Ein Bürger-Rathaus als neues Herz von KW

Stadtverwaltung stellte Entwürfe für eine Rathaus-Erweiterung rund um einen neuen, lebendigen Stadtplatz vor

Mit einem ehrgeizigen Projekt eines völlig neuen Stadt- und Rathausplatzes, um den sich alte und neue Verwaltungs- und Kulturgebäude gruppieren, ging die Stadtverwaltung von Königs Wusterhausen in der vergangenen Woche an die Öffentlichkeit.

Die Stadt wächst in den nächsten 10 bis 15 Jahren um wahrscheinlich ein Drittel ihrer derzeitigen Einwohner auf rund 50000 Menschen an – dem müsse sich auch die Verwaltung mit ausreichend Fachpersonal in einem leistungsfähigen Rathaus stellen, so Bürgermeisterin Michaela Wiezorek.

Das ginge aber nicht ohne eine erhebliche Erweiterung des Raumangebotes, das schon jetzt nicht ausreiche, um die derzeit rund 200 Stellen der unmittelbaren Verwaltung mit adäquaten Arbeitsplätzen zu versorgen. Außerdem müsse ein zeitgemäßes Rathaus in einer offenen Gesellschaft auch die Voraussetzungen dafür bieten, dass die Bürger selbst an den Prozessen der Stadtpolitik teilhaben. „Es ist unser Ziel, ein offenes Rathaus zu schaffen, das sich auch in seiner Architektur transparent, stadt– und bürgernah zeigt“, so die Bürgermeisterin.

Aus diesem Grund wurde mit dem weiteren privaten Nutzer der Fläche zwischen Schlosstraße, Scheederstraße und Am Amtsgarten, der Belle Epoque Gesellschaft für behutsame Stadternerneurung mbH, ein öffentlich-privates Werkstattverfahren für ein fast 13000 Quadratmeter großes Areal ins Leben gerufen, um städtebauliche Ideen für einen neuen Verwaltungscampus mit zahlreichen weiteren kulturellen und öffentlichen Funktionen zu erhalten. Vier Architekturbüros beteiligten sich. Als Siegerentwurf wurde der Vorschlag des Büros studioinges Architektur und Städtebau BDA Berlin von einer unabhängigen Jury unter dem Vorsitz des Berliner Architekten Prof. Per Pedersen auserkoren. Dem Entwurf gelinge es am besten, so das Urteil der Jury, die vorhandenen Gebäude und die notwendigen Neubauten zu einem Ensemble zu verbinden, das sich gleichzeitig organisch in die weitere Umgebung einfügt, Bezüge zum benachbarten historischen Schlossgelände herstellt sowie neue öffentliche Wegeverbindungen und gesellschaftliche Treffpunkte im Herzen der Stadt schafft.

Die Berliner Architekten schlagen vor, drei Neubauten auf den Flächen der Belle Epoque und des jetzigen Parkplatzes zu errichten. Die Parkplätze verschwinden in einer Tiefgarage. Als erstes Gebäude soll das der Belle Epoque neu gebaut werden, das auch schon Verwaltunsräume aufnimmt, um so relativ rasch dem bestehenden Platzbedarf gerecht werden zu können. Der eigentliche Clou aber soll dann in einem zweiten Bauabschnitt folgen. An zentraler Stelle ist ein Stadt- und Bürgerhaus vorgesehen, das die Bürgerdienste, einen größeren Ratssaal für die Stadtverordneten und für Veranstaltungen, weitere Räume für die Fraktionen und die Stadtgesellschaft sowie Gastronomie beherbergt. Ein weiteres Gebäude soll neben Verwaltungsräumen für eine neue, multifunktionale Stadtbibliothek und ein Standesamt zur Verfügung stehen. Zur Scheederstraße hin öffnet sich ein neuer Stadtplatz, zwischen den alten und neuen Gebäuden sind weitere öffentliche Grünflächen integriert.

Die Entwürfe sind auch den Fraktionen der SVV bekannt. Die Abgeordneten waren mit in die Werkstattgespräche involviert. „Ich kann jetzt nicht für alle im Einzelnen sprechen, aber insgesamt sind die Reaktionen sehr positiv“, sagt die SVV-Vorsitzende Laura Lazarus. „Fakt ist, wir brauchen mehr Platz für unsere Arbeit. Die Stadt wird weiter wachsen. Und ich persönlich finde es super, wie sich hier künftig Politik und Bürgerschaft unmittelbar begegnen können.“ Die stellvertretende Bürgermeisterin Sylvia Hirschfeld erklärt, dass nun zügig Baurecht geschaffen werden soll. Ziel sei es, für das erste private Gebäude der Belle Epoque Gesellschaft in einem Jahr den Grundstein zu legen und dort in drei Jahren einzuziehen. Zu den weiteren Zeitvorstellungen sagt Michaela Wiezorek: „Wenn ich in einem der neuen Räume des Stadthauses meine Abschiedsrede halten kann, wäre das großartig.“ Da sie turnusmäßig für acht Jahre gewählt ist, wäre das spätestens 2029. Für sie ist der Vorschlag des „Bürger-Rathauses“, wie sie den Entwurf nennt, „eine hervorragende Grundlage für die weiteren Planungen. Hierbei werden wir die Stadtpolitik weiterhin einbeziehen“, versichert sie. TM