Gustav Grunert aus Bestensee feierte vor kurzem seinen 100. Geburtstag
Gustav Grunert aus Bestensee ist ein gläubiger Mensch. Er sagt von sich selbst, eine innere Stimme, die in entscheidenden Momenten seines Lebens zu ihm sprach, sei sein Schutzengel, lenke und leite ihn. Das war so, als sie ihn in glücklichen Kindheitstagen vor einem Unfall mit einer selbst gebastelten Pistole bewahrte, als sie ihn durch den Krieg brachte, als sie ihn nach dem Krieg und der Gefangenschaft nach Bestensee und zu seiner späteren Frau, ein Mädchen aus dem alten Heimadorf im heutigen Polen, führte oder als sie ihm bei der Arbeitssuche die richtige Eingebung gab.

An all das erinnerte sich Gustav Grunert, als er im August dieses Jahres dass bewegende Jubiläum seines 100jährigen Geburtstages im Kreis seiner Familie feierte. Geboren wurde er 1921 in Justynow, heute Stanislawow Duzy nordwestlich von Lublin in Polen, als Sohn einer deutschen Kolonistenfamilie. Sein Großvater, Johann Grunert (1853-1919), gehörte zu den ersten deutschen Siedlern, die 1860 noch im russischen Zarenreich dort den Wald gerodet, das Land urbar gemacht und ein damals typisches Kolonistendorf mit 21 Bauernhöfen, einer Dorfstraße und schmalen, rund 150 Meter breiten, dafür aber 3 Kilometer langen Handtuchfeldern anlegten.
Nach umsorgter Kindheit und Jugend, den Schrecken des Krieges, der Suche nach einer neuen Heimat konnte Gustav Grunert schließlich mit seiner Frau, die er 1952 heiratete und mit der bis zu ihrem Tode im Jahr 2012 in Harmonie und religiösem Engagement in der Zeesener Babtistengemeinde zusammenlebte, in Bestensee eine neue Existenz und eine mittlerweile weit verzweigte Familie aufbauen. Schon früh war ihm klar, auch wenn er auf einem großen Hof und sozusagen in Feld, Wald und Flur aufgewachsen sei, dass aus ihm kein Bauer werde. Sein Interesse galt eher der Technik. Und so führte ihn die innere Stimme denn auch, obwohl ungelernt,, zum „Russenwerk“ Progress Zeesen, wo er eine Stelle als Schlosser bekam. Dort sollte er 30 Jahre lang bleiben und sich den tadellosen Ruf eines zuverlässigen und geschickten Kollegens erwerben.
Gustav Grunert folgte sowohl beruflich als auch privat stets den Grundsätzen seines Vaters und seiner Herkunft aus dem ehemaligen Babtistendorf im heutigen Polen: „Gib niemals auf“, „Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen“ oder „Ein Mann, ein Wort“. Er ist überzeugt, letzlich seien es dieser positive Glaube an die Kraft des Lebens und die innere Stimme als Kompass, die ihn 100 Jahre alt werden ließen. TM