztag, war es endlich soweit. „Die Lage hat sich stark verbessert“, sagte da Kreisbrandmeister Christian Liebe. „Zwar ist die Fläche des Brandes nach den neuesten Messflügen wieder bei 90 Hektar. Aber es gibt keine Flammen mehr. Kleine Glutnester im Moor sind weiter aktiv.“

Das, so schätzen die Fachleute ein, wird wohl auch in nächster Zeit noch so bleiben. Auch wenn der Landkreis die Großschadenslage aufheben konnte, ein Großteil der Feuerwehren und Hilfskräfte übers Wochenende wieder abzogen und die Einsatzleitung vom Landkreis auf das Amt Oberspreewald/Lieberose übergegangen ist, müssen das Waldgebiet auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz weiter mit Argusaugen beobachtet und die Bekämpfung der Glutnester fortgesetzt werden. Denn das Gelände ist weiterhin mit starker Hitze belastet. „Die Glutnester werden die Feuerwehr noch über die nächsten Wochen beschäftigen“, erklärt Kreisbrandmeister Christian Liebe. Moorbrände seien kaum löschbar. Es brenne weiter unterirdisch in 15 bis 20 Zentimetern Tiefe. Eine Durchwässerung sei daher kaum möglich. „So viel Wasser können wir gar nicht herschaffen“, fasst Christian Liebe zusammen. Und Landrat Stephan Loge ergänzt: „Die Nachlöscharbeiten und Feuerbestreifung der nächsten Wochen fordern weiterhin viel Kraft. Mit Blick auf die nächsten Großwetterlagen wird meine Sorge um die Lieberoser Heide nicht ­weniger.“

DT | KaWe-Kurier online Äußerst schwierige Bedingungen erschwerten die Löscharbeiten im munitionsbelasteten Gelände. Die Wege, die für die Fahrzeuge freigegeben werden konnten, waren schwer zugänglich. Foto: LDS

Trotzdem heißt es erstmal durchatmen, nachdem rund 1000 Frauen und Männer in einem gewaltigen Kraftakt seit Montag vergangener Woche am Boden und aus der Luft die Flammen bekämpften. Der Brand war am 4. Juli mitten in der Lieberoser Heide entdeckt worden, wobei zunächst eine Fläche von sechs Hektar betroffen war. Aber es zeichnete sich schon ab, dass die Löschung kompliziert werden würde, weil die Einsatzkräfte das noch immer stark munitionsbelastete Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes nicht betreten konnten. Schlechte Wege zum Gebiet, Wind und Trockenheit machten ihnen zu schaffen. Das Feuer breitete sich schnell aus. Am Montag Abend waren es schon 13 Hektar Brandfläche.

Der Landkreis entschied sich noch am ersten Tag in Abstimmung mit der Einsatzleitung vor Ort dazu, die Großschadenslage auszurufen und ein eigenes Lagezentrum einzurichten. LDS-Kreisbrandmeister Christian Liebe war der Einsatzleiter und koordinierte die Löscharbeiten vom Stützpunkt im Amt Lieberose/Oberspreewald aus. Neben den Feuerwehren aus den Landkreisen Dahme-Spreewald, Spree-Neiße und der Stadt Cottbus, dem Deutschen Roten Kreuz und der Johanniter Unfallhilfe Südbrandenburg, die die Löscharbeiten am Boden unterstützten, kam auch schon ein Hubschrauber der Bundespolizei zum Einsatz. Die einzige gute Nachricht der ersten Tage: Ortschaften und Menschen waren nicht in Gefahr. Es war das erklärte Ziel aller Beteiligten, dass dies auch so bleiben sollte.

Über Nacht zum Dienstag gab es zunächst keine weiteren Hiobsbotschaften. Die Lage wurde als stabil eingeschätzt. Aber Kreisbrandmeister Christian Liebe schätzte schon da ein: „Wir dürfen uns durch die Situation in der Nacht nicht täuschen lassen. Wir werden die Einsatzkräfte aufstocken. Zwei Hubschrauber der Bundespolizei werden ab 10 Uhr unterstützen.“ Zu den bereits eingesetzten Kameradinnen und Kameraden sowie Helferinnen und Helfern kamen weitere Kräfte aus Oder-Spree und Märkisch-Oderland dazu. Außerdem verstärkte das Technische Hilfswerk die Logistik. Trotzdem breitete sich das Einsatzgebiet im Verlauf des Tages auf 50 Hektar Moor- und Waldfläche aus. Mittlerweile waren knapp 300 Feuerwehrleute mit 68 Fahrzeugen vor Ort, die Hubschrauber löschten im 3-Minuten-Takt, Drohnen beobachteten die Brandentwicklung aus der Luft. Nach wie vor behinderten die Trockenheit, die drehenden Winde und das immer schlechter zugängliche Gebiet, in dem es kaum frei gegebene Wege gab und gibt, für eine massive Behinderung der Arbeiten. Weitere Helfer aus Elbe-Elster und Barnim wurden hinzugezogen.

