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„Friede, Freundschaft, Streitereien“

Die Glocken läuteten am Dienstagabend vor Aschermittwoch in KW – obwohl man gar keine hörte. Eine Sorge ging um und dunkle Gestalten strebten durch KWs düstere Straßen. Wohin des Wegs? Sie verschwanden gegenüber der Katholischen Kirche auf einem fast finsteren Hof. Zu einer Verschwörung? Ihr Ziel: Der Politische Aschermittwochsvorabend im Katholischen Jugendklub ProFete. Seit Jahren ist diese von Georg Dinter und seinen Mannen mit viel Liebe, Engagement und Ideenreichtum organisierte Veranstaltung ein Magnet für Mitglieder aller Parteien. Hier wird ein satirisches Wort- und Unterhaltungsspektakel geboten, wie es die Stadt sonst nicht hat. Anfangs mehr ein Tärä-Nasenstüberverteilen mit Wattebäuschen bekam es in den letzten Jahren Profil: Die Redner der Parteien teilen Rundumschläge aus zu dem, was die anderen in der Politik bieten – oder eben nicht. Die Schmerzgrenzen in den angriffslustigen Reden sind weit oben angesetzt, aber keiner verübelt das dem anderen. Die KWer haben was zum Lachen, amüsieren sich wie Bolle. Auch die jeweiligen Bürgermeister und Minister der Landesregierung kamen sich nicht zu schade vor, in die Bütt zu steigen, launige Reden zu halten und selbst was auf die Ohren zu bekommen. War es das diesjährige Thema „700 Jahre KW – Friede, Freude, Streitereien“, dass wie nun schon seit drei Jahren die Rathausspitze wieder nicht dabei war? Auch der jahrelang nervende Hoflobliedsänger Tomczak und die FDP nicht mehr. Was aber auch niemand so recht vermisste. Dafür waren zwei Ex-Bürgermeister mittenmang: Stefan Ludwig und Lutz Franzke. Nach Bürgermeister Franzke sollte vor drei Jahren nun eine neue Ära anbrechen – die Glocken läuteten. Doch es waren Alarmglocken. Für das, was dann kam, wurde in der Sitzung konstatiert. Alarmglockengeläut auch bei allen Büttenrednern an diesem Abend. Sorgten sie sich doch, ob sie sich bei kritisch-humorigen Fastnachtsäußerungen zu den Stadtoberen nicht auch eine Strafanzeige oder eine Unterlassungserklärung einfangen. Dabei ist es allerorten Aschermittwochs-Gesetz, dass Wortmeldungen hier – selbst die deftigsten oder Berichte in der Presse darüber – keine Folgen haben. Doch weiß man es? Und so wurde am Dienstag sicherheitshalber bei allem Kritisch-Satirischen in den Wortmeldungen kein Name aus der Stadtspitze genannt. Was aber bei allen genannt wurde – nicht nur für die Fastnachtszeit: Friede, Freundschaft – keine Streitereien. Dass die Stadt zusammengehalten wird.

Ross und Reiter benannte allerdings Ex-Bürgermeister Stefan Ludwig, der sich immer mehr als begnadeter Entertainer entpuppt. Mehr oder weniger aus dem Stegreif legte er mit einer kabarettreifen Show und seinem Gesang „Kein Schwein ruft mich an“ die Finger in viele Wunden der Stadt- und der Landespolitik. Nahm seine Partei, die Linken, davon nicht aus. Die Bundestagsabgeordnete Jana Schimke gab allgemeine Politplattheiten von sich – ohne direkten Bezug zur Region. Worauf ein Besucher den Running Gag machte: „Was macht eigentlich…“ Dottore Franzke machte einen hochintellektuellen Exkurs durch die Stadtgeschichte und schien noch oder wieder Spaß an lokaler Politik zu haben. Und Obergenderin Birgit Uhlworm legte wie immer ihre altbekannte Geschlechterneutral-Mahn-Schallplatte auf und beklagte fehlende „in“-Endungen in der Einladung zu dem (!)Abend. Mein Gott, also genderrichtiger meine Göttin, es gibt Wichtigeres in KW. Meint der(!) Autor dieses Beitrages. Und überhaupt.

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