„Ich möchte wieder stolz auf Wildau sein!“

Über 200 Gäste nahmen an der öffentlichen Bürgerversammlung am Freitag in Wildau teil und ließen sich über das bevorstehende Bürgerbegehren zur Abwahl von Angela Homuth informieren. Foto: V. Elbe

Bürgerinitiative kündigt Start des Bürgerbegehrens 
für Abwahl von Angela Homuth für 29. Oktober an

Am Freitag hatte die Wildauer Bürgerinitiative „Demokratie und Transparenz“ zu einer öffentlichen Bürgerversammlung in die Neue Mitte gegenüber dem S-Bahnhof Wildau eingeladen. Zweck der Veranstaltung war die Aufklärung über die Situation in der Stadt, wie Christine Stüber-Errath, Gründungsmitglied der Bürgerinitiative, in ihrer kurzen Einleitung sagte. „Über 150 kritische Zeitungsartikel sind seit der Gründung der Bürgerinitiative in der regionalen Presse erschienen“, sagte sie, „das kann so nicht weitergehen.“

Dafür strebt die Bürgerinitiative nun ab 29. Oktober ein Bürgerbegehren für die Abwahl der seit knapp zwei Jahren amtierenden Bürgermeisterin Angela Homuth an. Dabei, so betonte Christine Stüber-Errath, läge die Latte hoch. 2500 Stimmen für das Begehren müssen in einem Monat gesammelt werden, um ein Abwahlverfahren einleiten zu können. Dann übergab sie das Wort an den langjährigen TH-Präsidenten und Ehrenbürger von Wildau Professor László Ungvári. „Ich bin Wildauer, auch wenn ich nicht hier geboren bin. Aber ich habe über die Hälfte meines Lebens hier gelebt. In den letzten Jahren war ich Präsident der Deutschen Universität in Kasachstan“, sagte er auf der Veranstaltung. „Bevor ich dahin aufgebrochen bin, waren viele gute Projekte für Wildau in Planung. Ich dachte damals, wenn ich hierher zurück komme, würde ich Wildau nicht wiedererkennen – im positiven Sinne“, so fuhr der ehemalige TH-Präsident in seiner kurzen Ansprache fort. „Und als ich wieder hier war, habe ich Wildau tatsächlich nicht wiedererkannt! Die Stimmung in der Stadt ist von Angst geprägt. Seit Februar hat sich nichts mehr entwickelt! Ich möchte wieder stolz auf ­Wildau sein! Darum stehe ich hier.“

Thomas Kuhn unterstrich die Worte László Ungváris und betonte, dass das Abwahlverfahren gegen die Bürgermeisterin die einzige Möglichkeit ist, „dass wieder Demokratie in Wildau einzieht!“

Danach sprach der ehemalige leitende Mitarbeiter des Bauamts der Stadt, Berthold Pohl. Er ging vor allem auf die geplante Erweiterung der Oberschule ein. „Das Projekt habe ich von Anfang an begleitet, bis hin zur internationalen Ausschreibung. Wir hätten in diesem Jahr mit dem Bau beginnen können“, so der erfahrene Bauingenieur, der seit 30 Jahren in der Region tätig ist. „Hinter meinem Rücken wurde dann von Frau Homuth eine neue Studie in Auftrag gegeben, die den Stadtverordneten dann kurzerhand als Tischvorlage zur Abstimmung gegeben wurde. Damit wurden die Stadtverordneten förmlich über den Tisch gezogen“, stellte Berthold Pohl unmissverständlich fest und fügte an, „Jedes Jahr Bauverzögerung kostet Wildau auf Grund der steigenden Baupreise eine Million Euro!“ Dabei hätte die Schulerweiterung bereits 2024 fertig gestellt sein können.

Frank Nerlich von der Fraktion „Bürger für Wildau/Grüne“ warnte schließlich vor Spaltung, Desinteresse und Angst in der Stadt, die durch die Entscheidungen im Hinterzimmer, die derzeit in Wildau gang und gäbe seien, entstehen. „Die Abgeordneten werden förmlich betrogen“, so Nerlich weiter. Und dann rief er alle Wildauer zu einer regen Beteiligung am Bürgerbegehren auf.

Rechtsanwalt René Schuboth klärte dann über das kürzlich von der Generalstaatsanwaltschaft Brandenburg, gegen eine Zahlung von 5500 Euro eingestellte Verfahren wegen Bestechlichkeit gegen die Bürgermeisterin auf: „Die Einstellung des Verfahrens ist kein Freispruch! Wir wissen eigentlich gar nichts!“

Carsten Kröning schließlich wies darauf hin, dass „die Musik in der Stadtverordnetenversammlung gemacht“ wird: „Geht auf eure Stadtverordneten zu, die ihr gewählt habt! Die wollen ja vielleicht auch wiedergewählt werden!“

Mehrere Wortmeldungen der Besucher thematisierten weitere Missstände in Wildau. So hieß es unter anderen: „Warum wird der Stichkanal nicht endlich saniert?“ oder „Warum gehen wir nicht den seit 30 Jahren erfolgreichen und über die Ortsgrenzen bekannten ‚Wildauer Weg‘ des Kompromisses weiter? Früher haben alle an einem Strang gezogen, um Wildau voran zu bringen. Heute macht jeder seins!“ VE