Achenbachkrankenhaus: Operation gibt Kindern Hoffnung für die Zukunft
Sie kommen von weit her und bleiben ein paar Wochen oder Monate, um gesund zu werden: Friedensdorf-Kinder werden im Achenbach-Krankenhaus auf der Kinderstation versorgt und vom Chefarzt der Unfallchirurgie operiert.
Celestino, vier Jahre alt, hat mit anderen Kindern eine weite Reise hinter sich. Der Junge aus Angola ist nach Deutschland gekommen, um hier eine Operation zu erhalten, die sein Bein und auch sein Leben rettet. Er leidet, wie andere Friedensdorf-Kinder, die seit 1995 im Achenbach-Krankenhaus aufgenommen und kostenlos medizinisch behandelt werden, an Osteomyelitis. Osteomyelitis führt ohne Behandlung zu schwersten Behinderungen oder gar dem Tod. Das Klinikum Dahme-Spreewald hilft damit unmittelbar den Kindern, die ihr Bein nicht verlieren und von Behinderungen verschont bleiben. Für die gemeinnützige Organisation „Friedensdorf International e.V.“ (https://friedensdorf.de) ist diese Zusammenarbeit unentbehrlich, um nachhaltig Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten zu helfen.
Christian Heisig, Koordinator für Berlin-Brandenburg, seit 28 Jahren für Friedensdorf aktiv, begleitet Kinder auch auf ihrem Weg in die Heimat. Er hat „immer nur Menschen erlebt, die sich gefreut haben, dass ihr Kind wieder laufen kann, wieder fröhlich ist und keine Schmerzen mehr hat.“ In diesem Jahr besteht Friedensdorf International seit fünfzig Jahren. „In der frühen Zeit waren es vor allem Kinder aus Vietnam, später aus anderen Ländern“, erinnert sich der Aktivist, „heute kommen sie aus Afrika oder Afghanistan.“
Das Team der Kinder- und Jugendmedizin nimmt sich dieser besonderen Patienten liebevoll an. Getrennt von Familie und Heimat erhalten sie hier sowohl medizinische Hilfe, als auch Unterstützung von Ehrenamtlichen, die sie besuchen und manchmal sogar ihre Sprache beherrschen. Sehr hilfreicher Beistand kommt vom Gesundheitshaus Stettnisch in Königs Wusterhausen, das für die Kinder nach der oder den Operationen kostenlos orthopädische Hilfsmittel zur Verfügung stellt. So lernen die Friedensdorf-Kinder mit Unterarm-Gehstützen wieder gehen, Orthesen stabilisieren schonend die Beine und helfen bei der Bewältigung des Alltags. Für die Kinder ist dies eine große Unterstützung, da diese Hilfsmittel sonst nicht zur Verfügung stehen würden. Dr. Volker Tober, Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie, hat schon viele Kinder mit Osteomyelitis erfolgreich operiert. „Diese Entzündung verbreitet sich über die Blutbahn in die Knochen. Vom Knochenmark aus wird das gesamte Körperteil befallen, der Knochen erweicht, Gewebe stirbt ab“, beschreibt Dr. Tober den Krankheitsverlauf. „Diese akute, bei Celestino bereits chronische Knochenentzündung wird meist durch Bakterien, manchmal auch Pilze ausgelöst, die über die Blutbahn in den Knochen gelangen. Am häufigsten sind die Beine betroffen.“
Die Behandlung erfordert wegen der Komplexität – Infektion und Knochenschwund – spezielle Kenntnisse. Nach der Aufnahme der kleinen Patienten ist zunächst eine umfangreiche Diagnostik erforderlich. Meist folgt ergänzend zu einer oder mehreren Operationen eine langwierige Therapie mit Antibiotika. Operationen werden teilweise in Zusammenarbeit mit weiteren Experten aus dem Unfallkrankenhaus Berlin Marzahn durchgeführt.
Nach dem Aufenthalt im Krankenhauswird Celestino zum Friedensdorf International in Oberhausen zurückkehren, bevor er mit weiteren Kindern zurück in die Heimat reist. Immer wieder fällt auch dem Team der Kinderstation der Abschied schwer. Ihre Dankbarkeit übermitteln die Kinder mit ihren Augen, den Deutschkenntnissen, die sie hier erworben haben und manchmal auch mit Briefen, viele Jahre nach ihrem Aufenthalt.
Dr. R. Münch (T+F)