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Dienstag, März 19, 2024
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Ick wunder mir über jar nischt mehr

Ich nicht! Doch wundert sich überhaupt noch jemand über Politikverdrossenheit in unseren Landen? Sie wird doch befördert – durch politische Anstandslosigkeiten wie wir sie bisher nicht kannten. Wie jene jüngst im Umgang mit der Causa Maaßen. Da sollte ein politisch im Normalfall unhaltbarer Spitzenbeamter statt in die Wüste geschickt, weiter nach oben befördert und dafür fürstlicher als zuvor entlohnt werden. Die SPD war dabei, das mitzumachen und wollte den letzten Rest an Selbstachtung aufgeben, um die auf tönernden Füßen stehende Koalition – koste es was oder was Maaßen kostet – vor dem Ende zu bewahren. Solche Idiotiekurse sind Wasser auf die Mühlen der Rechtspopulisten und befördern deren Aufstieg. Und diese Art von Selbsterhaltungspolitik ist auch einem normal denkenden Bürger kaum begreiflich zu machen. Wenn der sagt, ich habe davon die Nase voll, ist er selber a priori nicht gleich ein Rechtspopulist, wie uns Politiker weismachen wollen. Doch mit der politisch ekligen Maaßen-Geschichte – auch wenn die GroKo protestgedrungenermaßen – noch mal einen Schwenk machte, hat sie uns eins gezeigt: Sie hat jedes Maß für Anstand verloren. Auch wenn sie auf dem sogenannten Einheitsfest am 3. Oktober tönte: „Wir mit Euch!“ Der Rest des Vertrauens in die Politik wird kaputt gemacht. Es ist ein erbärmliches Schmierentheater, denn es geht doch nur um eins: um die Macht und um die eigenen Pfründe. Wenn sie sich sonst auch oft nicht grün sind, da sind sich CDU/CSU und SPD einig. Die Bundeskanzlerin hat sich von einem abgehalfterten CSU-Querkopf, der in Bayern zu nichts mehr zu gebrauchen war und nun einen auf Bundes-Innenminister und auf dicke Hose macht auf der Nase rumtanzen und demütigen lassen. Aber so was von! Bestimmt tüftelt der schon an der nächsten Unverschämtheit, um im Gespräch zu bleiben. Auch wenn sein Hätschelknabe Maaßen nun doch kein höchstbezahlter Politsöldner werden wird – letzte Woche wurde bekannt, dass der auf seinem neuen Posten im Seehofer-Haus nun trotzdem besser entlohnt wird zuvor als oberster Verfassungsschützer. Er hatte sich ja bei Seehofer beschwert, dass er monetenmäßg nur in Maßen – oder Maaßen – bedacht wird. Vor ziemlich genau 64 Jahren hat der FDP-Politiker Reinhold Maier, der erste Ministerpräsident von Baden-Württemberg, sich schon gefragt – als hätte er gewusst, wohin sich die Politikunkultur entwickelt: “Was muss in der Bundesrepublik eigentlich passieren, bis bei irgendeinem Verantwortlichen etwas passiert?” Ja, was denn noch?! Und schon vor 100 Jahren sang Otto Reutter in einem Couplet: „De Zeiten sind heute recht sonderbar,
det Wundern verlernt man janz und jar.
Drum denk’ ick een für alle Mal,
wat ooch passiert, is mir ejal.
Und jeht ooch allens kreuz und quer,
Ick wunder mir über jar nischt mehr!“
Ich auch nicht. Und schon gar nicht über Politikverdrossenheit in unseren Landen. Und überhaupt.

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