Die Rückkehr des Rosinenbombers

Trotz der Arbeit, die noch vor ihnen liegt, nehmen Steffen Wardin (rechts) und Gerd Gebhardt schon mal Platz. Foto: T. Müller

Ein Mammutprojekt: Der Förderverein „Rettet-den-Rosinenbomber“ präsentierte auf der ILA  die Fortschritte seiner Arbeit 

Zwischen all den Superlativen der diesjährigen Internationalen Luft- und Raumfahrt-Ausstellung (ILA 2018), die bis zum Sonntag mehr als 180000 Besucher auf  das Messegelände bei Selchow lockte, hat es ein kleiner Berlin-Brandenburger Verein von wackeren Flugbegeisterten natürlich nicht leicht, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken. Aber die Frauen und Männer vom Förderverein Rosinenbomber konnten mit ihrer historischen DC 3, die einst an der Berliner Luftbrücke von 1948/49 beteiligt war, dann doch neben A380, Antonow und Ariane-Rakete bestehen. Immerhin präsentierten sie als einer von 1100 Ausstellern aus 41 Ländern  ihre Pläne, wieder eine der legendären Maschinen in den Himmel über Berlin und Schönefeld zu bringen.

Schon fast acht Jahre warten Stadt und Land darauf. So lange ist es mittlerweile her, dass der einzige in Deutschland noch aktive Luftbrückenflieger aufgrund eines Triebwerkschadens während eines Rundflugs in Schönefeld  notlanden musste.  Zum Glück hatte es damals unter den Passagieren und der Crew keine Schwerstverletzten oder gar Todesopfer gegeben. Aber die Maschine war doch so schwer beschädigt, dass sie fortan am Boden bleiben musste und abgestellt in einem Hangar mehr oder weniger vor sich hin dümpelte. „Das war schon ein schwerer Schlag für uns als Betreibergesellchaft, aber auch als flugbegeisterte Nostalgiker“, sagt Steffen Wardin. Er ist einer der Geschäftsführer  der in Schönefeld ansässigen kleinen Fluggesellschaft Air Service Berlin, die das Flugzeug fast zehn Jahre lang als lebendiges fliegendes Museum zu einem Markenzeichen der Region gemacht hatte. Die Betreiber hatten die historische DC 3 im Jahr 2001 von einer britischen Gesellschaft in Coventry erworben und unter großem Aufwand für den Personenverkehr in Deutschland umgerüstet. 

Genau das soll nun ein zweites Mal gelingen. Nur fünf Tage nach dem Unglück hatte sich dank einer großen Fangemeinde, die dieses lebendige Zeugnis eines besonders emotionalen Kapitels nicht nur der Berliner, sondern der Weltgeschichte längst gefunden hatte, der Förderverein „Rettet den Rosinenbomber“ gegründet. „Es ist ein langer, beschwerlicher Weg, aber mit seiner Hilfe bringen wir ihn wieder in die Luft“, ist sich gut sieben Jahre später Olaf Mogel sicher. Der 55jährige Security-Mann, der am Flughafen Schönefeld in der Gepäck-Kontrolle arbeitet, ist einer von jenen aufrichtigen Getreuen, die innerhalb des Vereins jede Menge Zeit und Enthusiasmus in die Wiederbelebung stecken. Er hat sich extra Urlaub genommen, um auf der ILA dabei sein zu können und den Besuchern direkt am und im historischen Flugzeug Rede und Antwort zu stehen. 

Denn die gut 100 Mitglieder des Vereins ließen es sich nicht nehmen, sozusagen vor der eigenen Haustür auf der größten Luftfahrtschau der Welt dabei zu sein und ihren historischen Flieger endlich wieder einmal der Öffentlichkeit zu zeigen.

„Es ist nicht die Unglücksmaschine“, erklärt Steffen Wardin, der dem Verein wie viele Mitarbeiter seiner Firma selbstredend mit angehört und sich dabei vor allem um die umfangreiche und höchst anspruchsvolle technische Beratung kümmert. „Die Reparatur wäre zu aufwendig. Es ist eine baugleiche Maschine, die ebenfalls aus Coventry stammt und während der Luftbrücke regelmäßig zum Einsatz kam.“ Dank der Spendeneinnahmen konnte der Verein das DC 3 G- Amra Transportflugzeug für rund 300000 Euro erwerben und nach Berlin überführen. „Wir arbeiten seit geraumer Zeit daran, dass es in Deutschland für den Personentransport zugelassen wird“, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Gerd Gebhardt. Der heute 78jährige hat ein Leben lang als Pilot, als Fluglehrer und Fluginspekteur gearbeitet. Auch ihm ist es ein Herzenswunsch, dass Berlin, dass Deutschland wieder einen einsatzfähigen und für die Menschen auch erlebbaren Rosinenbomber hat. „Ich habe einige Flüge des Vorgängers miterlebt“, sagt er. „Die Leute  hatten Tränen in den Augen, als sie an und von Bord gingen.“ 

Noch sieht der neue, alte Berlin-Brandenburger Rosinenbomber aber nicht nach einer einladenden Passagiermaschine aus. Nacktes, grünes Aluminium wölbst sich über die leere, schummrige Kabine, die einer großen Ladefläche eines LKW ähnelt. Aber draußen unter den Tragflächen präsentierte der Verein schon Muster von Sitzen – Preis pro Stück 3000 Euro – ,die dort demnächst eingebaut werden sollen. „Wir legen aber erst los, wenn alle Behördenverfahren für den Umbau durchlaufen sind und wir tatsächlich eine Zulassung für Deutschland haben“, sagt Steffen Wardin. Alle Arbeiten müssten dann zudem von einer absoluten Fachwerft ausgeführt werden. „Hier kann niemand einfach so dran rumschrauben.“ 

Aber, auch wenn man noch immer eine ganze Stange Spendengelder benötigt, auch wenn die Genehmigungsprozedur der Luftfahrtbehörden ein höchst komplexes und zeitaufwendiges Unterfangen ist, ein Gutteil der Wegstrecke sei geschafft.  Im nächsten Jahr feiert Berlin mit einer großen Show anläßlich des 70. Jahrestages des Blockadeendes im Sommer 1949 die Rückkehr von rund 40 Rosinenbombern aus aller Welt. Der einzige deutsche wird dann auf irgendeine Art und Weise mit dabei sein – am liebsten natürlich mit einem Passagierflug auf historischer Strecke. TM

Informationen zum Verein und zu Spendenmöglichkeiten unter www.rettet-den-rosinenbomber.de

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