
Netzhoppers setzten Maßstäbe / Coach Christophe Achten zieht eine Bilanz / Der Trainer verlässt aus familiären Gründen den Verein
Die Netzhoppers verabschiedeten sich erhobenen Hauptes aus der Bundesliga-Saison – und Trainer Christophe Achten etwas überraschend von den Netzhoppers. Sie leisteten Dinge, die sie noch nie geschafft haben: Erstmalig waren sie im Pokalfinale und belegten in der Hauptrunde Platz sechs. Damit habe man „eine sehr gute Saison gespielt“, so der bisherige Trainer. Ulrich Rochow sprach mit ihm in Belgien.
Herr Achten, wer Sie kennt, weiß, dass Sie sich die Entscheidung, den Vertrag mit den Netzhoppers nicht zu verlängern, nicht leichtgemacht haben.
Christophe Achten: Im Gegenteil. Die Netzhoppers und das Dahmeland sind mir ans Herz gewachsen. Aber ich hatte bisher nur drei Wochen, um Zeit mit meinem vier Monate alten Baby und meiner Frau zu verbringen. Nach Hause in Belgien zu fahren, das sind 700 Kilometer, ist schwer in die Reihe zu bringen. So oft es ging, besuchte mich die Familie in meiner Zweitheimat im Dahmeland oder ich fuhr in meinen Wohnort Ranst. Vor der Corona-Pandemie gab es diverse Flugverbindungen von Berlin nach Brüssel. Doch diese wurden größtenteils eingestellt, was die familiäre Situation für mich nicht gerade leichter machte. Die Pokalfinalteilnahme in Mannheim und die Spiele in der Hauptrunde nahmen mich voll und ganz in Anspruch, so dass kaum Zeit für einen Besuch zu Hause bei Frau und Tochter blieb. Ein Zustand, der mich von Tag zu Tag mehr belastete. Und da habe ich lange abgewogen, aber gewusst, manchmal ist Familie wichtiger als Volleyball. Auch wenn die Netzhoppers für mich auch wie eine Familie geworden sind, aber meine kleine Tochter können sie nicht ersetzen.
Es war das erste Pokalfinale für die Netzhoppers … … was leider nicht optimal gelaufen ist. Da waren wir schlicht zu schlecht, nicht abgezockt genug. Meine Jungs agierten viel zu nervös und aufgeregt. Und dann wurden zu einfache Fehler bei der Annahme und beim Abschluss gemacht. Hinzu kam, dass Kapitän und Zuspieler Byron Keturakis mit Rückenproblemen gekämpft hatte und sich einen Großteil der Partie nur noch über die Zeit quälte.
Wäre der 5. Platz in der Liga möglich gewesen?
Es ist müßig, darüber zu spekulieren. Ich bin mit dem 6. Platz zufrieden. Die Mannschaft ist zu Saisonbeginn neu zusammengestellt worden, ich kannte sie zuvor auch nicht. Im Playoff-Viertelfinale sind wir gegen die Berlin Recycling Volleys ausgeschieden – eine der besten deutschen Mannschaften und auch international versiert. Deshalb haben wir die Niederlage gegen sie relativ schnell verdaut.
Sie sind im vergangenen Sommer vom TV Rottenburg zu den Netzhoppers gekommen. Und mussten durch die Coronapandemie vor leeren Rängen spielen.
Ja, leider. Hinzu kam, die Hälfte der Mannschaft war neu. Für mich war die größte Hürde jedoch das Spielen ohne Fans. So etwas kannten wir aus der Vergangenheit ja noch nicht. Das war nicht so einfach für uns. Aber unterm Strich hat es das Team doch gut gemeistert.
Wie schwer waren diese Begegnungen ohne Unterstützung von den Tribünen aus?
Mit Rottenburg konnte ich einmal vor vollen Rängen mit dem lautstarken Rückhalt der Fans für ihr Team in der Landkost-Arena spielen. Daher weiß ich, wie die Stimmung dort sein kann: Buchstäblich wie in der Hölle! Leider fehlte uns der in dieser Saison, aber wenigstens konnten wir diese Spielzeit zu Ende spielen, denn vor zwölf Monaten wurde sie ja vorzeitig abgebrochen. Das mit den leeren Rängen war schon irgendwie irreal. Aber ich bin froh, dass wir keinen einzigen positiven Coronafall im Team hatten. Da waren andere Bundesligateams leider von betroffen.
Welche Begegnungen in der vergangenen Serie waren denn die besten der Netzhoppers, die wir leider verpasst haben?
Da gibt es einige Spiele. Ich denke da an den Krimi gegen Giesen, als wir schon 0:2 nach Sätzen zurücklagen und noch 3:2 gewannen, an unseren Sieg in Lüneburg und den ersten Satz bei der 2:3-Niederlage in Düren. Besonders emotional waren auch die beiden Pokalpartie-Siege gegen Düren und bei den BR Volleys. Aber mein absoluter Hit war das Pokal-Halbfinale in Potsdam gegen Herrsching. Da war meine Truppe mental echt stark drauf und konnte im dritten Pokalmatch in Folge erneut einen 0:2-Satzrückstand in einen Sieg umwandeln. Die Netzhoppers haben einige Spiele nach scheinbar aussichtslosem Rückstand noch gewonnen. Das hat uns in diesem Jahr ausgezeichnet, dass wir nie aufgegeben haben. Mit solchen Spielen bekommt man Selbstvertrauen.
Die Planungen für die neue Saison haben schon begonnen. Wird sich der Kader sehr verändern?
Einen Vertrag für die kommende Saison hat nur Johannes Mönnich. Mit Theo Timmermann und Yannick Goralik gab es gute Gespräche. Auch Kamil Ratajczak und Dirk Westphal, beide 35 Jahre alt, wollen sich noch nicht aufs „Altenteil“ zurück ziehen. Auch mit zwei neuen Spielern sind die Netzhoppers im Gespräch.