Eyj uchnem, zieht Euch warm an, denn die böse Kälte greift nicht nur den Darm an. So die Parodie auf ein altes Volkslied der Wolgaschlepper. Ja, warm anziehen ist geboten. Trotz Frühlings. Wegen Putin. Alle Welt versucht, den Aggressor zur Umkehr von seinem Krieg zu bewegen. Auch Altbundespräsident Gauck ist dabei. Er hat eine eigene Freiheits- und Friedensinitiative in die Welt gesetzt: „Frieren für die Freiheit“. Freiheit, sein Schlagwort. Davon salbadert der Ex-Pastor oft. Im Namen der Freiheit will er jetzt die Einfuhr von Gas und Öl aus Russland nach Deutschland stoppen. Ja, und dann? Frieren wie einst im Superwinter 1978/79 in kalten Wohnungen als die Kraftwerke keine Kohle bekamen? Die Frage ist nur, hat der Herr Pastor damals auch gefroren oder haben ihn seine himmlischen Schäfchen gewärmt? Und ist Gauck diesen Winter mit gutem Beispiel voran gegangen, hat auch die Heizung heruntergedreht und für die Freiheit in der Ukraine gefroren? Kann ich mir nicht vorstellen, obwohl es sich bei ihm lohnen würde. Er hat neun Büros auf knapp 200 Quadratmetern im Bundestagsgebäudes – sicher nicht ungeheizt. Aber ihn als Altbundespräsident kostet das ja nichts. Bezahlt doch der Staat. Also wir. Da ist gut Sprüche klopfen. Wer mit dem Hintern an der Heizung sitzt, hat keinen kalten solchen. Aber vilelleicht wollte er auch nur mal wieder Aufmerksamkeit. Aber nicht alle Menschen wollen Gaucks Friedens-Initiative mitmachen. Nicht, dass sie nicht für den Frieden in der Ukraine sind. Aber sie befürchten soziale Härten beim Verzicht auf russisches Gas. Vielleicht haben sie Gaucks Freiheitsgemümmel auch nicht richtig verstanden. Anders als die Kinder in den Schulen. Sie haben den ganzen Winter im Kalten bei offenem Fenster gefroren. Nicht wegen der Freiheit, sondern wegen des Coronalüftens. Aber da haben wir ja die Warmehalteexpertin Ex-Bundeskanzlerin Merkel mit einem tollen Rat: Um sich warmzuhalten sollten die Kinder bei offenem Fenster doch auch mal Kniebeugen machen oder in die Hände klatschen. Beifall für solche Fürsorge! Die Kinder klatschten in die klammen Hände. Vor Begeisterung. Aber was haben wir nicht schon alles für die Freiheit getan. Vielleicht erinnert sich noch einer an die Friedensakivist:in vor der Berliner Gedächtniskirche, die mit ihrer langjährigen „Ficken ist Frieden“-Mahnwache in die Stadtgeschichte Berlins eingegangen ist. Tag für Tag wollte sie alle Menschen von der friedensstiftenden Kraft des Fickens überzeugen. Sie wäre jetzt am 12. März 100 geworden. Viele andere sind auch Friedensakivist:innen. Mit der Erhöhung der Tabaksteuer haben die Raucher vor ein paar Jahren quasi für den Frieden geraucht. Und als Putin im Gegenzug für EU-Sanktionen einen Importstopp für Obst und Gemüse aus der EG verhängte, haben wir täglich einen Apfel mehr für die Freiheit gekaut. Da war ich auch dabei. Wo sich aber keiner ran traut: Wenn alle Fahrer und Fahrer: innen ihre Geschwindigkeit auf der Autobahn auf maximal 100 und auf Straßen außer Orts auf 80 Kilometer pro Stunde begrenzen würden, sänke der jährliche Kraftstoffbedarf in Deutschland um rund 2,1 Milliarden Liter. Aber da ist die Freiheitspartei FDP dagegen. Denn das wäre ein Eingriff in die Freiheit. Merke: Freiheit ist nicht gleich Freiheit.
Eyh uchnem. Und überhaupt.