Am Mittwoch hielten die schlechten Nachrichten an. Jetzt waren 66 Hektar betroffen. Die Stiftung Naturlandschaft Brandenburg teilte mit, dass das 30 Hektar große Moorgebiet „Große Zehme“ im Schutzgebiet „Lieberoser Endmoräne“ zu 70 Prozent verbrannt sei. Dr. Andreas Meißner, Mitglied der Geschäftsführung der Stiftung, erklärte: „Das Moor nimmt mit dem Brand erheblich Schaden. Die obere Vegetationsschicht wird zerstört. Der größere Schaden entsteht, wenn das Moor in die Tiefe brennt, dann ist der Schaden gigantisch und ein Schatz in der Lieberoser Heide ist zerstört. Durch einen Tiefbrand werden Jahrhunderte bis Jahrtausende Moorwachstum zerstört.“

Um die Brandfläche wurde ein rund 16 Kilometer langer Ring aufgebaut, der mit den Hubschraubern aus der Luft, 13 Tanklöschfahrzeugen und 67 Kreisregnern befeuchtet wurde. Circa 20 Kilometer Feuerwehrschläuche wurden bis dahin verlegt. Zwei Hochdruckpumpen pumpten 9000 Liter pro Minute aus den nahegelegenen Seen Großer Ziestesee, Teerofensee, Byhlener See. Auch deren Wasserstände mussten überwacht werden, weil sie zum Teil ebenfalls mit Munition belastet sind. Die Einsatzkräfte, die Tag und Nacht arbeiteten, wurden ausgetauscht. Nun gaben auch noch die Landkreise Oberspreewald-Lausitz und die Stadt Potsdam mit Personal Unterstützung. Für den Wegebau wurden insbesondere vom Technischen Hilfswerk rund 800 Tonnen Schotter ausgebracht, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft stellte Boote zur Verfügung. Bei den Hilfskräften für die Versorgung kam der Arbeiter-Samariter-Bund mit dazu. Die Telekom installierte einen Funkmast an der Einsatzstelle. Zusammen hofften alle Einsatzkräfte am Mittwochabend auf einen letzten entscheidenden Helfer – den für Donnerstag angekündigten Regen.

Und er kam – zunächst noch etwas knapp, so dass erstmal Enttäuschung aufkam. Aber ab 21 Uhr brachte er eine deutliche Entlastung. „Wir haben kaum noch offene Flammen. Das Wetter hat uns in der Nacht sehr in die Hände gespielt“, konnte LDS-Kreisbrandmeister Christian Liebe bereits am Donnerstag Vormittag vermelden. In der Nacht hatten 170 Einsatzkräfte weiter gelöscht. Am Tag kamen zusätzlich zu den zwei Löschhubschraubern der Bundespolizei noch zwei Löschhubschrauber der Bundeswehr dazu. Neben den Tanklöschfahrzeugen waren auch die Kreisregner weiter im Einsatz, die die Randbereiche verstärkt bewässerten. Schon am Donnerstag konnte Landrat Stephan Loge resümieren. „Wir beherrschen die Lage. Wir konnten durchgängig Evakuierungen der anliegenden Ortschaften vermeiden.“

Insgesamt hatten mittlerweile Feuerwehren aus neun Landkreisen und kreisfreien Städten zum Erfolg der koordinierten Maßnahmen beigetragen. „Wir bilanzieren den unermüdlichen und kräftezehrenden Einsatz von rund 1000 Kräften“, fasst Landrat Stephan Loge zusammen. „Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Mein Dank geht auch an die Familien und die Arbeitgeber der Ehrenamtler, die diese Unterstützung erst möglich machen.“ Auch Kreisbrandmeister Christian Liebe zieht trotz der Zerstörungen ein insgesamt positives Fazit. Der Landkreis habe aus den letzten Bränden Lehren gezogen. Nach dem letzten großen Brand in der Lieberoser Heide 2019 wurden Hochleistungspumpen angeschafft, mit denen Wassermassen wie noch nie zuvor in den Wald gespritzt werden konnten. Außerdem sei die Situation in der Löschwasservorhaltung mit sieben neuen Brunnen in der Lieberoser Heide grundsätzlich besser geworden.

TM / LDS

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