Geschämt

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Früher hat man sich noch geschämt. Wer tut das heute noch? Weder Politiker wegen ihrer vielen Wahlversprechen, die dann doch nur Wahlversprecher sind. Noch über ihre Raffke-Mentalität. Wie jetzt in Berlin. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat beschlossen, die aufgrund der Neuwahlen ausscheidenden Bezirksbürgermeister und Stadträte zu bezahlen. Voll und ganz. Gut drei Jahre lang. Für das umstrittene Gesetz stimmten die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und auch der Linken, die AfD lehnte es ab. Wenn es um ihre Kohle geht, sind auch die Linken voll dabei. Vergessen ist ihre selbst­gepriesene soziale Ader. Die zehn Politiker von SPD, Linken und Grünen kassieren bis zum Ende der Wahlperiode im Jahr 2026 mindestens 9142 Euro/brutto im Monat – also bis etwa 330.000 Euro pro Kopf. Ohne sich im Geringsten zu schämen. Auf den Steuerzahler kommt somit eine zusätzliche Belastung von fünf Millionen Euro zu – obwohl die Politiker gar nicht mehr im Amt sind. Typisch für Berlin: Versor­gung stimmt, Leistung null – offensichtlich eine typische Haltung der Berliner Politik. Ein Schlag ins Gesicht all jener, die es noch als anständig empfinden, für ihr Geld zu arbeiten statt für Müßiggang abzukas­sieren. Scharfe Kritik kam von der AfD-Fraktion. Sie sprach von „Demokratieverachtung und Steuergeld­verschwendung“. Dieses Geld werde viel dringender etwa für die Sanierung von Schulen, den Bau von U-Bahnen oder die Digitalisierung der Verwaltung gebraucht.

Mich erinnert das an die folgende Geschichte: In der Schule fragt die Lehrerin, was die Väter von Beruf sind. Polizist, Verkäufer, Arzt werden genannt. Nur Sven sitzt ganz still da, schaut bedrückt zu Boden und schweigt. Die Lehrerin fragt ihn: „Und was macht Dein Vater?“ – „Mein Vater tanzt nackt in einer Striptease-Bar und geht auf den Strich.“ Die Lehrerin ist sprachlos und fragt Sven nach dem Unterricht, ob das wirklich wahr ist. „Nein, natürlich nicht. Mein Vater arbeitet im Bundestag bei den Grünen. Er ist dort mit beteiligt an Gesetzen zum Verbot von Öl- und Gasheizungen und Autos mit Verbrennermotoren. Aber das zu sagen, habe ich mich geschämt und es war mir zu peinlich.“ Kann man verstehen. Und überhaupt.