In der Hauptstadt war gestern ein Feiertag: Frauentag. Für angeblich mehr Gleichberechtigung. Eine symbolische Schmeichelei statt der realen Gleichberechtigung. Hauptgrund für den Feiertag: die säkulare Hauptstadt hat so wenig Feiertage: neun statt, wie das katholische Bayern, 13. Frauentag – ein „arbeitsfreier Tag“ für alle. Arbeitsfrei? Nicht für alle! Im besten Fall darf Mutti mal ausschlafen und kriegt ein paar Blümchen ans Bett gestellt. Dann geht es weiter wie gewohnt. Denn an Feiertagen hat Mutti bekanntermaßen eher noch mehr im Haus zu tun. Wurde dieser Feiertag 8. März nun von Frauen genutzt, gegen ihre Unterbezahlung im Beruf und ihre Hauptzuständigkeit für die Hauptarbeit im Haus zu protestieren? Und: Gegen das Gendern. Denn ehrlich mal: Gendern ist frauenfeindlich! Welche unserer Holden redet so sprachverquer und stammelig?! Dadurch wird doch nicht mehr Geschlechtergerechtigkeit generiert! Menschen über 18 Jahre lehnen Gendern mehrheitlich ab, Männer mehr als Frauen, Ältere mehr als Jüngere. 97 Prozent der 14- bis 35-Jährigen halten das Verhältnis von Frauen und Männern für verbesserungsbedürftig, aber das Gendern hat auch bei ihnen das Gegenteil von dem erreicht, was das Ziel ist: ein besseres Miteinander. Das belegt jetzt eine repräsentative Umfrage des Rheingold Instituts. Die meisten von uns sind doch genervt von der Tatsache, dass das Gendern in den Medien, aber auch bei öffentlichen Stellen, Behörden, aus Bürgerinnen und Bürger, Bürger*innen, Bürger-/innen oder Menschen macht und egal wo nach den Gender-Sternen gegriffen wird. Die Sprache dort ist schon so unverständlich genug. Aus männlichen Personen- und Berufsbezeichnungen wie „Arbeiter“, „Kunde“, „Fußgänger“ und „Besucher“ werden „Arbeitende“, „Kundschaft“, „Passanten“ und „Gäste“. Aus „Mannschaft“ wird „Gruppe“ oder auch „Team“. Werden Frauen durch Wörter wie „Studenten“, „Besucher“ und „Fußgänger“ diskriminiert? Müssen wir das Deutsche einer gendermäßigen Geschlechtsumwandlung unterziehen?
Gibt es eigentlich schon ein Ersatzwort für „bemannte Raumfahrt“? „Bemenschte Raumfahrt“? Im Unterschied zur behundeten oder beafften Raumfahrt?
Manches bleibt zum Glück – noch – beim Alten. Wie der Frühling. Aber wie lange noch? Ist der gendermäßig korrekt – oder heißt es die Frühlingin? Und bald kommt – auch wenn es nicht geschlechtersprachgerecht ist – der Sommer. Das ist doch herrlich! Und nicht fraulich. Aber wie sagen wir nun? Die Frühlingin? Die Sommerin?
Oh, mein Gott! Nee, Gott geht ja auch nicht. Der Gott – der ist ja auch ungenderich. Also: Oh, meine Göttin!
So sag ich ja schon zu meiner Holden. Jetzt hat bald der Spargel seine hohe Zeit. Ach schiet. Geht auch nicht:
der Spargel! Also die Spargelin. Das Stangengemüse. Aber eine Stange kann, wenn sie wächst, auch sehr männlich sein … Spargelin als Salatin genossen ist lecker, aber das ist nicht jederfraus Sache. Nun ja, was der Bauer, pardon die Bäuerin oder auch gendermäßig korrekt die nichtsitzpinkelnde landwirtschaftlich wirtschaftende Bevölkerung nicht kennt, isst sie nicht.
Das eigentliche Problem liegt nicht in der Sprache, sondern in der Lebenswirklichkeit von Frauen, weil es in Deutschland grundsätzlichen Nachholbedarf zum Thema Gleichberechtigung von Männern und Frauen gibt. Das Gendern hilft dabei nicht, es übergeht sprachlich nur die alltäglichen Ungerechtigkeiten und idealisiert so die nicht frauengemäße Realität. Ich habe neulich Stellenanzeige gelesen, in der auf männlich/weiblich/divers verzichtet wurde … Gesucht wurde ein Mensch. Und in einer anderen hieß es: „Männliche Verkäuferin gesucht“. Und überhaupt.