Eine immer größere Bedeutung gewinnt dabei grüner Wasserstoff. Er hat den Vorteil, in sehr großen Mengen speicherbar und transportierbar zu sein. Da die Erzeugung und der Verbrauch erneuerbarer Energien nicht immer zeitgleich stattfinden, braucht es Speicher. Auch als Speichermedium nutzt EWE zukünftig in seinen unterirdischen Kavernenspeichern Wasserstoff, um bei wenig Sonne und Wind immer genug grüne Energie zur Verfügung zu haben. Das Wasserstoff-Speicherprojekt mit dem Namen HyCAVmobil in Rüdersdorf ist ein wesentlicher Teil dieser Pläne, denn der Nachweis, dass Wasserstoff in Hohlräumen unter der Erde sicher gelagert werden kann und nach der Entnahme entsprechende Qualität für zukünftige Anwendungen hat, sei ein wichtiger Schritt für die Übertragbarkeit auf große Kavernenspeicher. Aktuell errichtet EWE obertage die temporäre Betriebsanlage für die Wasserstoffspeicherung. Die Erstbefüllung mit Wasserstoff und der Start eines umfangreichen Testbetriebes sind ab dem Spätsommer geplant. Dabei soll vor allem das Wechselspiel zwischen der Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff getestet werden. In das bestehende Gasnetz können heute bereits bis zu 20 Volumenprozent Wasserstoff eingespeist werden. Sowohl für die Infrastruktur als auch für eine Vielzahl der Gasanwendungen ist dies ohne Probleme möglich. Das Erdgasnetz von EWE NETZ zwischen Ems, Weser und Elbe sowie in Teilen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns ist auch heute schon weitestgehend für den Transport von 100 Prozent Wasserstoff geeignet. Dennoch ist eine Umstellung nicht ohne weiteres möglich, da kaum ein Endgerät mit reinem Wasserstoff statt mit Erdgas betrieben werden kann.
Als Grundversorger in großen Teilen Nordwestdeutschlands, Brandenburgs und auf der Insel Rügen hat EWE sehr viele Kundinnen und Kunden zusätzlich aufgenommen, da viele Energieanbieter nicht bereit waren, weitere Vertragsangebote zu unterbreiten oder deren Preisangebote deutlich über den EWE-Grundversorgungstarifen lagen. EWE musste daher im letzten Geschäftsjahr für die im Vorfeld nicht zu erwartenden zusätzlichen Kundenmengen nachträglich Energie zu sehr hohen Preisen an den Energiebörsen einkaufen. Die im Herbst beschlossenen staatlichen Entlastungsmaßnahmen für Energiekunden, wie die Mehrwertsteuersenkung für Gas und die Strom- und Gaspreisbremsen, hat EWE in kurzer Zeit für die Kundinnen und Kunden in den Abrechnungssystemen umgesetzt.
„Im vergangenen Jahr haben wir viele neue Kundinnen und Kunden mit Energie versorgt und für alle die staatlichen Entlastungsmaßnahmen umgesetzt. Dahinter steckt ein enormer finanzieller und logistischer Aufwand. Dieses spürten leider auch unsere Kundinnen und Kunden, die teilweise länger auf ihre Abrechnungen warten müssen“, berichtet Stefan Dohler, „wir arbeiten aber – wie in den vergangenen Monaten auch – weiter mit Hochdruck daran, alle Kundenanliegen schnellst- und vor allem bestmöglich zu bearbeiten.“ Der Energiemarkt hat sich inzwischen durch den milden Winter und verfügbare Flüssiggasmengen weiterhin entspannt. „Wie angekündigt beobachten wir die Marktentwicklung sehr genau und geben, sobald es möglich ist, sinkende Beschaffungskosten an unsere Kundinnen und Kunden weiter. Nach der Preissenkung zum April dieses Jahres“, berichtet Stefan Dohler, „können wir die Preise zum 1. Juli erneut senken.“ Gegenüber dem Arbeitspreis, der noch zu Beginn des Jahres galt, ist der ab Juli gültige Arbeitspreis 22 Prozent niedriger. Eine Prognose für das Jahresende kann EWE noch nicht abgeben.
Neben dem Umbau der Energieversorgung im Nordwesten, treibt EWE die Energiewende auch in seinen Heimatregionen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern voran. Teil einer langfristigen Lösung ist dabei die Wärmewende. Derzeit ist Erdgas wesentlicher Energieträger für Wärme. „Wir fangen bereits an, die Wärmesysteme in unseren Regionen umzubauen, uns vom reinen Heizen mit Erdgas zu lösen und auch hierfür verstärkt grünen Strom zu nutzen,“ so Stefan Dohler. Dazu gehöre auch, dass EWE Privatkunden ab 1. Juli keine Erdgas-Mietheizungen mehr anbietet, sondern nur noch Wärmepumpen. Bestehende Verträge sind von dieser Entscheidung nicht betroffen. Sie werden bis zum jeweiligen Vertragsende erfüllt.
Weiter führte Dohler aus: „Durch umsichtiges und frühes Handeln haben wir die Gasmangellage bisher gut durchgestanden. Unsere Gasspeicher waren zum Winterbeginn komplett gefüllt. Aktuell bereits zu knapp 70 Prozent. Dennoch dürfen wir in den Einsparbemühungen nicht nachlassen. Weiterhin gilt, soweit möglich Gas einzusparen und nicht zu verbrauchen. Wir rechnen auch in diesem Jahr mit starken Bewegungen im Energiemarkt aufgrund der Gasversorgungssituation. Eine nachhaltige Entspannung wird es erst geben, wenn es uns gelungen ist, unser Energiesystem größtenteils auf eigene erneuerbare Energien umzustellen. Daran arbeitet auch EWE mit Hochdruck.“
Für den Energietransport braucht es auch zukünftig Gasnetze. „Als Netzbetreiber gewährleisten wir den gewohnt sicheren Betrieb unserer Infrastruktur, so lange die Verbraucherinnen und Verbraucher Gas benötigen“, erläutert Franziska Althaus, stellvertretende Leiterin der Netzregion Brandenburg/Rügen, „denn auch wenn es bei uns inzwischen zunehmend Standard ist, Neubaugebiete nicht mehr mit Gasanschlüssen zu versorgen, muss zukünftig Energie zu den Haushalten, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen transportiert werden. Eine ausschließliche Energieversorgung über das Stromnetz, vor allem im Bestand, wird auf absehbare Zeit kaum möglich sein. Daher spielt das Gasnetz für die Klimawende weiterhin eine wichtige Rolle und ist auch die Basis für den Transport und die Speicherung von klimaneutralen Gasen.“
Um neben 14.000 Kilometer Gasnetz in Brandenburg/Rügen auch künftig komplexe Energieinfrastruktur bauen und betreiben zu können, qualifiziert EWE NETZ seine Fachleute zu Kombi-Monteuren für Strom- und Wärmeinfrastruktur und treibt die regionale Ausbildung junger Nachwuchskräfte voran. „Der Generationenwechsel ist bei uns in vollem Gange“, berichtet Franziska Althaus, „daher bilden wir seit 2017 auch in Brandenburg junge Menschen zu Anlagenmechanikern aus und machen sie fit für die Energiezukunft.“ Dafür werden noch Bewerber gesucht.
RED / Nadine Auras