Integration durch Ausbildung

Hussain Hamki zeigt Staatssekretär Hendrik Fischer, wie man einen Schaltschrank baut. Im Hintergrund: se.services-Geschäftsführer und Ausbilder Thomas Audien. Foto: V. Elbe

KaWe-Kurier sprach mit Hussain Hamki, Lehrling des Monats Juli

Es ist nur wenige Wochen her, da wurde Hussain Hamki als „Lehrling des Monats“ des Kammerbezirks Cottbus ausgezeichnet. Die Auszeichnung übernahm Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg, was für eine entsprechende mediale Aufmerksamkeit sorgte. Die Auszeichnung wurde dem jungen Syrer an seinem Arbeitsplatz bei der se.services in Schulzendorf übergeben. Auch der KaWe-Kurier war vor Ort und nutzte die Gelegenheit, am Rande mit Hussain Hamki zu sprechen.

Schon am Beginn unseres Gesprächs erstaunt uns, wie gut Hussain Hamki deutsch spricht. Problemlos antwortet der freundliche und aufgeschlossene Syrer auf unsere Fragen und kommt selbst bei komplizierten Sachverhalten nicht aus dem Tritt. Dabei ist der heute 29-Jährige erst seit 4 Jahren in Deutschland.

Hussain Hamki kam mit der großen Flüchtlingswelle 2015 nach Deutschland. In Syrien hatte er gerade ein Ingenieurstudium Elektrotechnik absolviert und bereits ein Jahr gearbeitet, als der Krieg seine Heimatstadt Aleppo zerstörte und ihn und seine Frau zur Flucht zwang.

„Ich wollte auch in Deutschland als Ingenieur arbeiten, aber die Praxis hier ist völlig anders als in meiner Heimat und meine fehlenden Deutschkenntnisse machten das unmöglich“, erinnert er sich. Sein Deutschlehrer sagte ihm damals. „Das funktioniert so nicht, wie du dir das vorstellst! Fang lieber eine Stufe tiefer wieder an und absolviere eine Berufsausbildung!“

Inzwischen hatte Hussain Hamki und seine Frau eine Wohnung in Eichwalde gefunden. Eines Abends im November 2016 sagte ihm sein Betreuer: „Ich kenne da einen ausgezeichneten Ausbildungsbetrieb ganz in der Nähe – wir gehen da mal hin!“ An seinen ersten Besuch bei der se.services kann sich Hussain Hamki noch ganz genau erinnern: „Es war längst dunkel und im ganzen Gebäude brannte nur noch ein Licht. Da sind wir dann hingegangen und haben Geschäftsführer Thomas Audien getroffen.“ Schon das erste Gespräch verlief sehr positiv. Als Ergebnis wurde ein Sprachkurs mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik vereinbart, den der junge Syrer dann auch gleich absolvierte. Im zweiten Treffen wurde zunächst ein Betriebspraktikum vereinbart und dann begann für Hussain Hamki auch schon die Berufsausbildung.

Auf die Frage, wie er denn von seinen neuen Kollegen im Betrieb aufgenommen wurde, antwortet er: „Der Anfang ist natürlich immer schwer. Aber ich habe ganz offen gesagt, dass ich ihre Unterstützung brauche und dass sie Geduld mit mir haben müssen. Das hat gut funktioniert, ich werde gut von meinen Kollegen akzeptiert.“

Der Geschäftsführer des se.services, Thomas Audien ergänzt: „Wir haben hier bei uns schon seit Jahren Kollegen und Azubis aus anderen Ländern. Dadurch gab es auch keine Probleme bei der Integration von Hussain Hamki.“

Dann kommt er noch auf ein weiteres Problem zu sprechen: „Hussain Hamki ist sehr engagiert in seiner Ausbildung und äußerst selbständig. Außerdem ist er der beste Auszubildende seines Jahrgangs an der Berufsschule. Das würden wir ihm gerne auch honorieren. Leider nutzt das aber nichts, da jeder Euro mehr vom Betrieb auf das Wohngeld von Hussain Hamki angerechnet wird. Das ist schade, da sollte man über eine bessere Lösung nachdenken!“

Hussain Hamki war der Einzige aus seiner Sprachschulklasse, der eine Ausbildung begann. „Alle anderen warten auf eine Möglichkeit, zu studieren und überbrücken die Zeit mit Gelegenheitsjobs“, berichtet er und zieht eine sehr positive Bilanz seines bisherigen Werdegangs. „Ich habe das mit der Ausbildung völlig richtig gemacht. Während meine Mitschüler jetzt erst anfangen, in Deutschland anzukommen, bin ich längst integriert und spreche die deutsche Sprache“, sagt er. Und nächstes Jahr wird Hussain Hamki stolz seinen Gesellenbrief in Empfang ­nehmen.VE