Hat das Nase rümpfen an Wildaus Stichkanal bald ein Ende?

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Eine Ahnung davon, dass es sich am Kanal durchaus verweilen lässt, bekommt man auf der Freifläche am Ufer der Dahme, wo der künstliche Wasserarm in Richtung der Schwartzkopff-Siedlung von Wildau abzweigt.

Hinsichtlich des vor sich hin müffelnden toten Gewässers des Stichkanals im Herzen von Wildau gibt es eine schlechte und eine gute Nachricht. Die schechte voran – mindestens in diesem Sommer wird das bracke Wasser zwischen Karl-Marx-Straße und Friedrich-Engels-Straße weiter seine unangenehmen Dünste aussondern. Die heißen Tage im Juni gaben mal wieder einen Vorgeschmack. Die gute Nachricht immerhin ist aber: „Wir sind dran“, versichert Bürgermeister Frank Nerlich gegenüber den KaWe-Kurier.

In diesem Frühjahr wurde von der Stadtverwaltung Wildau wieder ein Antrag auf Fördermittel gestellt, um den Wasserarm zu sanieren. Damit hatte die Stadt auch einen SVV-Beschluss von November 2022 umgesetzt, wonach bis zum 31. März dieses Jahres solch ein Antrag zur Renaturierung zu erarbeiten sei. Seit Jahrzehnten dümpelt der Kanal, der Anfang des letzten Jahrhunderts zur Materialbelieferung der Schwartzkopff-Lokomotivfabrik per Schiff von der Dahme in Richtung des Industriegeländes aus angelegt wurde, vor sich hin und ist sowohl mit seinem verwahrlosten Erscheinungsbild als auch mit seinen Gerüchen ein großes Ärgernis im Ort. Im Rathaus von Wildau nimmt man nun unter dem neuen Bürgermeister bereits den zweiten Anlauf, mit einer Finanzspritze vom Land Abhilfe zu schaffen. Unter der Vorgängerin Angela Homuth hatte es bereits eine Förderzusage in Höhe von knapp 700.000 Euro gegeben. Die wurde allerdings nicht genutzt und wieder zurück gereicht, weil das Projekt aufgrund so mancher Kehrtwende dieser Zeit nicht weiter verfolgt wurde.

„Ja, es war ein Wahlkampfthema und ja, es muss und es wird etwas geschehen“, sagt Gemeindechef Frank Nerlich. Auf genaueTermine will er sich nicht festlegen lassen. „Wir dürfen nicht loslegen, bevor es eine erneute Zusage gibt“, betont er. Und er verweist darauf, dass das Projekt in einem größeren Kontext steht. Die SVV von Wildau hatte im November 2022 auch beschlossen, in der Perspektive bis 2042 ein behutsames Wachstum der Stadt auf maximal 14.000 Einwohner anzustreben. Mehr sei für den Ort auch hinsichtlich des weiteren Ausbaus der sozialen Infrastruktur und der Beherrschung des Verkehrs nicht zu stemmen. Aus diesem Grund beschränkt sich Wildau im Wohnungsbau für die nähere Zukunft auf die drei Enwicklungszentren Stichkanal/ehemaliges AWU-Gelände, ehemaliges Meyer-Beck-Areal an der Fichtestraße und den Standort rund um die ehemalige Mensa der Technischen Hochschule Wildau an der Birkenallee.

„Und genau für das Areal des Stichkanals gibt es jetzt drei Planungvarianten als Ergebnis einer Ausschreibung der Wohnungsbaugesellschaft“, sagt Frank Nerlich. Inhaltlich gehe es dabei neben der Sanierung des Gewässers um Vorschläge für eine Wohnbebauung sowie eine Aufwertung und Erweiterung des bestehenden ALDI-Marktes westlich der Karl-Marx-Straße. Als Fernziel sei darüber hinaus angedacht, die Bibliothek in das „obere“ Wildau westlich der S-Bahntrasse zu verlegen. „Aber am Stichkanal soll es auch einen Begegnungsort für die Menschen geben“, betont der Bürgermeister. Denkbar wäre ein Café. Die Zeit bis zur Bewilligung des Antrages müsse genutzt werden, um im Dialog die bestmögliche Lösung zu finden. „Und dann heißt es planen, planen, planen“, so Frank Nerlich. Fakt sei aber auch, dass man noch nicht wisse, welche „Überraschungen“, sprich konkrete Altlasten, der Kanal tatsächlich bereit hält. „Auf alle Fälle aber ist er für mich erhaltenswert. Man sollte dort verweilen und ihn erleben können. Dass er wieder schiffbar wird, denke ich jedoch eher nicht“, so der Bürgermeister, der sich schließlich doch auf eine zeitliche Aussage einlässt. „Lassen Sie uns in einem Jahr wieder dazu sprechen, dann wissen wir mehr.“ Denn, so weit lehnt sich Frank Nerlich immerhin aus dem Fenster, wenn es mit der Reaktion auf den Förderantrag doch länger als erwartet dauere, müsse die Stadt doch schon früher tätig werden.

TM