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Dienstag, September 26, 2023
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Die stille Mehrheit kann auch laut

Unterschiedlichste Menschen aus KW und Umgebung demonstrieren auf ihre Art für einen friedlichen, solidarischen Weg aus der Corona-Pandemie

Das Jahr endet, wie es angefangen hat. Wieder Mahnungen angesichts einer neuen Corona-Gefahrenstufe, wieder verschärfte Eindämmungsvorschriften, wieder Böller-Verbot und wieder ein sich zuspitzendes kontroverses Klima und ein sich vertiefender Riss, der angeblich mitten durch die Gesellschaft verläuft. Ist das so? Stehen Abendspaziergänge, Protestplakate und Fackelschwenken, stehen sichtbarer leiser, lauter und auch gespenstig anmutender Protest gegen die Coronamaßnahmen wirklich für eine Teilung der Bürgerschaft?

Das Bündnis #stillemehrheit, das sich kurz vor dem Weihnachtsfest für Königs Wusterhausen und Umgebung gegründet hat, sagt klar: Nein!

In Zeiten der Pandemie, in denen die ganz faktischen Zahlen auch aus den Kliniken des Landkreises belegen, dass die medizinische Versorgung an ihre Grenzen kommt, haben sich die unterschiedlichsten Menschen aus KW und Umgebung zusammengefunden und an ihre MitbürgerInnen mit der Botschaft gewandt – wir tragen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit. Dazu gehöre auch ein kritischer, hinterfragender Umgang mit den Maßnahmen ebenso wie eine Debatte, wo es Fehler bei Entscheidungen gab und gibt. Wer so denkt wie wir, so die Initiatoren, der möge dies doch mit seiner Unterschrift bekunden.

Aus den 46 ErstunterzeichnerInnen und Initiatorinnen der vergangenen Woche – darunter sind Angestellte und Selbständige, Eltern und Erzieher, Historiker und Handwerker – sind mit Stand vom Montag Mittag 1047 Menschen geworden, die sich dieser Haltung mit ihrer Unterschrift anschließen. „Wir wollen keine Gegendemonstrationen, wir wollen nicht, dass die Menschen auf der Straße gegeneinander zu Felde ziehen. Das wäre der Situation dieser Pandemie überhaupt nicht angemessen“, sagt Niko Dorendorf. Der Krankenpfleger im Achenbach-Krankenhaus, der im Regelbetrieb auf der Wachstation arbeitet, während der Pandemie aber auch schon in der Intensivstation eingesetzt war und somit den täglichen Kampf um das Leben von Menschen aus nächster Nähe kennt, hat die Petition mit angestoßen und auf https://chng.it/fk4Sd56G ins Netz gestellt. Er und die weiteren Initiatoren sind davon überzeugt, dass sie Teil eben dieser stillen Mehrheit sind, die im gesellschaftlichen Zusammenhalt, in der Solidarität, im Vertrauen in Wissenschaft und Fakten den Weg aus der Pandemie sehen.

Die Petition kritisiert, dass Menschen, die sich für die Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen und eine Impfung entschieden haben, durch einige der Teilnehmenden der Abendspaziergänge verunglimpft werden. Die InitiatorInnen wünschen sich, dass die Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Aus Solidarität vor allem mit den Menschen des Gesundheitswesens, der Verwaltungen, der Feuerwehren, der Polizei, aber auch all jenen, die in Versorgung, Handel, Produktion, Schulen, sozialen, kulturellen Miteinander und Dienstleistungen dafür sorgen, dass Königs Wusterhausen eine liebens- und lebenswerte Stadt auch unter Pandemie-Bedingungen ist und bleibt. Diesen Menschen, aber vor allem auch all den Kindern und Jugendlichen, die sich schon so lang einschränken mussten, zollt das Bündnis Respekt und Anerkennung.

„Im Prinzip plädieren wir in diesem Aufruf von uns an uns dafür, dass wir alle wieder laut und deutlich die Tugenden vom Anfang der Pandemiebekämpfung in den Vordergrund stellen“, sagt Niko Dorendorf. „Es scheint ja fast vergessen, dass es mal um das Schauen nach dem Nachbarn, das Sorgen füreinander ging, für das ja nun gerade auch das Impfen von mehr als drei Vierteln der Gesellschaft steht. Wir sind sicher, dass sich die stille Mehrheit nichts anderes als das auch noch heute wünscht.“ So lädt die Initiative #stillemehrheit alle Einwohner der Stadt und ihrer Umgebung ein, sich der Petition anzuschließen und damit zu demonstrieren, dass die schwierige und kräftezehrende Pandemiesituation nur gemeinsam, friedlich und solidarisch zu bewältigen ist.

Es könne nicht sein, dass der, der am lautesten rufe, meint, damit die Mehrheit für sich gepachtet zu haben, betont auch Petitions-Mitinitiatorin Jana Stecher, die in KW eine Beratungsfirma betreibt. „Jeder trägt seine eigene Schwere mit sich, das ist doch unbestritten“, sagt sie. So sammelt das Bündnis gleichzeitig zur Unterschriftenaktion die unterschiedlichen Perspektiven von Menschen auf die Pandemie und veröffentlicht diese auf der Facebook-Seite https://www.facebook.com/stillemehrheitKW. Auch damit will es dazu ermutigen, dass die stille Mehrheit ihre vielstimmige Gemeinsamkeit, aber eben auch ihre Unterschiedlichkeit im sachlichen Disput äußert. Denn auch die stille Mehrheit, da sind sich die Initiatoren einig, bestreitet nicht, dass es bei der Pandemie eben auch um Zumutungen und Herausforderungen, um Ängste und Kräfteüberforderung geht. Deswegen ist jeder dazu eingeladen, seine Sicht zu schildern und seinen Text an mail@­stillemehrheit-kw.de zu senden. TM

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