Es hatte was dekadent Spätrömisches: Der Herrscher ist außer Landes und seine sonst Lobhudler sägen am Thron. So geschehen mit FDP-Guido. Und dem Parteichefamt. Das Schlimme nur: Die parteiinternen Querelen überlagerten in der letzten Woche alles andere, überschwappte uns als Riesen-Medienwelle. Es gibt Wichtigeres als das Gedöns um den Möchtegern-Kapitän auf dem blau-gelben Dampfer, den er in die Gefahr des Versenken gebracht hat. Und mal ehrlich: Wen interessiert schon, wer der Parteivorsitzende der Fähnchen-im-Wind-Partei ist?! Die Peinlichkeit ist doch Westerwelle als Außenminister. Darüber lacht die Welt! Der Druck steigt nun, dass Westerwelle auch auf dem Außenministerdampfer das Steuer abgibt. Liefe aber nach einem Rücktritt Westerwelles vom Amt des Bundesaußenministers nicht alles auf Neuwahlen hinaus? Denn wie viel Rückhalt hätte die Bundesregierung noch beim Wähler, wenn der kleine Koalitionspartner die Krise eher vertuscht als bewältigt, indem er einfach nur den Steuermann von Bord verbannte und ansonsten weiterhin Kurs mit unfähigen Bootsleuten wie Brüderle hält wie bisher? Neuwahlen, was das für Schwarz-Gelb heißen würde, zeigten die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mehr als deutlich.
Das Unwort des Jahres wird zwar erst in ein paar Monaten gewählt, ich bin mir aber sicher, ein Wort hat Riesenchancen: das Beiwort „Welle“. Was für Wellen kamen in letzter Zeit nicht alles über uns und bereiteten Ärger: Die Tsunami-Welle in Japan, eine Pleitewelle bei Firmen, eine Kältewelle, eine Streikwelle bei der Bahn, eine Ausfallwelle bei der S-Bahn, Wester…
Na, und überhaupt.
Mark Brandenburger