Hinter der Maske

Ulrich Hachulla, Karneval (Diptychon), 1984/85 Mischtechnik auf Holz, zweiteilig, 197 x 246 cm, Museum Barberini Potsdam

Sehenswert: Museum Barberini Potsdam zeigt Künstler in der DDR

Wo ist sie geblieben? Mit der Wende vor 28 Jahren ist ein Großteil der damaligen Kunst hierzulande verschwunden. Bücher sowieso. Aber was ist mit den Bildern jener Zeit geworden? Verstauben sie auf Böden, sind sie ganz weg? Eines der wenigen zeitgenössischen Gemälde im typischen Duktus der ersten Jahre der DDR hängt im Gebäude des Hafenbetreibers LUTRA in KW. Aber entstanden damals in unserer Region nicht weitere Bilder im sozialistischen Stil? Das zu recherchieren und vielleicht – wenn noch vorhanden – in eine Ausstellung zu bringen, wäre für den Bereich Kultur des Landkreises eine dankenswerte Aufgabe. So wie es das Potsdamer Museum Barberini jetzt mit der Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ tat. Sie ist wie die beiden ersten Ausstellungen in dem im Frühjahr eröffneten neuen Potsdamer „Kunsttempel“ am Altmarkt auch  wieder ein Besuchermagnet. „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ umfasst rund 120 Werke von über 80 Künstlerinnen und Künstlern von fast 50 Leihgebern aus den Bereichen Malerei, Fotographie, Graphik, Collage und Skulptur.

Der Titel macht neugierig: Gab es eine sublime Botschaft hinter der Fassade des realen Sozialismus? „Hinter der Maske“ zeigten die DDR-Künstler zum Teil einen anderen Blick als den von der staatlichen Kulturpolitik erwarteten, das Programm des Sozialismus ins Bild zu bringen. Aber den auch. Ihr Eigensinn und Kunstverständnis gingen aber weit darüber hinaus. Von 1949 bis 1990, über den ganzen Zeitraum der DDR, entstanden autonome Bilder in großer Zahl, in denen sich Maler, Bildhauer und Photographen mit ihrem Selbstverständnis auseinandersetzten. Diese Kunst zeigt die Ausstellung. Bei der Interpretation von versteckten Botschaften lesen ja Betrachter aus dem Westen und die heutige Kunstpolitik eine generelle Kritik und Regimeablehnung heraus. Davor ist auch diese Ausstellung nicht gefeit. Die Ausstellungstexte suggerieren dann auch eine allgemeine künstlerische Widerstandshaltung. War die so umfassend? Verdienten doch viele der Künstler mit den „verordneten“ Sichten ganz gut. Und nicht nur bloße Anerkennung. Nicht jeder, der auf Maidemos den sogenannten „führenden Repräsentanten“ mit der Arbeiterfaust winkte, hatte dabei den Gedanken an Protest als „So nicht!“. Auch nicht die Künstler.

Gewiss, die Künstler standen im Spannungsfeld von Rollenbild und Rückzug, verordnetem Kollektivismus und schöpferischer Individualität.

„Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ fragt, wie die Künstler im kritischen Blick nach innen ihr Selbstverständnis und ihr Verhältnis zur vorgeschriebenen Aufgabe reflektierten und wo und wie sie trotz staatlicher Vorgaben Spielräume für die künstlerische Kreativität fanden. War alles verordnet, wie heute behauptet wird?.

Die Sicht des Künstlers auf sich selbst kommt in Selbst- und Gruppenbildnissen oder Rollenbildern zum Ausdruck. Diese in der abendländischen Kunst seit der Renaissance tradierten Bildgattungen wurden in der Malerei der DDR ebenso fortgeführt wie das Genre des Atelierbildes, wie die Ausstellung zeigt. Neben diesen überlieferten Motiven und Themen zeigt sie auch die Hinwendung zur Abstraktion oder den Einsatz des eigenen Körpers.  Die Ausstellung meint, „als künstlerische Absage an einen Gesellschaftsbezug“. Insgesamt ist die Ausstellung ein informativer Exkurs durch die Kunstgeschichte der DDR. Durch vier Generationen ziehen sich als zentrale Themen die künstlerische Selbstbehauptung und der kritische Blick auf das Künstlersein.

Daneben gibt es im Barberini eine Galerie der dokumentarischen Dokumentation mit Bildern aus dem damaligen Palast der Republik. Die 16 großformatigen Bilder sind Zeugnis der 1971 ausgerufenen staatlichen Leitlinie „Weite und mit Vielfalt“. Vor dem Hintergrund dieser staatlichen Repräsentationskunst wird umso deutlicher, wie reich das Kunstleben in der DDR insgesamt war, und was sich jenseits davon entfaltete und in der Schau „Hinter der Maske“ zu sehen ist.

Viele der in der Ausstellung gezeigten Bildern wecken Erinnerungen an eine Kunst, die uns 40 Jahre lang begleitete.

Unter den ausgestellten Werken der Ausstellung befinden sich unter anderem Arbeiten von Strawalde (Jürgen Böttcher) (*1931)Ulrich Hachulla (*1943), Bernhard Heisig (1925–2011), Wolfgang Mattheuer (1927–2004), Harald Metzkes (*1929), Arno Rink (*1940), Willi Sitte (1921–2013), Werner Tübke (1929–2004. UR; PI/F: UR

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