Des Volkes Schnauze ist ja sehr direkt. So hörte ich jetzt, dass Jugendliche sich zuriefen: „Ehj, Mann, Du kannst jetzt köhlern!“
Köhlern? Na, sich verziehen, aus dem Staub machen, einfach weg sein, wurde mir erklärt. Wie unser ehemaliger Bundeshorst. Für dessen Stelle die Bundeskanzlerin nun den Wulff haben will – und damit ihren letzten ernstzunehmenden Konkurrenten bei der nächsten Wahl aufs Altenteil abgeschoben hat. Und eine Wahl kann schon bald anstehen, wenn sich die Schwarz-Gelben mit ihrem Kandidaten bei der Castingshow „Germans next Horst“ Ende Juni nicht durchsetzen können. Oder wenn sie sich bis dahin weiter streiten wie die Kesselflicker. Was aber bei den Sparvorschlägen auch kein Wunder ist. Die Regierung will sparen, sparen, sparen, was ja erstmal richtig ist, aber eben nur auf Kosten derjenigen, die wenig oder nichts haben. Was dann wieder zu Lasten der Kommunen geht, die ja auch nichts haben. Ran an den Spitzensteuersatz, an Steuerprivilegien für das Hoteliergewerbe, eine Reichensteuer – Pustekuchen, aber doch nicht mit der FDP und Teilen der CDU. Die Gelben sind stolz darauf, dass sie sich in der Bundesregierung damit durchgesetzt haben, beim Sanieren des Haushalts Arbeitslose und Eltern zur Kasse zu bitten, Besser- und Bestverdiener sowie Vermögende und Reiche zu schonen. Jetzt erwartet die FDP für dieses peinliche Geständnis, das sie als Selbstlob verkauft, auch noch des Volks Beifall. Das klatscht aber nun nicht in die Hände, sondern fasst sich an den Kopf, was man da vor acht Monaten gewählt hat. Mittlerweile würde die Westerwelle-Partei aber Mühe haben, überhaupt noch fünf Prozent Wählerstimmen zu be- und in den Bundestag zu kommen. Denn sie, die vermeintliche Traum-Kombination hat sich zu einer Alb-Traum-Kombination von gegenseitigem Mobbing und Inkompetenzvworwürfen entwickelt. Wenn die Regierenden auch noch erbost sind, dass Deutschland solche Gurkentruppe gegen den Strich geht, dann sollen sie sich doch – wie Bert Brecht damals den DDR-Oberen empfahl – ein anderes Volk wählen.
Oder köhlern. Damit sich das Volk eine andere Regierung wählen kann. Denn wie der amtierende Bundespräsident, Bremens Regierungsschef Böhrsen, sagt: „So eine Regierung hat Deutschland nicht verdient.“ Und überhaupt.
Mark Brandenburger