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Ein Fall fürs Museum

Ehemaliger Schriftzug des Zentralflughafens Schönefeld wird Ausstellungsstück

Vor mehr als 35 Jahren war der erste Leuchtschriftzug auf dem Dach des Flughafengebäudes des ehemaligen Flughafens Berlin-Schönefeld installiert worden. Nur ein Jahrzehnt später hatte der Schriftzug bereits ausgedient, wurde ausgetauscht und sollte verschrottet werden. Die Gemeinde Schönefeld rettete die einst vom VEB Neontechnik in Halle an der Saale entwickelte Leuchtreklame und lagerte sie im gemeindeeigenen Bauhof ein. Dort fristeten die 25 Buchstaben jahrelang ein relativ trostloses Dasein.

Bis jetzt: In der vergangenen Woche übergab Schönefelds Bürgermeister Christian Hentschel die alten DDR-Letter einer neuen Bestimmung. Die Gemeinde Schönefeld hat die Leuchtreklame dem Berliner Buchstabenmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Im Beisein von Vertretern des Museums, der Gemeinde und Öffentlichkeit fand auf dem Gelände des Schönefelder Bauhofs eine kleine, feierliche Übergabe statt. „Die Buchstaben haben vielleicht keinen finanziellen Wert, jedoch einen sehr hohen ideellen“, sagte Schönefelds Bürgermeister Christian Hentschel. Insbesondere die Menschen, die schon länger in der Gemeinde und Region wohnten, hätten sich sehr stark mit dem früheren Zentralflughafen der DDR identifiziert. Es sei zwar schön für die Gemeinde, die Buchstaben zu besitzen, aber auch schade, sie der Öffentlichkeit zu entziehen. Das Museum sei genau der richtige Ort, um die Vergangenheit entsprechend zu würdigen und den Schriftzug öffentlich zugänglich zu machen.

Für die Übergabe wurde bewusst der 20. Mai gewählt – es ist der Geburtstag des Museums, den dieser in diesem Jahr zum 16. Mal begeht. Für das Museum sind die 25 Großbuchstaben aber nicht nur deshalb ein „Geschenk“. „Das Museum hat es sich zum Ziel gesetzt, Relikte der sich wandelnden Stadt zu retten“, erklärte dessen Leiterin Barbara Dechant. Dass die Buchstaben in der Gemeinde so lang bewahrt worden waren und noch immer so gut erhalten seien, sei grandios und eine Seltenheit. Im Museum, das 2005 von Barbara Dechant und Anja Schulze als gemeinnütziger Verein gegründet worden war, wird sich die historische Leuchtschrift in guter Gesellschaft befinden. Die Letter des ehemaligen Tagesspiegel-Gebäudes sind schon dort, ebenso gehören Schriftzüge von Markthalle bis Schuhgeschäft als auch ein historischer Buchstabe des früheren Hauptbahnhofs zum Portefolio des Museums. Künftig werden nun auch die alten Flughafen-Buchstaben dort im Rahmen von Ausstellungen zu bewundern sein.

Damit hat die Leuchtschrift nicht nur einen würdigen Platz gefunden, auch ihr dauerhafter Verbleib kann so gesichert werden. Das lag auch dem ehemaligen Mitarbeiter des VEB Neontechnik in Halle an der Saale, Thomas Jost, besonders am Herzen, der das Museum bei der Gemeinde ins Spiel brachte. Der Hallenser war im Zuge eines Filmdrehs für den MDR im vergangenen Jahr in Schönefeld und hat die Buchstaben auf dem Bauhof „besucht“. Jost gehörte zu denjenigen Mitarbeitern des Werkes, die die Buchstaben Mitte der 1980er Jahre auf dem Dach des Flughafengebäudes in Schönefeld montiert hatten. Ein Jahr war er mit der Montage beschäftigt, viele Erinnerungen verbinden sich für ihn damit. „Ich bin überwältigt“, erklärte er anlässlich der Übergabe. „Leider gibt es nicht mehr so viele Originalteile. Im Museum sind die Buchstaben daher sehr gut aufgehoben“.

Die Leuchten, die er einst installiert hatte, hatten nur eine recht kurze Lebensdauer. Aufgrund von Verschleißerscheinungen mussten sie bereits in den 1990er Jahren ersetzt werden. Seit Herbst vergangenen Jahres ist die Gemeinde nun auch im Besitz des Nachfolge-Schriftzugs des Schönefelder Flughafens. Dieser war mit Eröffnung des BER im Oktober 2020 abmontiert und der Gemeinde im Rahmen einer kleinen Zeremonie von der Flughafengesellschaft übergeben worden. Diese Buchstaben sollen nach Möglichkeit im Gemeindegebiet einen exponierten Platz finden. Erste Ideen ranken sich um die Deponie in Großziethen oder den Mauerweg als Ausstellungsfläche. Konkrete Planungen gibt es aber noch nicht. RED / PI Gemeinde Schönefeld

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