Husten-Hysterie

Es hat geklappt: Man hatte mir einen Trick verraten, wie die „Süßes oder Saures“-Bettel- und Klinkenbeschmierergören an Halloween schnell wieder abziehen. So habe ich es letzten Samstag dann auch gemacht. Ich hatte mir infernalische Hustengeräusche aufs Handy geladen und als es klingelte sie abgespielt. Mit Geschrei flüchteten die Klingler – Ruhe war!

Gut, das war der Situation geschuldet, aber man kann momentan überhaupt nicht mal in der Öffentlichkeit kurz husten. Man wird sofort angeschaut, als schaue einem das Coronavirus aus den Knopflöchern. Große Vorsicht ja 
– aber keine Hysterie! Ich war letzte Woche noch mal mit meiner Frau essen und ich hatte dabei mich verschluckt und musste husten. Aber so was von! Das wollte gar nicht mehr aufhören. Ich konnte das Gesicht gerade noch in der Armbeuge verbergen, bevor ich mir ein Taschentuch aus der Hosentasche greifen konnte. Als sich der Atemlos-­Husten gelegt, bemerkte ich , dass sich andere Gäste mit Abstand zu mir umsetzten. Alle mit panischer Coronaangst im Gesicht. Eine Frau hysterisch: „Klingt aber gar nicht gut!“ Ich: „Ja, soll ich eine Melodie einbauen?!“ Aber man kann sich das auch zunutze machen. Wie zu Halloween. Oder wenn die Schlange an der Kasse im Supermarkt ewig lang ist: Man muss es ja nicht übertreiben, aber ein wenig hinter der Maske gehüstelt – schon wird man vorgelassen. Kinder sind da ungefährlicher: Sie husten anderen in die Kniekehle.

In der Berliner Zeitung las ich jetzt einen Artikel meines Kollegen Maxim Leo mit einer genialen Idee. Er hatte sich beim Essen in einer Gaststätte auch arg verschluckt hatte und wäre von Gästen darob fast attackiert worden. Nun trägt er immer einen Zettel um den Hals, auf dem zu lesen ist, dass man sich um seinen Husten nicht kümmern solle, das wäre kein Corona ist, „sondern nur eine offene TBC“, die er sich im ersten Weltkrieg zugezogen hat. Leo meint, den Text könne man gern verwenden, weil er Leben retten kann – den des Verschluckers.

Trotzdem: Bleiben Sie vorsichtig! Und überhaupt.