9.5 C
Königs Wusterhausen
Freitag, Dezember 8, 2023
Stellenangebote der KOCH AG Zeesen
StartKaWe-Kurier - AktuellesDie Zeiten des Taschenrechners sind vorbei

Die Zeiten des Taschenrechners sind vorbei

Fraunhofer-Neubau in Wildau: Vorteile für Forschung, Wirtschaft und Region

Der Forschungsbereich Polymermaterialien und Composite PYCO des Fraunhofer IAP hat seine Leichtbau-Kompetenzen, die zuvor auf mehrere Standorte verteilt waren, in Wildau unter einem Dach vereint – kürzlich erfolgte die Schlüsselübergabe für das neue Gebäude.

Mit diesem ergeben sich viele Vorteile für Industriekunden: Die großzügigen Räumlichkeiten verfügen neben den Laboren für die Materialentwicklung auch über Platz für Fertigungstechnologien für größere Bauteile. Das Fraunhofer IAP bietet damit vollständige Lösungen zum Leichtbau aus einer Hand – sei es für die Luft- und Raumfahrt oder den Automotive-Bereich, sei es für Windkraftanlagen oder Schienenfahrzeuge. Im Fokus stehen Faserverbundwerkstoffe auf der Basis von duromeren Reaktivharzen sowie thermoplastischen Kunststoffen, die höchste Ansprüche erfüllen müssen.

Bislang waren die Forschungen auf die Standorte in Teltow und Wildau verteilt. Dabei kann die Teltower Einrichtung, die nun zugunsten des Neubaus in Wildau geschlossen wurde, gut und gerne als Traditionsort bezeichnet werden: Zu DDR-Zeiten gehörte sie als Institut für Faserforschung zur Akademie der Wissenschaften, 1976 wurde es komplett umstrukturiert zum Institut für Polymerchemie. Nach der Wende hat die Fraunhofer-Gesellschaft einen Teil des Instituts übernommen. Diese gesamte Entwicklung aus eigener Erfahrung kennt Katarina Padaszus, sie ist in Teltow 45 Jahre tätig gewesen und war somit die „Standortälteste“. Sie war es auch, die symbolisch im alten Institutsgebäude das Licht ausmachte und die Tür abschloss. „Die Forschungsprioritäten sind ähnlich geblieben – auch in der DDR haben wir uns bereits der Harzentwicklung gewidmet, allerdings vorwiegend für die Verwendung als Klebstoff und Haftvermittler“, erzählt sie. „Der jetzige Fokus liegt dagegen mehr auf deren Modifikation und Verarbeitung für zahlreiche technische Anwendungen. Stark geändert haben sich allerdings die Forschungsbedingungen und die Technologien. Während wir es in der DDR schon toll fanden, wenn wir einen Taschenrechner hatten, bin ich erstaunt, auf welch komplexen und hocheffizienten Gerätepool wir heutzutage zurückgreifen können.“

Im Wildauer Neubau arbeiten bereits etwa 30 Forscherinnen und Forscher an den Technologien zu Synthese, Harzformulierung und Bauteilherstellung. Die neuen Büro- und Laborgebäude umfassen rund 2700 Quadratmeter und sind mit modernster Technik ausgestattet. Herzstück des Wildauer Technikums ist unter anderem eine Imprägnieranlage, die modular aufgebaut ist und für Beschichtungen, Imprägnierungen und Prepreg-Herstellung genutzt werden kann. Finanziert wurde der Neubau zu 80 Prozent aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und zu jeweils zehn Prozent vom Bund und dem Land Brandenburg.

„Wir versammeln nun alle Disziplinen unter einem Dach“, freut sich Prof. Holger Seidlitz, der den Forschungsbereich PYCO leitet. „Darüber hinaus haben wir die räumlichen Kapazitäten für ingenieurstechnische Disziplinen. Unser Credo ist: Vom Monomer bis zum Bauteil – alles aus einer Hand.“ War der Forschungsbereich bislang stark auf die Materialwissenschaften fokussiert, fließt nun auch die ingenieurstechnische Sichtweise des Leichtbaus mit ein. Die reine Materialentwicklung wurde um die Fertigungskette erweitert. Von diesem neuen Bezug zu den Bauteilen profitieren vor allem die Industriekunden.

Diese Erweiterung findet sich auch im Organigramm des Hauses wieder. Prof. Christian Dreyer hat in der Gruppe „Maßgeschneiderte Materialien“ die Werkstoffentwicklung im Blick. Holger Seidlitz nimmt in der Gruppe „Konstruktion und Fertigung“ die ingenieurtechnische Sichtweise ein. „Mit unseren Lösungen aus einer Hand bieten wir Entwicklung für die Praxis – was insbesondere die Industrie zu schätzen weiß“, sagt Prof. Seidlitz. Neben der Leitung des Forschungsbereichs PYCO am Fraunhofer IAP hat er eine Professur an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg inne, also in der »Hauptstadt« des Strukturwandels in der Lausitz. „Durch den neuen Standort werden wir die Achse Wildau-Cottbus künftig noch enger ausbauen und eine große Bandbreite an Kompetenzen bieten“, betont Holger Seidlitz. RED / PI Fraunhofer IAP

RELATED ARTICLES

Meist gelesen

Kommentare